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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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kaum mehr als ein paar Minuten unruhigen Schlafes an einem Stück hatte.
    Er war müde, so einfach war das. Aber das durfte er Sylvia nicht merken lassen. Sie war auch so schon fertig genug. Die einzige Zeit, wo sie selbst etwas Ruhe fand, war die, wenn sie sich im Keller mit Jeffy und Mess und Phemus zusammenkuschelte und sich sicher fühlte, weil Alan in den oberen Stockwerken von Toad Hall patrouillierte.
    Er war gerade am Ende einer dieser Patrouillen angelangt und rollte sich durch das Erdgeschoss, kontrollierte die Kerzen und ersetzte die, die nur noch flackernde Reste waren. Gegen Mittag war der Strom ausgefallen. Er hatte gedacht, das sei nur eine lokale Störung, aber im Radio hieß es, die Elektrizitätswerke von Long Island seien dauerhaft vom Netz gegangen. Zu anderen Zeiten wäre das vielleicht romantisch gewesen. Aber angesichts von dem, was da draußen lauerte und alles unternahm, um hereinzukommen, war das alles andere als romantisch.
    Jetzt, wo er seine mitternächtliche Inspektion beendet hatte und in jedem Zimmer frische Kerzen flackerten, richtete Alan sich im Fernsehzimmer ein und schaltete das Radio an. Seltsam, wie sehr ein bisschen Unglück doch die Gewohnheiten verändern konnte. Noch vor einer Woche hätte er nicht einmal darüber nachgedacht, ob das Radio lief, während er seine Runde machte. Jetzt, wo der Strom ausgefallen und Batterien rar waren, ließ er es keinen Augenblick länger als nötig an.
    Jo und Freddy hielten auch weiterhin durch, Gott sei’s gedankt. Ihre Stimmen waren etwas abgehackt, manchmal waren sie völlig unverständlich – ihre Müdigkeit wurde vielleicht noch durch ein bestimmtes Kraut gesteigert –, aber sie sendeten abwechselnd weiter. Das Signal machte zwar manchmal den Eindruck, als käme der Saft von einer Horde hektisch am Rad drehender Hamster, aber sie ließen sich von der Angst nicht unterkriegen. Genauso wenig wie ein beträchtlicher Teil ihrer verbliebenen Zuhörer.
    Und Alan auch nicht.
    Das Einzige, was er an ihnen auszusetzen hatte, war, dass sie keinen Doo-wop spielten. Sie spielten gute Sachen, einige neue, vor allem aber das, was als Classic Rock bezeichnet wurde. Doch soweit es Alan betraf, waren die wirklichen Klassiker an den Straßenecken gesungen worden – mit der Bassstimme und Fingerschnippen als Rhythmus und drei- oder vierstimmigem Gesang, der die Geschichte erzählte. Da hatte alles angefangen. Einige tolle Sachen stammten aus den Sechzigern und einiges kam sogar noch aus den Siebzigern, aber die Wurzel von allem, der klassische Teil dieser Musik, kam aus den Fünfzigern und den frühen Sechzigern, bis die Briten begannen, die Musik neu zu definieren.
    Soeben lief »Eight Miles High«. Damit konnte Alan leben. Die Byrds beherrschten ihren Harmoniegesang. Er verlor sich gerade in McGuinns Soli, als er ein ungewohntes Geräusch aus der Eingangshalle hörte. Er schaltete das Radio ab.
    Das Splittern von Holz.
    Er zog den mit Zähnen besetzten Schlagstock aus der Tasche hinter seiner Rückenlehne, legte ihn auf seinen Schoß und rollte zur Frontseite des Hauses. Sobald er in die Eingangshalle kam, sah er das Problem. Nachdem sie sich nächtelang bemüht hatten, war es den Kauwespen schließlich gelungen, den metallenen Schmutzfänger vom unteren Rand der Tür loszureißen, und jetzt waren sie eifrig damit beschäftigt, auf Bodenhöhe Löcher in das Holz zu nagen. Unterkiefer mit spitzen Zähnen waren an zwei Stellen sichtbar, die unablässig an dem Holz fraßen, Stücke abraspelten und kleine Pyramiden aus Sägespänen errichteten.
    Das war nicht gut. In Kürze würden sie ein paar Löcher gefräst haben, die groß genug waren, um hindurchschlüpfen zu können. Und dann wäre Toad Hall voller Kauwespen – und sicherlich auch voller Speerspitzen.
    Alle auf der Suche nach Jeffy. Aber um zu Jeffy zu gelangen, mussten sie erst durch Sylvia hindurch. Schon der Gedanke daran entsetzte ihn.
    Aber um an Sylvia heranzukommen, mussten sie an ihm vorbei.
    Alan sah sich nach einer Art zweiten Verteidigungslinie um, etwas, mit dem sich die Schwachstellen verstärken ließen. Der schwere Abstelltisch aus Messing neben der Tür fiel ihm ins Auge.
    Perfekt.
    Er rollte sich dorthin, nahm all die Netsuke herunter und stellte sie sorgfältig in der Ecke auf, dann zog er die Etagere auf die Seite. Er versuchte, sie sachte zu Boden gleiten zu lassen, aber sie schepperte mit heftigem Lärm auf den Fußboden. Sie vom Rollstuhl aus weiterzuschieben erwies sich

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