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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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Maulwurf, für den ich damals gehalten wurde. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mich niemals für solche Dinge hergeben würde. Der Reporter kannte die Fakten, hatte sie – woher auch immer – vorliegen. Ich habe sie ihm nur bestätigt. Mehr nicht. Tönnies sprach schnell von einem Vertrauensbruch, die übrigen Mitglieder des Vorstands konnte ich jedoch von meiner Version überzeugen und den Verdacht ausräumen.«
    Tönnies begründet die Entscheidung gegen Assauer damit, dass »wir mit ihm wiederholt Vereinbarungen getroffen haben, an die er sich nicht gehalten hat«. Und weiter: »Wir brauchen Ruhe im Verein, bis in die Mannschaft. Der Verein hat gelitten, und das geht nicht. Es hat sich eine deutliche Stimmung gegen ihn aufgebaut.« Der Geschasste wurde daraufhin zur Persona non grata erklärt. Ein Transparent mit einem Abschiedsgruß der Mitarbeiter lässt man sogar wieder entfernen. Mit Rudi Assauer verliert der Verein einen Charakterkopf – und Schalke sein Gesicht.
    Die Entlassung kränkt Assauer. Vor allem weil er die Vorstandskollegen um Präsident Gerhard Rehberg, Finanzchef Gerd Schnusenberg, Teammanager Andreas Müller und Geschäftsführer Peter Peters zuvor von seiner Unschuld überzeugen konnte. Sie halten zu ihm, der Aufsichtsrat dagegen senkt geschlossen den Daumen. Nach der Entlassung bleibt Assauer nicht allein. In den nächsten Tagen ist sein Haus fast immer voll. Familienangehörige kommen, Freunde stehen ihm bei. Auch einige Spieler, manche bereits Exprofis, schauen vorbei und trösten ihn. Am Abend seines Rücktritts taucht Müller mit den Spielern Ebbe Sand und Frank Rost auf, man umarmt sich und weint ein wenig. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
    Gemeinsam arbeitet er mit seinen Besuchern die Vorgeschichte auf. Bereits im Januar hatte Tönnies durchgesetzt, dass das Aufgabengebiet des Managers beschnitten wurde. Assauer musste sportliche Kompetenzen an seinen designierten Nachfolger und Teammanager Müller abtreten und sollte am 1. August 2006 das Amt des Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden Rehberg übernehmen, der mit 70 Jahren freiwillig zurücktrat. »Das Amt des Präsidenten ist klar definiert. Es umfasst natürlich Repräsentationsaufgaben und die Pflege der Sponsoren. Außerdem ist Rudi als Ratgeber von Andreas Müller gefragt«, betont Tönnies damals.
    »Für mich war es ein klares Beschneiden meines Kompetenzbereiches. Daran hatte ich erst mal zu knabbern. Ein Ehrenpräsident, also ein Frühstücksdirektor, wollte ich nie werden, nicht nur repräsentative Aufgaben übernehmen, hier und da den Grüß-Gott-Onkel spielen. Die Ehrenpräsidenten sind doch die, die meist schon in der Kuhle liegen. In der Regel fühlte ich mich immer für alles zuständig. Denn: Wenn bei Schalke etwas schieflief – wer bekam dann in der Öffentlichkeit was auf die Schnauze? Der Assi. Das Duo Assauer und Schalke – das funktionierte nur ganz oder gar nicht. Ich wollte weiter Entscheidungen treffen, ein Macher sein. «
    Damals klingt seine Vorstellung vom neuen Amt noch ganz anders, als er es später versteht. Doch er spürt auch bereits Abnutzungserscheinungen, den körperlichen Verschleiß.
    »Die Satzung weist aus, dass ich als Präsident der mächtigste Mann auf Schalke bin. Und als Präsident werde ich mich nicht darauf beschränken, Grab- und Geburtstagsreden zu halten. Ich will weiter meine Meinung zu sportlichen Entscheidungen äußern. Darin stimme ich mit den Gremien überein. Der Andy soll sich um den Fußball kümmern, okay, aber unsere 20 Großsponsoren, die ich hier reingeholt habe, wollen mich auch weiterhin sehen. Ich bin mit den Topleuten dieser Firmen seit Jahren befreundet. Ich bin hier der Türöffner. Deswegen gerate ich in eine beschissene Situation: Wenn ich das mit den Sponsoren alles weitermachen würde, hätte ich als Präsident ja nichts für mich gewonnen, hätte weiterhin fast keinen Urlaub. Ich spüre ja jetzt schon, dass mein Körper leerer wird. Nach so vielen Jahren im Verein merke ich das plötzlich. Wenn mein Vertrag 2008 ausläuft, werde ich ausscheiden. Mit dann 64 Jahren ist es an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen und junge Leute an die Front zu lassen. Die Zeit, die ich mit Schalke erlebt habe, war hart, besonders am Anfang. In den ersten sieben, acht Jahren hatte ich keinen einzigen Tag Urlaub.«
    Mit dem 17. Mai 2006 ist dann also für Rudi Assauer Schicht auf Schalke. Eine Entwicklung, die viele kommen sahen – er jedoch nicht. In den Jahren zuvor war

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