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Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Titel: Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy Abrahamson
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da«, sagt Mutter erleichtert.
    Sobald der Fahrer den Olvo sieht, springt er aus dem Führerhaus, um die Türen zum Laderaum zu öffnen. Die ganze Welt ist eine einzige Regenbö. Trotzdem steigt Mutter aus, schüttelt dem Mann die Hand und überreicht ihm mehrere Geldscheine, die er schnell zählt, bevor er sie in die Gesäßtasche stopft. Dann winkt mir Mutter, dass ich helfen kommen soll. Ich steige aus, werde nass, und der Mann hält mir mit einem kurzen Nicken einen Karton entgegen. Der Karton ist schwer, und auf dem Weg zurück zum Olvo höre ich Flaschen klirren. Ich helfe Mutter, noch weitere sechs Kartons in  den Olvo zu packen, bevor ich einen davon öffne und hineinschaue. Zwölf Flaschen Wyborow a-Wodka sehen mich unschuldig an.
    »Das ist Schmuggelware«, sage ich, als Mutter sich wieder ins Auto setzt und wir davonfahren.
    » Wyborowa ist der beste«, antwortet Mutter. »Leider haben sie seinen Cousin erwischt, aber zum Glück nicht den LKW.«
    Als der polnische LKW uns überholt, winken Mutter und der Fahrer einander zu.
    »Sein Cousin hat mir den Tipp gegeben«, fährt sie mit einem zufriedenen Lächeln fort. »Der LKW fährt jetzt bis nach Stockholm durch.«
    »Und all das, damit du und Vater endlich Fulltime-Alkoholiker werden könnt?«, frage ich. »Oder soll Vallerup endlich seine lang ersehnte Wodka-Bar bekommen?«
    »Dummerchen, es ist für die Hochzeit.«
    Ich breite die Arme in einer Jetzt-versteh-ich-alles-und-noch-ein bisschen-mehr-Geste aus.
    »Aber klar doch!«, sage ich. »Warum sollten wir sonst gegen zwanzigtausend geltende Verkehrsregeln verstoßen, durch ein lebensgefährliches Unwetter heizen und kriminelle Geschäfte mit polnischen Schmugglern machen? Schmuggler, mit denen du bei deiner Arbeit für die Polizei Kontakt aufgenommen hast! Aber das ist die Sache wert: Hauptsache, bei Sylwias und Everts Hochzeit ist genug Wodka da!«
    »Keine polnische Hochzeit ohne Wodka, und ihn hier zu kaufen wäre viel zu teuer. Wenn du alt genug bist, um selbst im Alkoholladen einzukaufen, wirst du verstehen, was ich meine.«
    »Wenn ich alt genug bin, um im Alkoholladen einzukaufen werde ich im Gefängnis sitzen  – wegen Mittäterschaft!«
    Mutter fährt jetzt in einem gemächlicheren Tempo.
    »Halina hat von einer Hochzeit erzählt, bei der der Wodka ausgegangen ist«, sagt Mutter und schüttelt sich bei dem Gedanken. »Die Eltern der Braut können sich bis heute nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen.«
    Der Regen hat jetzt aufgehört, und ein paar Sonnenstrahlen dringen durch die Wolkendecke. Für eine Weile rollen wir nur still dahin.
    »Wenn es bei uns immer so weitergeht, kann ich nie Polizistin werden«, sage ich irgendwann verdrießlich.
    »DU möchtest Polizistin werden?«, fragt Mutter mit einem herzlichen Lachen.
    Ich schaue aufs graue Meer, damit Mutter nicht sieht, wie sehr ihre Frage und ihr Lachen mich verletzt haben.
    »Weißt du, Alicja, es wäre besser für dich, wenn du nicht ganz so schwedisch sein wolltest. Lass dich auch mal gehen!«
    # 242 Akzeptiere, dass es für eine polnische Hochzeit 84 Flaschen geschmuggelten Wodka braucht. Und dass du nie Polizistin werden kannst.

21
    In den nächsten Tagen ist Aufräumen, Waschen, Schrubben, Staubwischen, Bügeln und Kochen wie noch nie angesagt. Von frühmorgens bis spätabends tun alle ihr Bestes, um Haus und Garten von einem chaotischen Müllplatz in ein strahlendes Schloss zu verwandeln. Nach einem Jahr werden endlich die Kisten auf der Treppe und im Flur ausgepackt und die Dinge darin am richtigen Platz verstaut, im Wohnzimmer stehen die Bücher in Reih und Glied, alle Fenster sind geputzt, alle Teppiche ausgeklopft, die Lampen abgestaubt, und die Spinnweben an der Decke verschwinden im Staubsauger. Mit vereinten Kräften haben Rafał und ich den Rasen gemäht, sämtliche Hecken und Sträucher gestutzt, Steine und abgebrochene Äste aus dem Weg geräumt, das Unkraut aus den Beeten gerupft und die Dachrinnen gesäubert. Ich habe sogar die hellgrüne Badewanne sauber geschrubbt.
    Aber egal wie beschäftigt ich bin, das Bild der weinenden Natalie auf dem Bett geht mir nicht aus dem Kopf. Die Erinnerung an den Augenblick, als sie erfahren hat, dass Ola Olsson und ich zusammen sind, ist jedes Mal wie ein Schlag in die Magengrube. Irgendwann nehme ich all meinen Mut zusammen und rufe Marie an.
    »Hallo, ich bin’s«, sage ich, als sie sich meldet.
    Ein paar Sekunden lang höre ich nur Stille.
    »Hallo«, sagt Marie dann, und ich

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