Wie angelt man sich einen Daemon
sagte damit genau das, was Stuart stets von sich gab, wenn ich in den Wintermonaten ungeachtet der kalifornischen Temperaturen vorschlug, ein Feuer im Kamin zu machen.
Er nickte voller Ernst. »Du hast recht. Ich werde gleich mal die Klimaanlage anwerfen.« Er wollte gerade die Küche verlassen, als ich ihn am Ärmel festhielt und ihm einen Kuss auf die Lippen drückte.
»Danke«, sagte ich. »Du weißt wirklich, wie man eine Frau zum Schmelzen bringt.«
Das stimmte wirklich. Stuart war mein Fels in der Brandung, eine dämonenfreie Zone in einem Leben, das auf einmal wieder aus lauter Unsicherheiten bestand. Ich zog ihn eng an mich und sog das Gefühl völliger Normalität gierig in mich auf. Schon mit Eric hatte ich mich nach einem normalen, sicheren Leben gesehnt und auch geglaubt, es bekommen zu haben. Doch inzwischen wusste ich, dass es sich nur um eine Illusion gehandelt hatte.
Ich seufzte und drückte mein Gesicht an Stuarts Schulter. In Wirklichkeit war auch mein sicheres kleines Leben mit Stuart nur eine Illusion. Diesmal allerdings war ich diejenige, die unser Dasein in Gefahr brachte.
Er drückte mich ein letztes Mal an sich und löste sich dann von mir, um mir ins Gesicht zu blicken. Aufmerksam musterte er mich. »Willst du mir vielleicht sagen, woran du gerade denkst?«
Ich schüttelte den Kopf. »An nichts Besonderes. Ich hänge nur ein paar melancholischen Gedanken nach. Wahrscheinlich bekomme ich bald meine Tage.«
Er legte die Tüten auf die Arbeitsplatte und nahm meine Hände. »Geht es um Eric?«
Ich zuckte zusammen, denn diese Frage hatte ich nicht erwartet. »Ich… Nein«, stammelte ich. »Ich meine, wie kommst du auf die Idee, dass es um Eric gehen könnte?« Hatte ich vielleicht Eric-Wellen ausgesandt? Oder hatte Allie irgendetwas verraten?
»Um diese Jahreszeit«, sagte er, »leidest du öfters unter Stimmungsschwankungen.«
»Tue ich das? Ja, wahrscheinlich hast du recht.«
Eric war Anfang Januar kurz nach den Feiertagen umgebracht worden. In diesem Jahr war ich zu sehr mit meinen anderen Eric-Problemen beschäftigt gewesen – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich meine Tochter beinahe an einen Dämon verloren hatte –, als dass ich mich an meine jährliche Depression erinnert hätte.
Ich lehnte mich vor und gab Stuart einen Kuss. »Danke für dein Verständnis.«
Er strich mir über die Wange. »Wenn ich mich recht erinnere, war die Stelle damals doch auch so ausgeschrieben – weißt du noch?«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Meinst du damit den Teil ›In guten und in schlechten Tagen‹?«
Seine Augen blitzten amüsiert. »Nein, Liebling, dieser Teil bezieht sich allein auf deine Kochkünste.«
Ich schlug ihm die Marshmallow-Tüte um die Ohren und versuchte, nicht zu lachen. »Geh, Mann«, sagte ich. »Geh hin und mach Feuer.«
»Ughh«, erwiderte er eloquent, wie es sich für einen Höhlenmenschen gehörte.
Ich rollte mit den Augen, als er die Küche verließ, merkte aber auch, dass ich grinste. Stuart mochte meine Vergangenheit vielleicht nicht kennen, aber er kannte mich. Und noch wichtiger war, dass er wusste, wie er mich zum Lachen bringen konnte.
Zufrieden sah ich zu, wie Timmy begeistert durch das Haus raste, während Stuart versuchte, im Kamin Feuer zu machen. Mein Leben war gut, und ich durfte es mit einer Familie teilen, die mich liebte.
Und gerade deshalb fragte ich mich, ob ich nicht dumm war, all das aufs Spiel zu setzen, nur um einem Geheimnis nachzugehen, das eigentlich schon lange zu meiner Vergangenheit gehörte.
Morgens herrscht in unserem Haus immer Chaos. Doch am ersten Tag nach den Ferien, wenn es wieder zurück in die Schule und ins Büro geht, ist es am schlimmsten. Wenn ich dann zudem als Fahrmutter eingesetzt bin, steigt der Wahnsinnsfaktor noch um einiges.
Ich wurde von einem lauten Singsang geweckt. Mein zukünftiger Pavarotti sang a capella »Elmos Welt«. Das Duda-Duda-Du-da dröhnte durch das Babyfon, und obwohl ich mir das Kissen über den Kopf zog, wusste ich, dass mir nichts anderes übrig blieb, als mich dem Tag zu stellen.
Stuart versetzte mir einen Stoß mit dem Ellenbogen. »Losholnjungnausmbett«, murmelte er.
»Mach du das doch«, entgegnete ich. »Mein Wecker hat noch gar nicht geklingelt.« Stuarts Wecker schon. Er hatte bereits zwei Mal die Snooze-Funktion gedrückt. Ich fand, dass ich die gleichen Bettrechte hatte wie er, und klammerte mich an die Matratze, so lange es nur irgend ging.
Er ächzte und hievte sich
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