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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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weitere knappe Verbeugung und ein flüchtiges Lächeln, das gelbe Zähne entblößte. »Ja, ich sehe. Ich danke Ihnen vielmals.«
    Jack bemerkte wohlgefällig, dass sich Ba kein bisschen entspannte.
    »Wo sind Sie ausgebildet worden?«
    »In meinem Heimatland – Vietnam.«
    Jack fragte sich, ob er zu den Vietcong gehört hatte.
    »Armee?«
    Seine dunklen Augen wichen keinen Moment von den Geschehnissen im Wohnzimmer. »Special Forces.«
    Ich wusste es doch.
    »Was ist außer dem Schlagstock noch in der Tüte?«
    Ba blickte ihn an. Seine Augen musterten für einen Moment sein Gesicht, dann reichte er Jack die Tasche.
    Jack nahm sie und öffnete die Kordel. Vom Gewicht her war zu vermuten, dass sie nicht viel mehr enthielt, aber er kontrollierte sie trotzdem. Er zog den Knüppel heraus und starrte verblüfft auf die Hunderte winziger, glitzernder, glasartiger Zähne, die aus den letzten fünfundzwanzig Zentimetern herausragten.
    »Gott. Das sind Kauwespenzähne.«
    Ba schwieg.
    Jack schwang den Knüppel ein paarmal probeweise. Er hatte gesehen, was diese kleinen Zähne anrichten konnten. Ein Knüppel, der damit gespickt war, war eine fürchterliche Waffe.
    »Wie viele haben Sie getötet?«
    »Ein paar.«
    »Was ist mit den Schleimdingern? Haben Sie davon auch welche erwischt?«
    Ba schüttelte den Kopf.
    »Bei denen müssen Sie aufpassen.« Jack hob den Fuß mit dem teilweise zerfressenen Turnschuh, damit Ba ihn sehen konnte. »So wirkt das Schleimzeug in ihren Bäuchen auf Gummi. Auf der Haut ist es noch schlimmer.«
    Bas Augen zuckten zu Jacks bandagiertem Arm. Dann wieder weg.
    Jack ließ den Schlagstock wieder in den Beutel gleiten und gab ihn zurück.
    »Können Sie mir auch einen davon machen?«
    Ba reichte Jack den Beutel. »Sie können den haben.«
    Instinktiv setzte Jack an, um abzulehnen. Er nahm von Fremden keine Geschenke an. Er mochte es nicht, jemandem etwas schuldig zu sein, vor allem nicht jemandem, den er gerade erst kennengelernt hatte. Aber er hielt sich zurück. Sie hatten sich nur vor ein paar Minuten getroffen, hatten nur ein paar Worte miteinander gewechselt – Ba hatte fast nichts gesagt –, trotzdem fühlte er sich mit dem anderen Mann auf einer Wellenlänge. So etwas war ihm in seinem Leben nur ganz wenige Male passiert. Es war ein gutes Gefühl. Ba musste etwas Ähnliches gespürt haben. Das war eine Geste des Asiaten. Jack durfte nicht ablehnen.
    »Was ist mit Ihnen? Brauchen Sie den nicht?«
    »Ich werde mir einen neuen machen. Da, wo ich herkomme, sind noch viele, viele Zähne.«
    »Na schön. Ich nehme an.« Jack wog die Tüte in der Hand, dann klemmte er sie sich unter den Arm. »Vielen Dank, Ba. Ich habe das Gefühl, der wird mir noch sehr nützlich sein.«
    Ba nickte schweigend und beobachtete das Wohnzimmer.
    Alan sah zu Ba hinüber, der da bei dem dunkelhaarigen Mann mit den wachen Augen stand, der ihm so bekannt vorkam. Irgendetwas ging zwischen den beiden vor, eine Kommunikation auf einer Ebene, zu der er keinen Zugang hatte. Das war merkwürdig … Ba redete eigentlich nie mit jemandem, der nicht zum Haushalt gehörte.
    Alan riss seine Aufmerksamkeit von den beiden los und wandte sie Sylvia und Jeffy zu.
    »Er ist hier, das ist er doch, nicht wahr, Mami?«, sagte Jeffy schon wieder. Er wippte auf dem Kissen auf und ab und sein Kopf zuckte nach rechts und links. »Das ist er doch, oder?«
    »Ja«, sagte Sylvia geduldig. »Das hat man uns gesagt.«
    »Ich wette, er ist in einem der Zimmer da hinten. Kann ich hingehen und nachsehen?«
    »Jeffy, bitte sitz still. Das ist ganz schlechtes Benehmen, wenn man in fremden Häusern herumläuft.«
    »Aber ich will zu ihm!«
    Sie legte dem Jungen den Arm um die Schultern und drückte ihn an sich.
    »Ich weiß, dass du das willst, Liebling. Deswegen sind wir ja hier.«
    Die arme Sylvia. Sie hatte es so schwer mit Jeffy, seit Veilleur vor zwei Tagen aufgetaucht war. Und jetzt, wo sie im Haus des alten Mannes waren, war er wie eine überspannte Feder.
    Alan konnte das nachvollziehen. Er war auch aufgekratzt. Vielleicht war es der Stress der letzten Nacht, vielleicht war es der ganze Kaffee, den er an diesem Morgen in sich hineingeschüttet hatte. Aber er hatte das Gefühl, dass diese Dinge nur zu einem kleinen Teil dafür verantwortlich waren.
    Veilleur war der Hauptgrund. Aus keinem ersichtlichen Grund reagierte etwas in Alan positiv – nein, ekstatisch – auf den Mann. Es musste mit den Monaten zu tun haben, in denen Alan das Dat-Tay-Vao

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