Wie ausgewechselt
nichts auf die Reihe und denke mir nur: So ’ne Scheiße!«
Der Schritt, mit dem Eingeständnis der Krankheit an die Öffentlichkeit zu gehen, ist wohlüberlegt, der Entschluss dazu seit Längerem gereift.
»Man sollte das Kind beim Namen nennen. Zack, bumm. Das soll hiermit geschehen, dann wissen es alle und müssen nicht mehr hinter meinem Rücken tuscheln. Also offenes Visier: Hier bin ich, das ist mein Problem. Ich muss ja damit leben, das Beste draus machen. Nicht schön. Aber anderen geht es noch schlechter, mir wird geholfen. Wenigstens wissen die Leute nun auch ein für alle Mal, dass ich keinen Alkohol mehr trinke. Nur meine Zigarren, auf die verzichte ich nicht. «
»Stumpen-Rudi« war über Jahre sein Spitzname zu Schalker Zeiten. Und eine dicke Zigarre gehörte einfach zum Bild, das man von Rudi Assauer hatte. Ohne Zigarre kein Rudi Assauer. Und Assauer gab’s nicht ohne Zigarre. Im September 2007 wurde Assauer in der Davidoff-Lounge der Münchner Allianz Arena sogar zum Botschafter des kultivierten Rauchgenusses ernannt. Davidoff-Boss Reto Cina überreichte dem Zigarrenliebhaber dabei ein Kistchen mit der Sorte Grand Cru Nr. 3. Auf der Banderole jeder einzelnen Zigarre ist sein Name eingraviert. Die Firma hält bis heute das Versprechen, ihn ein Leben lang kostenlos mit seinen Lieblingszigarren zu beliefern. Jedes Mal, wenn Frau Söldner sich meldet, sind schon bald drei oder vier Packungen mit jeweils 20 Zigarren auf dem Weg. Jede davon hat einen Wert von 27 Euro.
»So zwei bis drei paffe ich noch pro Tag, manchmal mehr. Ich habe nie in meinem Leben eine Zigarette geraucht. Angeboten wurden mir in der Jugend sicher welche, vielleicht hab ich auch mal dran gezogen, aber das Ding dann schnell weggeworfen. Ich hatte keinen Spaß am Rauchen, weil ich ein Fußballer durch und durch war. Für mich gab’s nichts anderes.
Vor allem bei meinen Töchtern fand ich das Rauchen an sich ganz schlimm. Bei mir hat sich das gedreht, als ich 42 Jahre alt war. Da hat mir in Bremen jemand nach einem Abendessen ein Zigarillo rübergeschoben. Ich hab es mir angesteckt und dann etwa ein halbes Jahr hin und wieder Zigarillos gepafft. Meine damalige Lebensgefährtin schenkte mir dann Mitte der 80er-Jahre zu Weihnachten Utensilien fürs Pfeiferauchen, mit Tabak und Reinigungsset. Später habe ich mit Schalkes Präsident Fenne oder dann gemeinsam mit Eichberg, dem Sonnenkönig, Pfeife geraucht. Eines Tages war mir das zu blöd, immer mit einem Handtäschchen rumzulaufen, in dem ich das ganze Zeugs mitgeschleppt habe. Ich bin dann in einen Tabakladen und habe mich beraten lassen. Der Besitzer empfahl mir, mal Zigarren zu probieren.«
Auf Schalke sagten die Spieler immer, man habe Assauer schon am Geruch erkannt. Erst hatte man ein paar Wölkchen Rauch in der Nase, und dann bog er um die Ecke. Die Zigarre nahm der Manager selbst bei Spielen nicht aus dem Mund. Einmal stürmte er bei einer Rangelei in einer Partie gegen Bayer Leverkusen auf den Platz, um zu schlichten – natürlich mit dem Zigarrenstumpen zwischen den Fingern. Die Zigarre war Pflicht, beinahe immer und überall.
»Beim Paffen kamen mir immer die besten Gedanken. Ob in der Sauna oder früher nach dem Essen mit einem schönen Wein. Da hab ich dann auch mal ein Gläschen zu viel gehabt, ich weiß. Aber die Zeiten sind vorbei. Zigarre und Cola light – etwa beim Fußballschauen eine herrliche Kombination. Allein schon, um sich bei spannenden Spielen zu entspannen. Ich qualme meine Zigarren nur, ziehe sie nicht durch die Lunge. Für mich ist Rauchen auch optischer Genuss. Es ist einfach ein schönes Bild, wenn sich der Rauch so langsam nach oben kringelt. Ein sinnlicher Moment. Ich schaue dem Rauch manchmal nach – das beruhigt mich.«
Diese Freude, obwohl zugleich ein Laster, will Rudi Assauer niemand nehmen.
2. Mein Ende bei Schalke
»Gekündigt an der Haustür«
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»Dieses Warten machte mich verrückt. Was war denn nun Sache? Wo blieb denn dieser Anwalt? Ich zündete mir eine meiner Davidoff-Zigarren an und saß Däumchen drehend bei mir zu Hause im Wohnzimmer. Es war der Tag, an dem über mich entschieden wurde. Der Schalker Aufsichtsrat mit dem Vorsitzenden Clemens Tönnies tagte an diesem Dienstagabend im Privathaus seiner Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück. Sein oder Nichtsein – mit oder ohne den Assauer weitermachen, das war die Frage. Im Laufe des Abends bekam ich per Anruf die Info, dass
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