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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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den 17., den vorletzten Platz fängt sich die Mannschaft wieder einigermaßen. Doch in den Pokalwettbewerben scheidet der BVB früh aus: im DFB-Pokal in der ersten Runde gegen den 1. FC Köln und als Titelverteidiger des Europapokals der Pokalsieger gegen die Glasgow Rangers. In Schottland setzt es ein 1 : 2, im Rückspiel kommt man im heimischen Stadion nicht über ein 0 : 0 hinaus. Für Assauer war es mit seinen 22 Jahren bereits das letzte Europapokalspiel der Karriere. Und in der Mannschaft rumort es nun noch mehr als schon zu Beginn der Saison.
    »Unsere beiden Torhüter kämpften beispielsweise um den Stammplatz. Hans Tilkowski hatte nach der WM mehr Termine außerhalb des Fußballplatzes, als dass er mal auf dem Rasen stand. Der war viel unterwegs zu der Zeit. Also stellte Murach den Wessel oft ins Tor, dann mal wieder den Tilkowski, es war ein ständiges Hin und Her. Das brachte Unruhe in die Mannschaft. Murach war dann auch noch zu weich, er konnte sich nicht richtig durchsetzen. Diese Art Probleme zogen sich durch die ganze Saison hindurch. Ständig war irgendwas.«
    Trotz der schwankenden Leistungen reicht es in der Bundesliga am Ende für den BVB wenigstens noch zu Platz drei hinter dem neuen Meister Eintracht Braunschweig und dem TSV 1860 München. Murach ist wegen seines einfallslosen Trainings bei den Spielern sehr unbeliebt, und er wird nicht wirklich ernst genommen. Assauer macht 23 Spiele, ihm gelingt ein Tor – und wieder einmal hat er so seine Probleme mit dem Trainer. »Seine arrogante Art hatte er sich beibehalten, damit eckte er immer wieder an«, erzählt Schmidt, »ich habe oft zu ihm gesagt: ›Beherrsch dich!‹ Er wusste, dass er für einen Fußballer viel zu gut aussah. Rudi strahlte diese Attitüde aus: Mir kann keiner was.«
    Der Absturz der Borussia setzt sich in der Saison 1967/68 fort.
    »Es war kein Zug mehr in der Mannschaft. In der Führungsetage stimmte es auch nicht mehr. Wir hatten nie sehr starke Präsidenten, aber ab dieser Saison wechselten die auch noch ständig. Das strahlte natürlich auf die Mannschaft ab. Die Spieler wurden langsam älter, junge Leute rückten nicht nach, Leistungsträger verließen den Klub. Richtig geführt, hätte man hier den Grundstein für eine jahrelange Dominanz des BVB in Deutschland legen können. Die Chance ist in dieser Saison verpasst worden. Na ja, und so ging es mehr und mehr nach unten. Heinz Murach wurde in der laufenden Saison von Oswald Pfau abgelöst. Pfau war so ein alter Fuhrmann und galt damals als harter Knochen. Ach, diese Trainergeneration: Lindemann, Pfau, Langner und wie die alle hießen. Heute hätten die überhaupt keine Chance mehr. Auch Oswald Pfau hat in dieser Saison nicht mehr viel bewirken können.«
    Am Ende reicht es nach Rang zwei noch am zehnten Spieltag gerade mal zum 14. Tabellenplatz. Assauer wird von Murach und in den letzten Wo chen der Saison von Pfau im Mittelfeld eingesetzt, erzielt fünf Treffer in 25 Partien – der Topwert seiner Karriere. Im DFB-Pokal erreicht die Mannschaft das Halbfinale und scheitert dann am 1. FC Köln. Zuvor hatte es Assauer & Co. jedoch beinahe bereits in der ersten Runde beim Regionalligisten VfL Oldenburg, damals in der zweithöchsten Spielklasse, erwischt. 2 : 0 führt der Außenseiter im Januar 1968 zur Pause, der müde und schlappe Auftritt der Borussen hat einen deftigen Grund.
    »In der ersten Halbzeit bekamen wir kein Bein auf den Boden. Was daran lag, dass einige Spieler von uns am Abend vorher in unserem Trainingslagerhotel in Bad Zwischenahn – natürlich ohne Wissen des Trainers – reichlich Aale verzehrt hatten. Die lagen uns im Spiel anfangs ganz schön schwer im Magen. Erst nach einer deftigen Halbzeitpredigt von unserem Coach Murach rissen wir uns zusammen.«
    Libuda, Held und Paul sorgen schließlich noch für den 3 : 2-Sieg der Aal-Geschädigten über den unterklassigen Gegner. In dieser Zeit verliert der Trainer die Kontrolle über die Mannschaft, jegliche Spur von Disziplin ist verschwunden.
    »Wenn wir vor den Spielen in der Sportschule Kaiserau unser Trainingslager bezogen, schickten wir oft jemanden zum Bierholen. Das fiel selten auf. Und wenn doch, war es nicht so schlimm. Ich erinnere mich, dass wir in der Nacht vor einem Auswärtsspiel in großer Runde Poker gespielt und Bier getrunken haben. Plötzlich stand unser Trainer in der Tür – in einem weißen Nachthemd. Murach wurde fuchsteufelswild, doch wir konnten ihn beruhigen: ›Trainer, mach dir

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