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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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dann langsam hoch. Verwirrt blinzelte er ins Zimmer. Meinem Mann ist das Aufwachen noch nie leichtgefallen. »Wie viel Uhr ist es?«
    »Sieben Minuten nach deinem letzten Druck auf den Snooze-Knopf«, erwiderte ich, als sein Wecker erneut loslegte.
    »Mist«, sagte er und war auf einmal hellwach. »Ich bin schon spät dran. Kannst du Timmy aus dem Bett holen? Der klingt ziemlich wach für meine Ohren.«
    Und so begann der Tag.
    Ich entschloss mich, meinen Kampfgeist für spätere Auseinandersetzungen mit meinem Mann zu schonen. Also rollte ich aus dem Bett, schlüpfte in meinen Morgenmantel und wankte dann müde den Flur entlang zu Timmys Zimmer. Vor Kurzem hatte er begonnen, aus seinem Gitterbettchen zu klettern, weshalb wir ihm ein größeres Kinderbett gekauft hatten. Auf diesem sprang er jetzt wild auf und ab, als ob es sich um ein Trampolin handelte.
    »Ich fliege, Mami!«, kreischte er begeistert. »Ich bin Super-Timmy!«
    Ich erwischte ihn, als er gerade wieder in die Luft sprang. »Guten Morgen, Super-Timmy. Du weißt, dass selbst Superhelden ein Frühstück brauchen, nicht wahr? Hast du vielleicht Hunger?«
    »Toast mit Butterkäse«, verlangte er, während ich ihm seine Pyjamahose auszog und ihm frische Windeln anlegte.
    »Mit dem größten Vergnügen«, entgegnete ich. Aus irgendeinem Grund, an den ich mich nicht mehr erinnern kann, hatte Timmy die Margarine »Butterkäse« genannt, seit er sprechen konnte. Da es in unseren Ohren sehr niedlich klang, hatten wir uns nie die Mühe gemacht, ihn zu korrigieren. Solange er es schafft, das vor seinem Eintritt ins College noch richtig hinzukriegen, sollte er schließlich eigentlich keine Probleme haben.
    Ich zog ihn an und führte ihn zu Allies Zimmer. Dort klopfte ich an die verschlossene Tür. Als nichts zu hören war, klopfte ich erneut. Undeutliche Geräusche, die mir zeigten, dass es drinnen Leben gab, drangen zu mir heraus. Ich hielt das für ein gutes Zeichen und klopfte erneut.
    »Was?«
    »Zeit, um aufzustehen. Heute fängt die Schule wieder an. Stifte. Lehrer. Bücher.«
    Keine Antwort.
    »Cheerleader-Training. Jungs.«
    Das wirkte. »Ich bin schon auf.«
    »Zwanzig Minuten, Allie«, sagte ich durch die Tür. »Ich will dich in zwanzig Minuten unten sehen.«
    »Ich habe doch schon gesagt, dass ich auf bin«, maulte sie.
    Nachdem ich meiner mütterlichen Nervensägen-Pflicht nachgekommen war, ging ich mit Timmy zur Treppe. Dort öffnete ich das Kindergitter und ließ ihn selbstständig die Stufen hinunterklettern.
    Eddie schlief in genau derselben Stellung im Ruhesessel, in der ich ihn am Abend zuletzt gesehen hatte. Ich legte ihm eine Decke um die Schultern und entschloss mich, ihn nicht zu stören. Ich hatte eigentlich geplant, ihn zu bitten, einige Stunden auf Timmy aufzupassen. Für den Kindergarten galten nämlich dieselben Zeiten wie für die Grundschule, was bedeutete, dass er bis zum nächsten Tag geschlossen war. Doch als ich Eddie so schlafend daliegen sah, änderte ich meine Meinung. Es war leicht, zu vergessen, dass er bereits über achtzig war, da er mit demselben Elan gegen Dämonen kämpfte, den er auch bei der Verehrung seines Büchereischwarms an den Tag legte.
    Als Timmys Toast gerade fertig war, stürzte Stuart in die Küche und goss sich hastig einen Becher Kaffee ein. Allie kam erst die Treppe heruntergedonnert, nachdem Stuart mit einem Thermobecher in der Hand verschwunden war. Hastig hatte er mir davor noch einen Kuss auf die Wange gedrückt.
    Während der nächsten zehn Minuten säuberte ich Timmy, ließ Mindy zur Verandatür herein, half Allie bei der Suche nach ihrer Schülerkarte, stritt mit ihr über Make-Up (Wimperntusche – ja, Lidschatten – nein), rannte nach oben, um ein T-Shirt und eine Jogginghose anzuziehen und schaffte es schließlich tatsächlich, alle aus der Tür und in den Wagen zu bugsieren.
    »Zwei Minuten zu früh«, sagte ich, als ich im Rückwärtsgang auf die Straße hinausfuhr. »Da hätte ich ja noch locker Zeit für eine Dusche gehabt.«
    Die beiden anderen Mädchen in unserer Fahrgemeinschaft, Susan und Emily, standen bereit, als ich vor ihrem Haus hupte. Das kam schon fast einem kleinen Wunder gleich. Nachdem es sich die Mädchen auf der Rückbank bequem gemacht hatten, nahm der Geräuschpegel im Auto deutlich zu.
    Mindy fungierte als Redakteurin der Schülerzeitung, während Susan zu ihrem Mitarbeiterstab gehörte. Die beiden begannen sogleich eine Diskussion über einen interessanten Artikel für

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