Wie angelt man sich einen Vampir
komischen posthypnotischen Befehle einreden, oder? Dass ich mich jedes Mal, wenn jemand ´Taxi` ruft, nackt ausziehe und wie ein Hahn krähe oder so etwas?"
„Ich habe nicht den Wunsch, dich krähen zu sehen. Und was das andere angeht," er lehnte sich näher zu ihr und flüsterte, „das klingt zwar verführerisch, aber ich würde es bevorzugen, wenn du dich höchstens völlig freiwillig vor mir ausziehst."
Sie neigte ihr Kinn, und ihre Wangen erröteten. „Okay." „Dann wirst du mir vertrauen?" Sie hob ihren Blick, um seinem zu begegnen. „Du willst es jetzt sofort tun?" „Ja." Er zwang ihre Augen, an seinen festzuhalten. „Es wird ganz einfach sein. Du musst dich nur entspannen."
„Entspannen?" Sie starrte ihn weiterhin an, aber ihr Blick trübte sich. „Lehn dich zurück." Er senkte sie sanft in eine liegende Position. „Sieh mir weiter in die Augen." „Ja", flüsterte sie. Ihre Brauen zogen sich zusammen. „Du hast ungewöhnliche Augen." „Du hast wunderschöne Augen."
Sie lächelte, doch dann zuckte sie zusammen, und ein schmerzerfüllter Ausdruck überzog ihr hübsches Gesicht. „Mir ist wieder so kalt." „Das wird bald vorüber sein, und dann wird es dir gut gehen. Willst du deine Angst bezwingen, Shanna?" „Ja. Ja, das will ich."
„Dann wird es dir auch gelingen. Du wirst stark sein und selbstbewusst. Nichts wird dich davon abhalten, eine ausgezeichnete Zahnärztin zu sein." „Das klingt wunderbar." „Du fühlst dich ganz entspannt, sehr müde."
„Ja." Ihre Augenlider schlossen sich flackernd. Er war drin. Oh, Blut Gottes, das war so einfach gewesen. Sie hatte die Tür weit offen gelassen. Es hatte nur der richtigen Motivation bedurft. Das würde er sich merken müssen, falls er in Zukunft auf noch mehr schwierige Sterbliche traf. Aber als er sich in Shannas Gedanken einrichtete, merkte er, dass niemand so war wie sie.
An der Oberfläche waren ihre intelligenten Gedanken gut organisiert. Aber direkt unter dieser gut strukturierten Außenfassade kochten starke Emotionen. Sie umgaben ihn, zogen ihn hinein. Angst. Schmerz. Trauer. Reue. Und unter dem Sturm, ein sturer Wille zu überleben, egal, was kam. Die Gefühle waren ihm alle vertraut, und doch so anders, da sie von Shanna kamen. Ihre Gefühle waren neu und roh. Seine starben seit über fünfhundert Jahren ab. Oh, Blut Gottes, noch einmal so zu fühlen. Es war aufregend, berauschend. In ihr war so viel Leidenschaft, die nur darauf wartete, freigelassen zu werden. Und er konnte das tun. Er konnte ihren Geist und ihr Herz öffnen.
„Roman." Gregori sah auf seine Armbanduhr. „Noch 45 Sekunden." Er schüttelte sich innerlich. „Shanna, kannst du mich ,,hören?" „Ja", flüsterte sie, die Augen immer noch geschlossen. „Du wirst einen wunderschönen Traum haben. Du wirst dich in einer Zahnarztpraxis wiederfinden. Einer neuen und sicheren Zahnarztpraxis. Ich werde dein Patient sein und dich bitten, mir einen Zahn zu implantieren. Einen ganz normalen Zahn. Verstehst du?"
Sie nickte langsam mit dem Kopf.
„Wenn es Blut gibt, wirst du nicht davor zurückschrecken. Du wirst nicht zögern. Du wirst weitermachen, ruhig und selbstbewusst, bis die Prozedur beendet ist. Dann wirst du zehn Stunden lang fest schlafen und vergessen, was geschehen ist. Du wirst aufwachen und dich glücklich und erfrischt fühlen. Verstehst du?"
„ja."
Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht. „Schlaf jetzt. Bald fängt der Traum an." Roman stand auf. Sie lag da, friedlich schlafend, eine Hand unter ihrem Kinn eingerollt und in die Chenillefransen verflochten. Sie sah so unschuldig aus, so vertrauensvoll.
Das Telefon klingelte. Connor hob ab. „Warten Sie kurz. Ich schalte den Lautsprecher ein."
„Hallo? Können Sie mich hören?" Laszlos Stimme klang nervös. „Ich hoffe, Sie sind bereit. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Es ist schon Viertel vor Fünf."
Roman fragte sich, ob der kleine Chemiker noch Knöpfe an seinem Laborkittel übrig hatte. „Wir können Sie sehr gut verstehen, Laszlo. Ich werde gleich mit der Zahnärztin da sein." „Sie ... sie kooperiert?"
„Ja." Roman drehte sich zu Gregori. „Finde heraus, wann genau die Sonne aufgeht. Dann ruf uns fünf Minuten vor Sonnenaufgang an, damit wir uns zurück teleportieren können."
Gregori zuckte zusammen. „Das wird knapp. Mir bleibt keine Zeit, nach Hause zu gehen." „Du kannst hier schlafen." „Ich auch?", fragte Laszlo durch den Hörer.
„Ja. Keine Sorge. Wir haben jede Menge
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