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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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bin.«
    »Oh«, erwiderte ich, da ich nicht viel mehr herausbrachte. »Okay. Verstehe.«
    Vorsichtig machte ich einen Schritt und merkte, dass ich wieder kräftig genug war, um langsam die Promenade weiter entlangzugehen. Ich musste mich bewegen. Ich musste den festen Boden unter meinen Füßen spüren und wieder wissen, dass die Welt um mich herum existierte.
    David folgte mir. »Alles in Ordnung?«
    Ich holte tief Luft und dachte über die Frage nach. »Nein«, sagte ich schließlich. »Aber es wird schon wieder.« Seine Worte hatten etwas in mir ausgelöscht. Aber vielleicht hatte er mich ja auch befreit. Denn so wenig ich es zugeben wollte, so sehr hatte Erics vermeintliches Erscheinen doch meine Ehe mit Stuart in Gefahr gebracht.
    »Bist du dir sicher?«, fragte er.
    »Ja.« Und da es stimmte, fügte ich ein schlichtes »Danke« hinzu.
    Er antwortete mir nicht. Sein Schweigen signalisierte mir aber, dass er verstanden hatte und das Gespräch damit als beendet betrachtete. Als er schneller ging und mich überholte, wischte ich mir rasch mit dem Daumen die letzten Tränen fort.
    Die nächste halbe Stunde über patrouillierten wir schweigend. Jeder war in seine Gedanken versunken, und unsere Aufmerksamkeit richtete sich nicht auf das Gegenüber, sondern auf die Umgebung. Wir fragten uns wohl beide, ob uns jemand folgte.
    Als wir schließlich eine weitere Runde gedreht hatten, verließ mich die Lust. »Keine Dämonen«, meinte ich, um das Schweigen zu brechen und weil ich nicht annahm, dass wir in dieser Nacht noch welche treffen würden. »Vielleicht sind sie schon weitergezogen.«
    Den letzten Satz sagte ich nur so aufs Geratewohl, aber David schien diese Möglichkeit auch in Betracht zu ziehen. »Ja, vielleicht. Du bist doch etwa vierzehn Jahre lang hier gewesen, ehe du das erste Mal auf einen Dämon gestoßen bist, nicht wahr?«
    »Stimmt«, sagte ich und erinnerte mich an den ersten Dämon, den ich im Supermarkt neben dem Regal mit Tiernahrung gerochen hatte.
    »Dann folgten zwei kurz hintereinander.«
    »Und jedes Mal wollten die Dämonen etwas, was sich in San Diablo befand«, fügte ich hinzu.
    »Sie wollten es so sehr, dass sie nicht einmal die Kathedrale abhalten konnte, die diese Stadt für die Dämonenbevölkerung nicht gerade attraktiv macht.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »So lautete jedenfalls unsere Theorie. Erics und meine.«
    »Ich würde sagen, das war keine schlechte Theorie«, erwiderte David. Wir waren inzwischen am Kinderspielplatz angekommen, und er lehnte sich gegen ein Klettergerüst. »Also, Sheriff. Was wollen Sie nun anfangen, nachdem Sie die Verbrecher aus der Stadt verjagt haben?«
    Ich lachte und begann an meinen Fingern aufzuzählen:
    »Da wäre der tägliche Abwasch, die Wäsche, die Staubmäusejagd… Spielgruppenleiterin für den Kleinen, Zuhörerin bei Jungs-Fragen, Make-Up-Kontrolleurin. Und außerdem werde ich versuchen, den gefährlichen Schritt ins Erwachsenenleben, auch bekannt als Teenager mit vorläufigem Führerschein, heil zu überstehen.«
    Er musste lächeln. »Und ich dachte, dass du dich vielleicht langweilen könntest.«
    »Die Gefahr besteht wohl weniger«, erwiderte ich. Ich wandte mich ab. Ich wollte zu meinem Auto und nach Hause fahren. Eine Patrouille konnte ich vor mir selbst rechtfertigen. Aber ein Geplauder schon wesentlich weniger, besonders um diese Uhrzeit.
    Doch bis zum Wagen kam ich nicht. Ich hatte kaum die Holzpromenade betreten, als etwas Dunkles und Schnelles David angriff. Er fiel mit dem Gesicht in den Sand. »Bist du es?«, zischte ihn der Angreifer an und schnüffelte wie ein Bluthund, der eine Fährte aufgenommen hat, noch ehe ich Zeit hatte, mich auf ihn zu stürzen.
    »Wenn du es bist«, zischte das Wesen, »dann lass Andramelech frei. Befreie ihn von seinen Fesseln! Doch wisse, dass dein Ende naht, wenn du dies tust.«
    Er hatte den letzten Satz kaum zu Ende gesprochen, als ich ihn packte. Der Dämon hockte auf David und hielt ihn an seinem Sweatshirt fest, doch ein rascher Tritt in seinen Bauch schleuderte ihn beiseite.
    Er versuchte, sich zu fangen, und ich stürzte mich auf ihn. Ohne zu zögern, stieß ich mein Messer in sein kaltes, graues Auge.
    Als er seinen Körper verließ, wurde dieser sogleich schlaff. Ich sah wie immer ein helles Schimmern in der Luft, das mir zeigte, dass die Kreatur wieder in den Äther verschwand.
    »Das war wohl Mr. Tomlinson«, meinte David, der mühsam aufstand.
    »Vermutlich«, sagte ich. »Aber warum

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