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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Bill wollte früh genug wieder da sein, um ihm die besten Wünsche mit auf den Weg zu geben.
    Er musste sich durch die Menschenmenge am Central Park West drängen. Das ganze Gebiet rund um das untere Ende des Parks war zum Schauplatz eines spontanen Straßenfestes geworden. Nun, warum auch nicht? Die Sonne schien und die Gegend war voller Schaulustiger. Jeder, der etwas zu verkaufen hatte, vom Hot Dog zum Döner, vom Luftballon zum Rolex-Imitat, war hier. Es lagen die Gerüche so vieler ethnischer Küchen in der Luft, dass es der Cafeteria der Vereinten Nationen Konkurrenz machen konnte. Er bemerkte jemanden, der T-Shirts mit »Ich war am Central-Park-Loch« verkaufte, bei denen die Tinte noch nicht mal getrocknet war.
    Wie erwartet fand er Glaeken in der Wohnung vor dem Panoramafenster.
    »Wie wollen die da unten vorgehen?«, fragte der alte Mann, ohne sich umzudrehen.
    »Sie haben sich darauf geeinigt, dass sie aufgrund verschiedener technischer Defekte zurzeit noch nicht sagen können, wie tief das Loch ist.«
    Auch gegen Mittag, als die Sonne direkt in das Loch hinein schien, war es ihnen nicht gelungen, den Grund des Lochs auszumachen. Die Schwärze war zwar weiter zurückgedrängt worden, aber sie war immer noch da und verbarg den unteren Teil des Lochs.
    Nun wandte Glaeken sich ihm zu. Er lächelte verdrießlich.
    »Da haben sie all diese wundervollen Geräte gebaut, um exakte Messungen machen zu können, trotzdem glauben sie den Daten nicht, die diese Apparate liefern. Es ist erstaunlich, wie sehr sich der Verstand doch der Wahrheit verschließt, wenn die nicht den eigenen Erwartungen entspricht.«
    »Ich kann es ihnen eigentlich nicht verdenken. Es ist nicht leicht, das Unmögliche zu akzeptieren.«
    »Mag sein. Aber unmöglich ist jetzt ein Wort, das seine Bedeutung verloren hat.« Er wandte sich wieder zum Fenster.
    »Was ist das, was die da unten aufbauen?«
    »Ein Lastkran. Nick wird in das Loch hinabfahren, um …«
    Glaeken wirbelte herum. Seine Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen.
    »Sie reden da von Ihrem jungen Freund? Er will in das Loch hinein?«
    »Ja. Sobald die Taucherglocke bereit ist.«
    Glaeken ergriff Bills Oberarm. Sein Griff war wie ein Schraubstock. »Lassen Sie das nicht zu. Sie müssen ihn daran hindern. Er darf nicht in das Loch hinein!«
    Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ Bill für Nick fürchten. Sehr sogar. Er machte kehrt und rannte zur Tür. Draußen im Flur drückte er den Knopf für den Fahrstuhl. Als sich die Tür nicht sofort öffnete, nahm er die Treppe. Er hatte nicht die Zeit zu warten. Nach ein paar Minuten war er unten und rannte auf die Straße, aber hier wurde sein Vorankommen massiv erschwert. Die Menschenmenge war noch weiter angewachsen. Sich da hindurchzuwinden war wie Schwimmen in Zuckerwatte.
    Er kämpfte gegen die aufkommende Panik an, während er sich grob einen Weg durch die Menge bahnte und eine Woge von Flüchen und Verwünschungen hinter sich her zog. Er hatte nicht abgewartet, um Glaeken zu fragen, was mit Nick in dem Loch passieren würde. Der Ausdruck im normalerweise vollkommen unbewegten Gesicht des alten Mannes hatte ihm mehr verraten, als er wissen wollte. So hatte er Glaeken noch nie erlebt.
    Als er sich nur ganz langsam der Sheep Meadow näherte, erinnerte sich Bill, dass Nick ihm gesagt hatte, was für ein Glück es für ihn sei, hier zu sein. Aber Bill musste auch daran denken, was für schreckliche Dinge den Menschen zugestoßen waren, die ihm etwas bedeuteten.
    Sein Magen verkrampfte sich bei der Überlegung, dass das vielleicht gar nichts mit Glück zu tun hatte.
    »Licht, Kamera und Action!«, rief Nick, als die Tauchglocke ruckartig in Bewegung geriet.
    Dr. Dan Buckley lächelte ihn schwach an und krallte sich an einen der Haltegriffe. Buckley war ein älterer Herr aus der Fakultät für Geologie. Er wurde langsam kahl, die verbliebenen Haare waren weiß. Sicherlich hatte er die sechzig bereits überschritten. Er hatte seinen Camcorder angeworfen und filmte durch eines der vorderen Bullaugen. Eine Nikon-Digitalkamera hing um seinen Hals. Er schwitzte und Nick überlegte, ob Buckley wohl zu Panikattacken neigen mochte. Die Tauchglocke namens Triton hatte die Größe eines kleinen Badezimmers mit einer niedrigen Decke. Ganz bestimmt kein angenehmer Ort für jemanden, der an Klaustrophobie litt.
    Sein Magen rebellierte etwas, als die Glocke über den Abgrund hinausgehievt wurde. Er hatte Achterbahnfahrten noch nie etwas abgewinnen

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