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Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Titel: Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy Abrahamson
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bin so dankbar, dass sie nicht aufgelegt hat, dass mir fast die Tränen kommen.
    »Sind wir noch Freundinnen?«, frage ich, und jetzt kommen mir die Tränen wirklich.
    Eine Welt ohne Natalie und ohne Marie ist so fürchterlich, dass ich sie mir nicht mal vorstellen mag.
    »Natürlich«, sagt Marie.
    »Bist du sicher?«, schniefe ich.
    »Ja.«
    »Aber was ich gemacht habe, war so schlimm!«
    »Es zählt sicher nicht zu den klügsten Sachen, die du gemacht hast«, sagt Marie.
    Da kein Taschentuch in der Nähe ist, muss ich mir die Tränen und den Rotz mit der Hand abwischen, bevor ich weiterreden kann.
    »Wie geht’s … Natalie?«
    Jetzt ist Marie wieder still.
    »Nicht so gut«, sagt sie schließlich.
    »Glaubst du, sie …« Aber ich traue mich nicht, die Frage zu Ende zu bringen.
    »Ich weiß es nicht«, sagt Marie. »Ich weiß es ehrlich nicht.«
    Bevor ich mich traue, wieder aufzulegen, muss Marie mir noch zweimal versichern, dass wir weiter Freundinnen sind. Und als Marie sagt, dass sie alles tun wird, um Natalies und meine Freundschaft zu kitten, weiß ich, dass es auf der Erde Engel gibt.
    »Tante Jadwiga und Klaus-Günter kommen auch zur Hochzeit«, teilt mir Mutter ein paar Tage vor dem Großereignis mit. Sie steht im Wohnzimmer am Tisch und knetet Piroggenteig, aber nicht den ersten. Wir haben schon viermal Riesenmengen von Piroggen gemacht, aber es müssen offenbar ein paar Tonnen sein, bevor es genug ist. Wenn bei einer polnischen Hochzeit der Wodka ausgeht, ist es eine Schande, wenn das Essen ausgeht, auch.
    »Der mit der Bazillenphobie?«, frage ich.
    Im Gegensatz zu Mutter sitze ich am Tisch. Mit einem Glas drücke ich runde Stücke aus dem ausgerollten Teig, auf die dann die Füllung aus Quark, gekochten Kartoffeln, gebratenen Zwiebeln, Salz und Pfeffer gehäuft wird. Die klebrige Mischung steht schon in einer Glasschüssel neben mir.
    »Jadwiga sagt, es ist schon viel besser geworden«, sagt Mutter. »Neulich hätte er es geschafft, eine öffentliche Toilette zu benutzen, und wäre nicht in Ohnmacht gefallen.«
    Dann kommt Rafał ins Wohnzimmer gestiefelt.
    »Die Kühltruhe ist jetzt da«, sagt er, klaut einen Klacks Piroggenfüllung und stopft sie in den Mund, bevor ich dazu komme, ihm auf die Hand zu hauen.
    Für das viele Essen hat sich Mutter eine zusätzliche Tiefkühltruhe vom Bauern Anders ausgeliehen.
    »Er sagt, er muss sie nur vor September wiederhaben, weil dann das frisch geschlachtete Schwein reinkommt«, fährt Rafał fort und versucht, sich einen Nachschlag zu holen.
    Diesmal lande ich einen Volltreffer mit dem Kochlöffel. Rafał zieht die Hand weg und schüttelt sie vor Schmerzen.
    »Alicja, wo ist dein Adressbuch?«, fragt Mutter und hört einen Augenblick mit dem Kneten auf.
    »In meinem Zimmer auf dem Schreibtisch«, sage ich. »Wieso?«
    »Weißt du, wofür die Kühltruhe auch groß genug wäre?«, fragt Rafał und macht noch einen Versuch, an die Füllung zu kommen. »Für geschlachtete Schwestern.«
    »Nur so«, sagt Mutter und knetet weiter.
    Diesmal verfehle ich Rafałs Hand um wenige Millimeter, und er stopft sich zufrieden einen zweiten Klacks Füllung in den Mund.
    »Willst du nicht langsam auf dein norwegisches Boot verschwinden und ersaufen?«, frage ich.
    »Nächste Woche«, sagt Rafał. »Nächste Woche bin ich vom Winde verweht.«
    »Rafał, hör sofort auf, die Füllung aufzuessen!«, warnt ihn Mutter.
    Bevor er aus dem Zimmer geht, streckt Rafał mir die Zunge heraus. Es sind immer noch kleine weiße Essensreste darauf zu sehen. Ein kleiner Stich in der Brust lässt mich begreifen, wie sehr ich ihn vermissen werde.
    »Wir können uns am Wochenende leider nicht sehen«, sage ich Ola, als er anruft.
    Ich will ihm nichts von der Hochzeit erzählen und ihn schon gar nicht dazu einladen, obwohl Mutter sagt, dass alle meine Freunde willkommen sind.
    »Also sehen wir uns nicht vor Montag in der Schule?«, fragt er enttäuscht.
    »Nein, leider nicht«, sage ich.
    Die Schule. Die Frage, wie mein neues Schuljahr wohlwerden wird, macht mich ganz schwach. Am besten denke ich gar nicht daran.
    »Alicja, es hat doch wohl nichts mit Natalie zu tun?«
    »Nein, nein«, antworte ich mit einer halben Lüge. »Es geht nur einfach nicht an dem Wochenende.«
    Wir sagen Tschüs, obwohl ich am liebsten immer weiter seine Stimme hören würde. Oder noch besser: den ganzen Weg zu ihrem Hof radeln und mich in seine braun gebrannten starken Arme werfen.
    Am Tag vor der Hochzeit habe ich

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