Wie angelt man sich einen Daemon
die neue Ausgabe. »Wie wäre es mit der Geschichte von San Diablo«, schlug Mindy vor. »Das ist doch voll cool. Findet ihr nicht?«
»Ja, schon«, brummte Allie. »Aber die Stadt ist nicht gerade sonderlich spannend.«
»Machst du Witze?«, gab Mindy zurück. »Sie ist voll spannend – oder etwa nicht, Mrs. Connor?«
»Einen Moment, Mädchen«, erwiderte ich lachend. »Bin ich jetzt plötzlich hier die Punktrichterin?« Ich brauchte nicht einmal den Rückspiegel, um zu wissen, dass Mindy die Augen rollte.
»Ehrlich«, sagte sie. »Wir leben hier in einem coolen Teil von Kalifornien. Hierher kamen die Hollywood-Stars aus L. A. um an unseren Stränden abzuhängen. Und dann die ganzen Superhäuser, die sie am Emerald Point gebaut haben. Ich meine, das ist doch voll gut!«
Ich stimmte ihr zu. Es war echt voll gut.
»Und unsere Geschichte reicht sogar noch weiter zurück«, fuhr Mindy fort. »Hier in der Gegend gibt es mindestens drei Chumash-Höhlenmalereien. Und die Steinplatte! Das ist doch fast schon wie in Stonehenge. Einige Experten glauben sogar, dass man dort vor Tausenden von Jahren menschliche Opfer dargebracht hat.«
Ich bezweifelte zwar, dass eine flache Steinplatte, die auf zwei senkrechten lag, als Stonehenge durchgehen konnte, aber ich verstand, worauf Mindy hinauswollte.
»Du hast recht«, erwiderte ich. »San Diablo ist ein faszinierendes Thema für einen Artikel.«
»Und auch die modernen Sachen sind voll cool«, versicherte sie mir. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir die Schule erreicht, wo wir ebenfalls zu früh eintrafen. Ich gratulierte mir innerlich. Es war mir zur Abwechslung endlich einmal gelungen, die wilde Welt der Fahrgemeinschaft in den Griff zu bekommen. Hoffentlich würde ich mit Andramelech und Erics Geheimnissen genauso erfolgreich sein…
Nachdem die Mädchen ausgestiegen waren – nicht ohne dass mir Mindy vorher versichert hatte, mir das nächste Mal mehr über die Geschichte der Stadt zu erzählen –, überlegte ich, ob ich nicht den Wagen parken und im Lehrerzimmer vorbeischauen sollte. Ich wollte erfahren, ob David vielleicht noch mehr herausgefunden hatte. Oder ob er noch einmal von Dämonen angegriffen worden war. Aber die Schule war nicht der richtige Ort für solche Fragen und der erste Schultag auch nicht der richtige Zeitpunkt. Außerdem wusste ich, dass er mich bestimmt anrufen würde, wenn es Neuigkeiten gab. Und falls ein anderer Dämon das zu Ende gebracht hatte, was der erste in seiner Wohnung begonnen hatte… Nun, ich war mir sicher, dass Allie es mir erzählen würde, falls David heute nicht in der Schule auftauchte.
Das Zunehmen der dämonischen Aktivitäten machte mir wieder einmal bewusst, wie wichtig es war, mich körperlich fit zu halten. Seit über zwei Wochen war ich nicht mehr in Cutters Studio gewesen. Aber heute wollte ich es schaffen, trotz der vielen Dinge, die es zu erledigen gab, eine Übungsstunde dazwischenzuschieben.
»Also gut, junger Mann«, sagte ich zu Timmy, als ich den Wagen auf die Straße lenkte. »Sind wir bereit für einen neuen Tag?«
»Lass es rocken, Mami!«, brüllte er und fuchtelte mit seiner kleinen Faust entschlossen in der Luft herum.
Das, fand ich, brachte das Ganze mehr oder weniger auf den Punkt.
In unserer Küche hängt ein großer Kalender, in den ich alle wichtigen Termine eintrage. Ich bin nicht organisiert genug, um auch noch einen Taschenkalender zu führen, aber hier schreibe ich alles hinein, was mir wichtig erscheint. Außerdem verfasse ich immer wieder lange Listen mit meinen Aufgaben, so dass ich so wenig wie möglich übersehe.
Auf der heutigen Liste stand im Grunde nur Alltägliches. Dazu gehörte ein Besuch im Supermarkt um die Ecke, um dort Milch zu holen, von der es in unserem Haushalt nie genug zu geben schien. Danach nach Hause unter die Dusche. Mir überlegen, was ich über Erics Tod wusste und wo ich am besten jetzt noch ansetzen konnte, um das Geheimnis zu lüften. Einmal mit dem Staubsauger durch das ganze Haus, um die Böden für die Spielgruppe, die sich um halb zwei bei uns traf, staubfrei zu bekommen. In den Schlussverkauf mit Timmy, um ihm neue Schuhe zu besorgen, da er in letzter Zeit rasend zu wachsen schien. Geduldig darauf warten, dass mich Father Ben anrief, um mir mehr Informationen über Andramelech und die geheimnisvolle Jägerin zu geben. Kurz bei Cutter vorbeischauen, um eine schnelle Trainingseinheit einzulegen. Abendessen kochen. Abendessen vertilgen.
Ganz normale Sachen also
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