Wie angelt man sich einen Vampir
den Sterblichen verursacht, und es gab nur einen Weg, mit ihnen umzugehen. Fressen und zerstören. Keine Diskussion nötig. Auf diesem Planeten tummelten sich Milliarden Menschen und sie erzeugten immer noch mehr. Es war ja nicht so, dass die Vampire Gefahr liefen, dass ihnen das Essen ausging.
Ivan warf die Einladung in den Müll. Er hatte an dieser albernen Konferenz seit achtzehn Jahren nicht mehr teilgenommen. Nicht seit dieser Verräter Draganesti der Vampirwelt sein neues synthetisches Blut vorgestellt hatte. Ivan hatte die Veranstaltung angewidert verlassen und war nie zurückgekehrt.
Es überraschte ihn, dass Draganesti ihm weiterhin jedes Jahr eine Einladung schickte. Der Trottel musste immer noch darauf hoffen, dass Ivan und seine Anhänger ihre Meinung änderten und die neue, erhabene Philosophie des sanften Vampirlebens mit Freuden annahmen. Zum Kotzen.
Die Frustration und der Stress sammelten sich in Ivans Hals. Er massierte die Muskeln unterhalb der Ohren und schloss die Augen. Eine Vision kam ihm in den Sinn - Draganesti und seine Anhänger bei dem Gala-Eröffnungsball, die in ihrer eleganten Abendgarderobe tanzten und das schleimige, falsche Blut aus ihren Kristallgläsern schlürften, während sie sich für ihre erhabenen, weiterentwickelten Empfindungen gegenseitig auf die Schulter klopften. Es war genug, um ihn zum Würgen zu bringen.
Er würde frisches Menschenblut nie aufgeben und auch nicht den Nervenkitzel der Jagd oder die Ekstase des Bisses. Draganesti und seine Anhänger waren Verräter an der Definition eines Vampirs. Eine Abscheulichkeit. Eine Schande.
Und gerade als Ivan geglaubt hatte, dass sie nicht noch tiefer sinken konnten, hatten sie es doch geschafft. Sie waren von Betrug an ihrer Art ins Absurde abgedriftet. Vor zwei Jahren hatte Roman Draganesti seine neueste Erfindung vorgestellt - Fusion Cuisine für Vampire. Ivan stöhnte gequält auf.
Schmerz pochte in seinem Nacken. Um den Druck zu erleichtern, knackte er mit den Wirbeln wie ein Sterblicher mit den Fingern knacken würde.
Fusion Cuisine. Es war lachhaft. Peinlich. Es war heimtückisch und verführerisch. Das Zeug wurde rund um die Uhr in der Werbung des Digital Vampire Network angepriesen. Er hatte sogar zwei seiner eigenen Haremsmädchen dabei erwischt, wie sie einige Flaschen Chocolood - Draganestis perverse Mischung aus Blut und Schokolade - eingeschmuggelt hatten. Ivan hatte befohlen, die Mädchen auszupeitschen. Trotzdem hatte er den Verdacht, dass es seinem Harem gelang, das Zeug zu trinken, wenn er nicht da war. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten nahmen seine entzückenden wohlgeformten Mädchen zu.
Dieser verdammte Draganesti! Er zerstörte die Lebensart der Vampire, machte die Männer zu feigen Schwächlingen und die Frauen zu fetten Kühen. Und als wäre das nicht schlimm genug, wurde er dabei auch noch stinkreich. Er und sein Zirkel ließen es sich gut gehen, während Ivan und seine Anhänger in einem Doppelhaus in Brooklyn zusammengepfercht waren.
Aber nicht mehr lange. Bald würde er Shanna Whelans Leiche abliefern und seine Viertelmillion dafür kassieren. Nach einigen weiteren gut bezahlten Morden konnte er auch so reich sein wie diese großkotzigen Zirkelmeister - Roman Draganesti, Angus MacKay und Jean-Luc Echarpe. Sie konnten ihre schicke Fusion Cuisine nehmen und sie dahin stecken, wo die Sonne schien.
Ein Klopfen ertönte an Ivans Tür und lenkte ihn von den stinkenden Gedanken an Roman Draganesti ab. „Herein."
Sein vertrauter Freund Alek kam herein. „Da ist ein Sterblicher, der dich sprechen will. Nennt sich Pavel."
Ein untersetzter blonder Mann kam in den kleinen Raum. Er sah sich nervös um. Stesha sagte, dass er der intelligenteste unter seinen Schlägern war, was wahrscheinlich nur bedeutete, dass er wenigstens lesen konnte.
Ivan stand auf. Er hätte bis zur Decke aufsteigen können, aber diesen Trick sparte er sich lieber für später auf. „Wie hat Stesha die Nachricht von eurem abgründigen Versagen aufgenommen?"
Pavel verzog das Gesicht. „Er war nicht sehr glücklich. Aber wir haben eine heiße Spur." „Den Pizzaladen? Hat sie sich da blicken lassen?" „Nein. Wir haben sie nirgends gesehen."
Ivan setzte sich auf eine Ecke seines Schreibtischs. „Was ist dann die Spur?" „Das Auto, das ich gesehen habe. Der grüne Honda. Ich habe das Nummernschild überprüfen lassen." Ivan wartete. „Und?" Gott, er hasste es, wie die Sterblichen immer versuchten, aus allem ein Drama zu
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