Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
verlaufen. Sie hatten es auf dem Jetstream in einer hervorragenden Zeit geschafft. Und dann hatten sie sogar noch mehr Glück gehabt, weil Bill Ryan und Nick bereits wieder zurück waren und am Flughafen auf sie warteten, als der Flieger landete.
    Ba hatte vom Telefon im Hangar noch einmal versucht anzurufen, aber die Leitung war immer noch tot. Also näherte er sich jetzt dem Schauplatz einer Tragödie. Er hätte Toad Hall nicht verlassen sollen. Wenn der Missus und ihrer Familie etwas passiert war …
    Da war der Shore Drive. Und da die Außenmauer des Anwesens, das Tor, die geschwungene Auffahrt, die Weiden, die Villa selbst, die Haustür –
    »Oh Scheiße!«, fluchte Jack halblaut. »Oh nein!«
    »Missus!«
    Das Wort entfuhr Ba, als er sah, dass die untere Hälfte der Haustür herausgebrochen und weggerissen war. Er war bereits aus dem Wagen und rannte auf das Haus zu, wobei er die Stufen mit einem Sprung nahm. Die Tür war offen und hing schief in den Angeln. Er stürmte hindurch und blieb wie angewurzelt im Foyer stehen.
    Ein Blutbad. Die Möbel waren umgeworfen, die Tapeten hingen in Streifen von den Wänden wie abgeschälte Haut, der Rollstuhl des Doktors stand leer mitten im Raum. Und Blut. Getrocknetes Blut, in einer Lache auf der Schwelle und über die Außenseite der Tür verspritzt.
    Eine nie gekannte Furcht packte Ba an der Kehle und drückte zu. Er hatte gegen die Vietcong gekämpft und sich gegen Piraten im Chinesischen Meer zur Wehr gesetzt, aber das hatte nie dazu geführt, dass er sich schwach und hilflos fühlte wie hier beim Anblick von Blut in Toad Hall.
    Er rannte durch das Haus und rief nach der Missus, dem Doktor, Jeffy. Durch den verlassenen ersten Stock, zurück in den Fernsehraum, bis er dann vor der Kellertür wieder erstarrte. Die Tür stand offen, der Lack war abgenagt, die überlappenden Paneele zersplittert und fast ganz weggerissen. Ba öffnete sie bis zum Anschlag und stand oben auf der Treppe.
    »Missus? Doktor? Jeffy?«
    Keine Antwort von unten. Er bemerkte die Taschenlampe, die auf der zweiten Stufe lag. Er hob sie auf und stieg nach unten, mit einer entsetzlichen Angst vor dem, was er finden würde.
    Oder nicht finden würde.
    Der Keller war leer. Eine rote Kerze war bis zu einer Wachspfütze auf der Tischtennisplatte heruntergebrannt. Bas Finger zitterten, als er die Hand ausstreckte und das Wachs berührte. Kalt.
    Wie abgestorben schleppte er sich wieder die Treppe hoch und schlurfte zur Haustür hinaus. Jack und Bill standen am Auto und warteten. Sie sahen ihn an.
    »Sind sie …?«
    »Weg«, sagte Ba. Seine Stimme war so leise, dass er sie selbst kaum hörte.
    »Hey, Ba«, sagte Jack. »Vielleicht sind sie zu …«
    »Da ist Blut. Sehr viel Blut.«
    »Oh Gott«, murmelte Jack.
    Bill senkte den Kopf und drückte sich die Hand vor die Augen.
    »Was sollen wir tun, Ba?«, fragte Jack. »Sag es und wir tun es.«
    Ein guter Freund, dieser Jack. Sie hatten sich erst vor ein paar Tagen kennengelernt und er handelte schon wie ein Bruder. Aber nichts konnte den Schmerz in Bas Herz lindern, den aufsteigenden Kummer, die bittere Selbstverachtung, weil er die Menschen, die er liebte – seine Familie – ohne Schutz gelassen hatte. Warum hatte er …?
    Er wirbelte herum, als er hörte, wie ein Motor in der Garage hinter dem Haus zum Leben erwachte. Er kannte diesen Motor. Er steckte in dem 1938er Graham – dem Lieblingsauto der Missus.
    Er kämpfte gegen die aufkommende Freude an, aus Angst, sie könne enttäuscht werden, und rannte auf die Rückseite des Hauses zu. Er war nur ein paar Schritte weit gekommen, als der Haifischmaulkühler des Graham um die Hausecke bog. Die Missus saß hinter dem Lenkrad, Jeffy neben ihr. Ihr Mund formte ein O, als sie ihn bemerkte. Sie würgte den alten Wagen ab, als sie auf die Bremse trat und dann war sie aus dem Auto gesprungen und rannte mit ausgebreiteten Armen über den Rasen, das Gesicht in unkontrolliertem Schmerz verzerrt.
    »Ach Ba! Ba! Wir haben den ganzen Tag auf dich gewartet! Ich dachte, wir hätten dich auch verloren.«
    Und dann tat die Missus etwas, was sie noch nie zuvor getan hatte: Sie schlang ihre Arme um ihn, klammerte sich an ihn und begann an seiner Brust zu weinen.
    Ba wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Er hielt die Arme starr nach unten gerichtet, unsicher, was er mit ihnen machen sollte. So überglücklich er auch war, dass sie am Leben war, so war es doch ganz sicher nicht angebracht für ihn, die Missus zu

Weitere Kostenlose Bücher