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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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Rechtsanwalt Theo Paeffgen mir das Ergebnis nach Sitzungsende übermitteln werde. So, und nun hockte ich da.«
    Rudi Assauer ruft seinen Anwalt Fred Fiestelmann an, dem er seit Langem seine Angelegenheiten anvertraut. Dieser eilt sofort zu seinem Mandanten in die Wohnung in Gelsenkirchen. Nun warten sie gemeinsam. Doch der von Schalke auserwählte Anwalt kommt nicht. Nichts passiert, eine quälend lange Zeit vergeht. Assauer ruft Paeffgen wiederholt an, will wissen, wo er denn bleibt. Dieser ziert sich, druckst herum. Erst auf massives Drängen von Assauer ist er letztlich bereit, doch noch vorbeizukommen.
    »Es war schon spät, kurz nach Mitternacht. Plötzlich klingelte es an der Tür. Ich öffnete. Theo Paeffgen, der von Schalke geschickte Anwalt, schaute etwas unsicher drein, sagte mit leicht zittriger Stimme, dass er mir eine Nachricht überbringen müsse. Der Aufsichtsrat ließ ausrichten, dass meine Zeit auf Schalke abgelaufen sei. Die Entscheidung gegen mich war nach fünf Stunden einstimmig gefallen, erklärte mir der Bote. Gemäß der Satzung wurde ich zu einer außerordentlichen Sitzung am darauffolgenden Samstag eingeladen. Der einzige Tagesordnungspunkt: meine Abberufung. Dort sollte ich mich präsentieren. Das sei meine einzige Chance, sagte dieser Paeffgen, mich vor dem Gremium zu rechtfertigen. Mit anderen Worten: Es war ein angekündigter Rauswurf. ›Können Sie knicken‹, entgegnete ich ihm. Danke schön. Wiedersehen. Tür zu.«
    Der 17. Mai 2006 ist eine der Zäsuren im Leben des Rudi Assauer. Schluss. Aus. Vorbei. Auch wenn die formale Trennung damit noch nicht endgültig besiegelt ist, bedeutet diese Nachricht: Assauer, damals 62 Jahre alt und Manager und Vorstandsmitglied, sowie der FC Schalke gehen von diesem Zeitpunkt an getrennte Wege. Seit April 1993 war er der Macher beim Traditionsklub, hatte den Verein vor dem Lizenzentzug bewahrt und aus der Schuldenfalle herausgeführt. In seiner Ära gewann Schalke mit dem UEFA-Cup 1997 den ersten europäischen Titel überhaupt, zugleich der größte Triumph der Vereinsgeschichte. 2001 und 2002 holten die Königsblauen als Zugabe den DFB-Pokal. Alle diese Titel sicherte Trainer Huub Stevens, eine Entdeckung Assauers. Des Managers größte Tat: Er setzte in den 90er-Jahren gegen alle Widerstände den Bau einer Mehrzweckarena, des damals modernsten Stadions Europas, durch. 2001 feierte man die Eröffnung der Arena AufSchalke. Ein Meilenstein modernster Technik, ein Vergnügungstempel. Für manch andere wäre all das genügend Stoff für eine ganze Karriere, für Assauer ist es lediglich die zweite Ära als Schalke-Manager. Zu diesen 13 Jahren kommen noch die fünfeinhalb Jahre von Mai 1981 bis Dezember 1986, die von Auf- und Abstiegen sowie Schuldenkrisen gekennzeichnet waren. Alles in allem: ein Lebenswerk. Mit einem unschönen, abrupten Ende. Der 17. Mai 2006 war sein letzter Arbeitstag auf Schalke.
    Assauer setzt sich erst mal, muss sacken lassen, was er gerade erfahren hat. Eine Vorladung zur Sitzung, auf der ihm die Entlassung mitgeteilt wird – überbracht mitten in der Nacht. Einfach so, an der Tür. Nicht von Tönnies selbst oder einem Mitglied des Aufsichtsrats, sondern von einem Anwalt. Assauer ist empört. Doch was tun?
    »Am liebsten hätte ich zu dem armen Kerl an der Tür gesagt: ›Fahren Sie wieder zurück, und sagen Sie denen, die sollen mich alle am Arsch lecken. Die haben wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank. Richten Sie dem Metzgermeister Tönnies aus, er ist nicht mehr ganz frisch in der Birne.‹ Habe ich natürlich nicht so gesagt. Dafür war ich zu geschockt, zu perplex. Denn damit hatte ich nicht gerechnet. Ich habe ihm nur mit auf den Weg gegeben: ›Dann macht euren Schitt eben allein.‹
    Nun musste ich mit meinem Anwalt die nächsten Schritte besprechen, die Verträge durchgehen. Bis zum frühen Morgen saß ich mit Fiestelmann zusammen, dann haben wir entschieden: Ich trete am nächsten Tag zurück, um dem Verein weitere Zerreißproben zu ersparen. So entging ich der Vorladung und kam mit dem Rücktritt meiner Entlassung zuvor. Außerdem geht es ja um eine hübsche finanzielle Summe, wenn man so einen Auflösungsvertrag aushandelt, um Prämien und all die Nebengeräusche. Mir sollte kein großer wirtschaftlicher Schaden entstehen, mein Vertrag lief ja noch bis Ende September 2008.«
    Am nächsten Morgen macht Assauer ganz professionell seinen Job. Es gibt einen Termin. Gemeinsam mit Tönnies führt er Gespräche mit

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