Wie ausgewechselt
Vertretern von Gazprom, dem weltweit größten Erdgasförderunternehmen aus Russland, das daran interessiert ist, als Hauptsponsor bei Schalke einzusteigen. So kommt es später auch, seit 1. Januar 2007 läuft der Sponsorvertrag zwischen Schalke und Gazprom. Direkt im Anschluss wird auf Initiative Assauers der Schlussstrich seiner Tätigkeit fixiert.
Der FC Schalke veröffentlicht daraufhin eine Presseerklärung mit folgendem Text: »Rudi Assauer, Manager und Vorstandsmitglied des FC Schalke 04, hat mit Wirkung vom heutigen Tag seine Ämter zur Verfügung gestellt. Ein Auflösungsvertrag wurde unterzeichnet, in dem eine einvernehmliche Regelung über die Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses getroffen worden ist. Dies war das Ergebnis eines Gesprächs, das der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies ebenfalls heute mit Assauer führte.«
Die außerordentliche Sitzung, ein Schauspiel, das Assauer ohnehin als unwürdig erachtet, ist damit hinfällig. Auf ein offizielles Abschiedsspiel, angeboten vom Verein und als Benefizaktion deklariert, verzichtet er.
Clemens Tönnies, seit 1994 im Aufsichtsrat und seit 2001 Vorsitzender dieses Gremiums, gibt gegenüber den Medien folgendes Statement ab: »Rudi Assauers Schritt verdient allerhöchsten Respekt. Zuletzt bei unserer gestrigen Aufsichtsratssitzung hat sich eine deutliche Stimmung gegen ihn aufgebaut. Der FC Schalke ist Assauer zu größtem Dank verpflichtet. Er war viele Jahre lang das Gesicht unseres Vereins, eine Galionsfigur. Was hier seit seinem Dienstantritt vor 13 Jahren entstanden ist, trägt seine Handschrift. Seine Verdienste für Schalke stellen ihn auf eine Stufe mit den großen Persönlichkeiten der Vereinsgeschichte. Ich sage aus ehrlicher Verbundenheit und Freundschaft zu Rudi, dass mir diese Entwicklung unendlich leidtut. Denn wir waren als Team sehr erfolgreich.«
Von »Alkoholproblemen« bei Assauer spricht Tönnies dann in den darauffolgenden Tagen in einigen Interviews, beweisen kann er seine Anschuldigungen allerdings nicht.
Der mit Rechtsanwalt Fiestelmann abgestimmte Wortlaut von Assauers Erklärung zu seinem Rücktritt liest sich so: »Ich habe leider keine Basis mehr für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat gesehen, zumal ich eine für mich ungute Entwicklung spürte. Wie sich jeder denken kann, ist mir die Entscheidung sehr, sehr schwergefallen. Schalke war mein Lebensinhalt. Dieses Buch habe ich nun zugeschlagen. Es war eine einzigartige Zeit, in der wir Großes aufgebaut haben. Dem Verein werde ich jedoch immer verbunden bleiben.«
Nach der Bekanntgabe des Rücktritts bricht die Internetseite des Vereins zusammen. Assauer hätte am liebsten seiner Wut ganz anders Luft gemacht.
»Am Tag nach dem nächtlichen Besuch habe ich gesagt, wenn ich bei dieser Vorladung gewisse Jungs vom Aufsichtsrat sehe, raste ich aus. Das will ich denen und mir lieber ersparen. So eine Anhörung wollte ich mir nicht antun. Also haben wir in aller Freundschaft – wie nett das dann immer klingt – meinen Vertrag aufgelöst. Du musst einfach cool bleiben, wenn einige im Blutrausch sind. Das Leben geht ja weiter. Ich habe mal gedacht, an Schalke könnte ich nie die Lust verlieren. Aber damals ist im Vorfeld so viel geschehen, dass ich mir schon vor der Ankündigung zur Abberufung überlegt hatte, ob das alles überhaupt noch Sinn macht. «
Nur zwei Wochen vor seinem Rücktritt sprach Assauer in einem Interview mit Der Zeit über eine gewisse Jobmüdigkeit.
»Was meinen Sie, wie viele Leute immer an meinem Stuhl kratzen und machen und tun, um meine Position einzunehmen? Das können Sie sich gar nicht vorstellen. Ob es alte Kumpels sind oder nicht – sie kratzen. Ich bin noch so klar in der Birne, dass ich frühzeitig weiß, wann der Tag gekommen ist, an dem ich aufhöre. Ich sage mir manchmal: Assi, du hast genug gearbeitet, jetzt lässt du alles los, und das machen jetzt die anderen.«
In den Tagen vor der Abstimmung gegen ihn gerät Assauer in die Kritik, als das Nachrichtenmagazin Focus über finanzielle Probleme bei Schalke berichtet. Es wird behauptet, Schalke befinde sich aufgrund von rund 120 Millionen Euro an Verbindlichkeiten am Rande der Zahlungsunfähigkeit und halte sich nur durch Privatkredite von Mitgliedern des Vorstands und des Aufsichtsrats in Höhe von etwa acht Millionen Euro über Wasser.
»Man verdächtigte mich, interne Informationen an die Presse herausgegeben zu haben. Das habe ich nicht getan. Ich war nicht der
Weitere Kostenlose Bücher