Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld
können und das hier schien eine zu werden.
Er blickte durch das hintere Fenster rechts von ihm, um noch einmal den Laser-Distanzmesser zu kontrollieren, der dort angebracht war. Alles schien ordentlich befestigt. Er sah aus dem anderen Fenster zu dem Kran und zu der Menge, die aus Polizisten, Arbeitern, Angestellten der Stadt und den anderen Forschungsteams der Universität bestand. Er sah, wie Pater Bill sich durch die Zuschauer bis ganz nach vorne drängte und wie er da hin und her sprang, mit den Armen wedelte und ihm etwas zurief. Er war zu spät gekommen, aber wenigstens hatte er es geschafft. Nick war froh, dass er hier war und ihn so sehen konnte. Er winkte zurück und zeigte ihm durch das Glas den hochgereckten Daumen, dann nahm er Platz und bereitete sich auf den Abstieg vor.
Das hier war toll. Es war monstermäßig. Es war das Aufregendste, was ihm je in seinem Leben passiert war.
»Alles klar da drinnen?«, fragte eine blecherne Stimme durch den Lautsprecher über ihm.
»Roger«, erwiderte Nick. Buckley bestätigte ebenfalls.
Eine Schrecksekunde freier Fall, dann waren sie unterwegs, an einer Stahltrosse hinunter in die Tiefe. Das Sonnenlicht wich den Schatten. Die sich abwechselnden Halogenscheinwerfer und Strahler rund um die Mitte der Tauchkugel waren bereits eingeschaltet und erhellten die nur wenige Meter entfernte Wand. Buckley presste seine Kamera gegen das Fenster und machte mit seiner Nikon Aufnahme um Aufnahme von den vorbeiziehenden Gesteinsschichten.
»Könnt ihr uns da oben hören?«, fragte Nick.
»Laut und deutlich, Triton«, kam die Antwort. »Wie geht es voran?«
»Es läuft wie geschmiert. Es ist toll. Die Stadt sollte sich überlegen, ob sie dieses Gefährt nicht kaufen und eine Unterhaltungsfahrt daraus machen sollte. Dann müssten sie nicht dauernd die Steuern erhöhen.«
Er hörte das freundliche Gelächter von oben und lächelte. Das hatte doch wirklich cool und selbstsicher geklungen, oder? Er hoffte es. Cynthia Hayes war da oben, sie wartete und beobachtete den Abstieg wie die anderen aus ihrer Abteilung. Er hoffte, dass sie das gehört hatte und dass sie beeindruckt war.
Dieser kleine Ausflug würde den Physiker Dr. Nicholas Quinn berühmt machen. Dafür würde die Presse schon sorgen. Eine Meute von Journalisten war da oben und er wusste, sobald er aus der Taucherkugel stieg, würden sie sich mit tausend Fragen auf ihn stürzen. Heute Abend würde er in allen Nachrichten sein, zur Hauptsendezeit und danach in den Nachtmagazinen. Vielleicht sogar bei den überregionalen Sendern. Die meisten Menschen in seiner Situation würden sich jetzt überlegen, wie sie dadurch ihre Karriere voranbringen könnten – Nick fielen auf Anhieb drei Namen aus seiner eigenen Fakultät ein. Es war zum Lachen, wie bescheiden dagegen doch seine eigenen Ziele waren. Er überlegte, wie er das zu einer Gelegenheit wenden konnte, Cynthia um ein Date zu bitten. Wenn er berühmt wäre, wie könnte sie da Nein sagen?
Die Sprechanlage riss ihn aus seinem Tagtraum.
»Sie sind jetzt auf halber Höhe, Triton. Wie läuft’s?«
»Gut«, sagte Nick. »Könnt ihr uns noch sehen?«
»Ja, aber Sie sind jetzt nur noch ein kleiner Lichtpunkt da unten.«
Auf halber Höhe. Sie hatten dreitausendfünfhundert Meter Kabel zur Verfügung. Sie waren fast zwei Kilometer gesunken und hatten den Grund immer noch nicht erreicht. Das war unglaublich. Was konnte so ein Loch erzeugt haben? Konnte es natürlichen Ursprungs sein? Oder war der außerirdisch? Nun, das war eine Möglichkeit. Es schien ein künstliches Gebilde. Was, wenn …?
Buckleys Stimme holte ihn in die Realität zurück.
»Können wir die Scheinwerfer irgendwie heller stellen?«, fragte er in die Sprechanlage.
»Die strahlen mit voller Kapazität. Wo liegt das Problem, Triton?«
»Die Wand des Lochs ist kaum noch zu sehen.«
»Wir können Sie von hier auch nicht mehr sehen. Wollen Sie abbrechen?«
Nick sah aus seinem Fenster. Da war es schwarz. Die Lichtkegel der Flutlichter schienen zu verschwinden, die Schwärze verschluckte das Licht ein paar Meter hinter den Leuchtröhren. Den Suchscheinwerfern erging es nicht viel besser. Sie leuchteten vielleicht fünf Meter weit in die Dunkelheit, dann war da nichts mehr.
Nein, halt – drei Meter in die Dunkelheit. Nein …
Nick schluckte heftig. Die Dunkelheit drängte sich an die Scheinwerfer heran, bezwang und verschluckte das Licht.
»Was ist mit den Scheinwerfern los?«, fragte Buckley mit
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