Wie angelt man sich einen Daemon
Generation von Jägern herangezogen hat«, sagte er. »Nicht einmal wissen, wer Andramelech ist? Das ist grotesk, Kate.«
Ich wollte ihm schon entgegnen, dass ich vor allem damit beschäftigt gewesen war, die Biester umzubringen, und keine Zeit gehabt hatte, mich lange mit ihren Namen oder auch Stammbäumen aufzuhalten, doch ich entschloss mich, nichts zu sagen. Es war besser, von Eddie einfach die nötigen Informationen zu bekommen und auf seine Forza -Lästereien gar nicht erst einzugehen.
Wenn man bedachte, dass Eddie betrogen worden war und mehrere Jahrzehnte als freiberuflicher Dämonenjäger arbeiten musste, weil er seinen Kontakten in der Forza nicht mehr traute, konnte ich außerdem verstehen, weshalb er jede Gelegenheit nutzte, um sich über die Organisation zu mokieren. Doch das bedeutete noch lange nicht, dass ich mir seine Tiraden schon wieder anhören wollte.
»Sag mir einfach, was du weißt«, erwiderte ich.
»Na ja, er ist nicht sonderlich nett«, erklärte er lakonisch.
»Das hatte ich mir schon fast gedacht. Bisher habe ich noch nie einen netten Dämon kennengelernt.«
Er zog seine buschigen Augenbrauen hoch und kicherte. »Da hast du natürlich recht. Aber was ich damit sagen will, ist etwas anderes. Er ist schlimmer als die meisten. Er gilt als Kanzler der höllischen Regionen, als Garderobier Satans.«
Ich schnitt eine Grimasse, denn das war keine gute Nachricht. Offenbar interessierte sich nie ein bloßer Durchschnittsdämon für San Diablo. Bisher hatte ich hier nur Dämonen höherer Ordnung angetroffen oder solche, die im Auftrag eines höheren Dämons handelten.
»Einen Moment«, sagte Laura. »Was genau ist ein Garderobier Satans?«
»Bei den Dämonen gibt es eine Hierarchie«, erklärte ich. »Genauso wie bei den Engeln.«
»Wie die Erzengel?«, fragte sie.
»So ähnlich. Die Dämonen höherer Ordnung sind die Schlimmsten der Schlimmen. Und ein Kanzler der Hölle oder ein Garderobier Satans ist mehr oder weniger die rechte Hand des Teufels.«
»Mit anderen Worten grauenvoll. Schrecklich. Böse«, meinte Laura. »Genau das wollte ich doch hören.«
»Also – was weißt du noch?«, fragte ich Eddie, während ich aufstand, um mir noch eine weiteren Becher Kaffee einzugießen.
»Nicht viel, was dir nützen könnte«, erwiderte er. »Angeblich sollen ihm die alten Assyrer Kinder geopfert haben. Aber was das mit dem Kerl auf sich haben kann, der David angegriffen hat… Keine Ahnung.«
Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken. Ich trat einen Schritt zurück, um ins Wohnzimmer hinüberzusehen, wo Timmy noch immer spielte. Zuerst konnte ich ihn nirgends entdecken, und mir fuhr ein Schrecken durch die Glieder. Ich öffnete meinen Mund, um ihn zu rufen, als eine kleine Lok vom Flur ins Wohnzimmer gerast kam. Sie knallte gegen unseren Couchtisch – und zwar mit einer solchen Wucht, dass sie dort eine Delle hinterließ, die ich sogar von der Küche aus sehen konnte.
Der Zug war zwar ins Zimmer gerast, aber mein kleiner Junge fehlte noch immer. Ich vermutete, dass er sich im Flur aufhielt.
»Tim my?«
Nichts.
»Timmy!«
Leise Schritte, und mein Sohn tauchte auf. Sein kleines Gesicht lugte um die Ecke. Er sah mich aus großen, unschuldigen Augen an. »Was, Mami?«
»Du weißt doch genau, dass du mit deiner Lok nicht gegen die Möbel rasen sollst.«
Es gelang ihm, die Augen noch weiter aufzureißen, während er einen Schmollmund zog. Bedächtig schüttelte er den Kopf. »Das war ich nicht, Mami.«
»Timmy…«
»Nein, nicht ich!«, protestierte er und ballte seine kleinen Fäuste.
Ich sah ihn stirnrunzelnd an und ging von der Küche ins Wohnzimmer, um dort die kleine Lok aufzuheben. »Und wie kommt es dann, dass dein Spielzeug hier gegen den Tisch geknallt ist?«
Seine kleine Stirn runzelte sich vor Konzentration. »Gerollt, Mami«, erklärte er schließlich, was technisch gesehen natürlich der Wahrheit entsprach. »Ich war da.« Entschlossen zeigte er in den Flur hinaus.
Ich seufzte und überlegte mir für einen Moment, ob ich ihn vielleicht auf meinen Schoß ziehen und ihm ernsthaft ins Gewissen reden sollte. Am besten wäre es gewesen, gleich einmal allgemein über Verantwortung und physikalische Gesetzmäßigkeiten zu sprechen. Ganz praktisch gesehen also über Ursache und Wirkung.
Im Moment war ich jedoch mehr mit der örtlichen Dämonenbevölkerung beschäftigt als mit der Tatsache, dass mein Sohn unsere Möbel mit seiner neuen Lok ruinierte. Wenn ich
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