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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Jahre lang gearbeitet, ehe wir uns etwa ein Jahr vor deiner Geburt zur Ruhe gesetzt haben.«
    »Oh… Verstehe…« Sie nickte nachdenklich und wirkte so, als ob sie ziemlich damit zu tun hätte, das Ganze erst einmal aufzunehmen.
    »Gibt es noch etwas, was du gern wissen möchtest?« Es gab vieles, was ich ihr hätte erzählen können. Ich hätte ihr schildern können, wie Eric und ich durch Europa gereist waren und die höllischen Kreaturen zur Strecke gebracht hatten, die sie im Museum kennengelernt hatte. Ich hätte davon sprechen können, wie das Leben im Waisenhaus der Forza gewesen war, wie wir manchmal die ganze Nacht aufgewesen und uns gruselige Geschichten erzählt hatten, ganz ähnlich wie andere Kinder auch. Nur, dass unsere Geschichten der Wahrheit entsprachen. Ich hätte ihr von Wilson Endicott erzählen können, meinem ersten alimentatore, der Eric und mir bei unserer Suche nach den Dämonen geholfen hatte, ehe wir uns bewaffnet bis an die Zähne in den Kampf begeben hatten.
    Ich hätte ihr all das schildern können. Aber das wollte ich nicht, es sei denn, sie hätte mich explizit danach gefragt. Allein die Tatsache, dass ihre Mutter heimlich Dämonen jagte, schien mir bereits genug zu sein. Das musste erst einmal verdaut werden. Ich wusste, dass Allie mir von sich aus zu verstehen geben musste, wie viel sie auf einmal erfahren wollte.
    Zumindest redete ich mir das ein. Ich denke, dass ich es auch mehr oder weniger glaubte. Trotzdem muss ich zugeben, dass ein kleiner Teil von mir noch immer hoffte, sie würde nicht allzu neugierig sein. Denn wenn man einmal begriffen hat, was das Böse ist, kann man kaum mehr Kind sein. Ich wollte ihr als Mutter nicht ihre kurze Zeit der Unbeschwertheit zerstören.
    Allie sah sich im Park um. Sie betrachtete die Gartenlaube und den Kiesweg. Strelitzien und andere tropische Pflanzen, die in Kalifornien so gut gedeihen, säumten die Wege, die sowohl zurück zum Museum als auch zum Stadtpark von San Diablo führten. Außer uns war niemand zu sehen. Nach einigen Minuten des Schweigens schien meine Tochter entschlossen, doch noch einige Dinge mit mir zu klären.
    »Also – Opa und Mr. Long…«, begann sie. »Wieso waren die beiden auch im Museum? Sind sie ebenfalls in diesem Forza- Dingsda?«
    »Opa schon«, erwiderte ich und meinte damit Eddie Lohmann, der Dämonenjäger in Rente und Mitte achtzig war. Seit einiger Zeit lebte er in unserem Gästezimmer und hatte sich für immer in unserem Leben eingerichtet.
    Allie glaubte, dass Eddie ihr lange verschollener Urgroßvater war, und ich hatte auf keinen Fall vor, diese Illusion zu zerstören. »Er hat schon vor langer Zeit aufgehört zu arbeiten.«
    »Und Mr. Long?«
    War das nicht eine verdammt komplizierte Frage? Aber ich tat mein Bestes, um sie so einfach wie möglich zu beantworten. Ich erklärte Allie, dass David Long nicht nur ein freundlicher High-School-Lehrer, sondern auch ein freiberuflicher Dämonenjäger sei – also ein Jäger, der nicht für die Forza, sondern für sich arbeitete.
    Er war außerdem, wie ich hinzufügte, ein Freund von Allies Vater gewesen. Was auch stimmte, soweit ich das wusste. Denn schließlich war ich mir nicht ganz sicher, ob sich Eric wirklich in Davids Körper verbarg. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, da ich verzweifelt hoffte, dass meine erste Liebe doch nicht in einer nebligen Nacht in San Francisco für immer verschieden war. Im Grunde wünschte ich mir den Mann, der so viele Jahre mein Geliebter und Partner gewesen war, irgendwie noch am Leben.
    Es war natürlich verrückt, eine solche Hoffnung zu hegen. Außerdem hatte ich keine Ahnung, was es für mich bedeuten würde, wenn sich Eric tatsächlich in David verbarg. Was würde das für meine Kinder heißen? Und nicht zuletzt für meine Ehe mit Stuart?
    Ich wusste es nicht. Jedes Mal, wenn ich darüber nachdachte, verlor ich mich in einem Nebel aus diffusen Gefühlen. Er war so dicht, dass ich befürchtete, auf immer darin zu verschwinden, wenn ich nicht achtgab.
    Allie lief weiter. Ich schob meine melancholischen Überlegungen beiseite, um ihr zu folgen. Ich wollte nicht länger an Eric denken, sondern mich lieber auf meine Tochter konzentrieren.
    »Allie?« Sie hatte die Arme um sich geschlungen und blickte erneut zum Museum. Auf einmal zitterte sie am ganzen Körper. Ihr Rücken und ihre Schultern bebten, als ob der kalte Finger des Todes über ihre Wirbelsäule führe. »Allie?«, wiederholte ich mit drängenderer

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