Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld
vor dem Dunkelwerden wieder hierher zurück. Verbring die Nacht im Keller. Egal was du von oben hörst, geh nicht rauf um nachzusehen. Bleib da unten! Ich bringe Gia und Vicky direkt nach Sonnenaufgang hierher. Einverstanden?«
Abe runzelte die Stirn. »Für mich klingt das, als würdest du vermuten, dass die Dinge sehr schnell den Bach hinuntergehen.«
»Den Bach hinunter?« Jack war schon auf dem Weg zur Tür. »Ich würde eher sagen, sie sausen über eine Steilklippe.«
Na gut, dachte Jack, als er in seinem schwarzen Crown Victoria von der Lower East Side zurückkam. Walt Duran ist an der Sache dran. Jetzt muss ich nur noch Gia davon überzeugen, dass sie die Stadt verlassen muss.
Walt war froh über den Auftrag. Er war regelrecht begeistert. Er hauste jetzt in einem winzigen, viel zu teuren Ein-Zimmer-Apartment. Jack hatte ihm die Zeichnungen gezeigt und ihm erklärt, dass er zwei Exemplare im Maßstab 1:1 brauchte und ihm einen Vorschuss gegeben, damit er losgehen und das Rohmaterial kaufen konnte. Die Lieferzeit war aber doch ein Problem. Walt versicherte, es sei unmöglich, die Stücke bis Montagmorgen fertig zu haben. Aber als Jack ihm einen Bonus von zehntausend Dollar versprach, überlegte sich Walt die Sache. Vielleicht hatte er sie bis dahin fertig.
Jack trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, während er in langsamem Tempo dahinfuhr. Walt dazu zu bewegen, die Halsketten bis Montag fertig zu haben, war ein Klacks im Vergleich zu der Aufgabe, Gia morgen in Abes Laster zu verfrachten. Und er musste sich beeilen, sie zu überreden. Der Nachmittag neigte sich bereits dem Ende zu. Wenn Glaeken jedoch recht damit hatte, dass die heutige Nacht schlimmer sein würde als die letzte, dann musste er sie vielleicht gar nicht überzeugen. Er konnte abwarten, bis die Kreaturen aus dem Loch das für ihn taten.
Er bog in Richtung Park ab, um zu sehen, wie weit die Aufräumarbeiten vorangekommen waren, und war überrascht von den vielen Veränderungen. Die Absperrungen standen noch, um den Verkehr um Central Park South herumzuleiten, aber die Leichen waren verschwunden, die demolierten Autos waren beseitigt, der Asphalt war gereinigt. Autos durften nicht in das Gebiet, Fußgänger schon. Eine Menge Leute standen auf den Bürgersteigen und am Rand des Parks, die Neugierigen jeden Alters, die das berüchtigte Loch in der Sheep Meadow sehen und sich mit eigenen Augen ein Bild über die schrecklichen Geschichten von Gräueltaten machen wollten, die sie in den Nachrichten gehört hatten.
Jack sah auf seine Uhr. Er hatte noch etwas Zeit, also parkte er in zweiter Reihe und joggte über das niedergetrampelte Gras, um noch einen Blick auf das Loch zu werfen.
Hier standen die Zuschauer besonders dicht. Alle starrten gebannt auf das, was vorn an der Kante vor sich ging. Über die Köpfe hinweg sah er Kräne, die ihre Ausleger hoben und senkten. Er schob sich durch das Gedränge, bis er zu einem mittelgroßen Baum kam. Dann robbte er den Stamm hoch, bis er das Loch sehen konnte.
Die südliche Hälfte war mit einer Art Stahlgitter abgedeckt. Arbeitstrupps waren dabei, auch den Rest der Öffnung zu verschließen. Jack sah einen Augenblick lang zu, dann rutschte er wieder den Stamm hinunter.
»Wie geht es voran?«, fragte jemand.
Jack drehte sich um und sah ein gut gekleidetes junges Paar, das mit einem Kinderwagen in der Nähe stand. Der Mann lächelte unsicher.
»Mehr als halb fertig«, sagte Jack.
Die Frau seufzte auf, klammerte sich mit beiden Händen an den Bizeps ihres Mannes und sah Jack mit nervösen Kuhaugen an.
»Glauben Sie, dass diese Dinger zurückkommen?«
»Darauf können Sie wetten.«
»Wird das Netz halten?«
Jack zuckte die Achseln. »Vielleicht. Aber das hier ist nicht das einzige Loch.«
»Ich weiß.« Der Mann nickte. »Aber das hier ist dasjenige, das uns betrifft.« Er legte einen Arm um die Schultern seiner Frau. »Ich bin mir sicher, es wird alles gut«, versicherte er ihr.
Jack sah auf das Baby in dem Kinderwagen hinunter. Höchstens anderthalb Jahre, ganz in rosa, mit sandfarbenen Haaren. Es grinste ihn an.
»Haben Sie einen Keller, da, wo Sie wohnen?«, fragte er und starrte in diese unschuldigen blauen Augen. »Irgendwas, wo es keine Fenster gibt?«
»Äh, ja, den gibt es. Da ist ein Lagerraum neben dem Heizungskeller, in dem …«
»Begeben Sie sich vor Sonnenuntergang da hin. Nehmen Sie alles mit, was Sie bis morgen früh brauchen. Gehen Sie nicht wieder nach oben, bevor die Sonne
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