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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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hatte, hypnotisiert von der hektischen Aktivität auf der Sheep Meadow, als die Klingel ertönte. Er schaute den Flur entlang, in dem Glaeken verschwunden war, sah aber keine Spur von ihm.
    Nun, Glaeken hatte gesagt, er solle die Tür aufmachen, also würde er das auch tun.
    Es war ein seltsames Paar, das da im Flur stand. Ein ergrauter Priester und ein merkwürdig aussehender jüngerer Mann mit leerem Blick, einer genähten Lippe und einem entsetzten Gesichtsausdruck. War das Speichel in seinem Mundwinkel?
    »Wer sind Sie denn?«, fragte der Priester. Offenbar hatte er jemand anderen erwartet.
    Jack lächelte. »Das ist nicht das, was die Leute für gewöhnlich sagen, die auf Ihrer Seite der Tür stehen.«
    »Ich wohne hier«, sagte der Priester mit einem Hauch von Verärgerung in der Stimme.
    Jack hatte nicht vor, mit dem Mann zu streiten. Er trat zur Seite.
    »Wenn Sie das sagen.«
    Er musterte den Priester, als der an ihm vorbeiging. Er war größer als Jack, erheblich älter, aber er wirkte durchtrainiert. Sein Gesicht war zerfurcht und hager und er hatte den gehetzten Blick, den Menschen haben, die zu viele schreckliche Sachen gesehen haben.
    Jack überlegte, dass er vielleicht den gleichen Blick hatte.
    Der Priester führte seinen traumatisierten Begleiter ins Wohnzimmer und setzte ihn auf das Sofa. Er musste ihn buchstäblich an den Knien einknicken, damit der sich setzte. Dann wandte er sich zu Jack.
    »Wo ist Glae–, ich meine Mr. Veilleur?«
    »Glaeken ist hinten bei seiner Frau. Mein Name ist übrigens Jack.«
    »Ach ja, ich sollte Sie eigentlich gestern kennenlernen.« Er streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Bill Ryan.«
    Jack schüttelte ihm die Hand. »Welche Art Priester?«
    »Die mit dem Ex– . Ich habe Ihren Nachnamen nicht verstanden.«
    »Jack reicht völlig.« Um das Thema von den Namen abzulenken, deutete er auf den Kerl auf dem Sofa. Ja, das war wirklich Speichel an seinem Kinn. »Was ist mit ihm passiert?«
    »Das ist Doktor Nick Quinn. Er ist einer der Wissenschaftler, die gestern in das Loch hinabgestiegen sind – derjenige, der es überlebt hat.«
    Jack sah den Mann plötzlich in anderem Licht. »Ich habe gesehen, was gestern Nacht da rauskam …«
    Ryan legte Quinn die Hand auf die Schulter. »Ich fürchte, Nick hat etwas viel Schlimmeres gesehen.«
    »Ja.« Jack betrachtete den armen Kerl, der blicklos in die Luft starrte. Runter als Intelligenzbestie, rauf als Psychowrack. »Sieht so aus. Wo kommen Sie jetzt her?«
    »Washington Heights.«
    »Wie stehen die Dinge da?«
    »Nicht so schlimm. Man bemerkt kaum etwas, bis man nach Harlem kommt. Und selbst da könnte man noch glauben, dass es nur ein schlimmes Unwetter gegeben hat. Aber von der 99th Street bis hier sieht das aus, als hätte es Straßenschlachten oder so etwas gegeben. Und hier unten …« Er schüttelte mit Abscheu den Kopf. »Da ist immer noch Blut auf der Straße.«
    Jack nickte. »Als ich heute Morgen von der East Side herüberkam, war es noch schlimmer.«
    Bei der Erinnerung daran rebellierte sein Magen. Er hatte in der letzten Nacht kaum geschlafen. Die meiste Zeit hatte er nervös Wache bei Gia und Vicky gehalten und im Fernsehen auf Nachrichten über den Central Park gewartet. Auf den Kabelkanälen liefen die ganze Nacht Sondersendungen, aber es gab keine Bilder. Von den Kamerateams, die in die Gegend geschickt wurden, hörte man einfach nichts mehr. Kurz nach Sonnenaufgang hatte er sich auf die Straße hinausgewagt. Am Sutton Square war alles ruhig und der übliche morgendliche Verkehr rollte Sutton Place hinauf und hinunter. Nirgendwo waren fliegende Monster zu sehen, also joggte er die Anhöhe nach Midtown hoch.
    Zwischen der Madison und der Park Avenue traf er auf Polizeiabsperrungen. Er schlüpfte daran vorbei und ging weiter nach Westen. An der 59th Street kam er sich vor wie in einem Albtraum. Verschrumpelte, eingefallene, ausgesaugte Gestalten lagen auf dem Asphalt, überall Körperteile – da ein kopfloser Torso ohne Gliedmaßen auf dem Bürgersteig, dort ein Bein am Straßenrand oder ein angenagter Finger auf einem Briefkasten. Je weiter er sich dem Central Park näherte, desto schlimmer wurde das Blutbad.
    Central Park West war schlimmer als alles andere – Leichen; tote Pferde, die noch in ihren Geschirren steckten; Autos, die sich überschlagen hatten; ein Taxi, das zur Hälfte in der Eingangstür zum Plaza Hotel steckte. Jeder Rettungs- und jeder Leichenwagen der Stadt schien hier im Einsatz, um

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