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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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Truppe, aber das konnte man damals noch nicht erahnen. Dennoch war es meine schönste Zeit als Profifußballer. Wir haben alle keine Millionen verdient, sondern uns einmal im Monat ein Kuvert mit Bargeld auf der Geschäftsstelle abgeholt. Ich habe die Kohle eingesteckt und zur Bank gebracht oder meinen Eltern etwas abgegeben. Man war eben eher bescheiden damals und ich ein sparsamer Mensch. Aufs Geld geschaut habe ich nie wirklich, ich wollte einfach Fußball spielen. Es gab keine Berater, keine Handgelder, bei den Verträgen wurde nicht verhandelt. Für einen Heimsieg bekamen wir in der Liga 500 Mark, für einen Auswärtssieg 750. Bei einem Remis jeweils die Hälfte. Die gesamte Fußballwelt war eine andere. Aber auch eine bessere als später durch die Kommerzialisierung? Schwer zu sagen. Es ging einfach lockerer zu. Wir hatten eine tolle Kameradschaft, auch die Nationalspieler und Stars wie Schmidt, Held, Emmerich oder Libuda hatten keinerlei Starallüren.«
    Im Erfolg werden oft die größten Fehler gemacht, das bewahrheitet sich auch im Fall der Dortmunder: Beim BVB herrscht im Sommer 1966 der Irrglaube, der Verein könne allein mit Talenten aus der Region weiter in der Bundesligaspitze mitmischen und sich in Europa behaupten. Doch die anderen Klubs schlafen nicht und suchen bundesweit nach Talenten. Ein klares Versäumnis der Dortmunder, denen zudem auch noch der Erfolgstrainer abhandenkommt. Multhaup unterschreibt heimlich beim 1. FC Köln. Seine Begründung für den überraschenden Wechsel sollte sich später als Prophezeiung herausstellen. Er gibt an, dass er alles aus dieser Truppe herausgeholt habe. Von diesem Punkt an, just im Moment des größten Triumphs der Vereinsgeschichte, geht es bergab mit Borussia Dortmund. Im Grunde gilt das auch für Assauers Karriere als Profi. Nur wenige Wochen nach den Europacuperfolgen gegen West Ham United und den FC Liverpool findet die Weltmeisterschaft in England statt. Aus der Mannschaft des Europapokalsiegers nominiert Bundestrainer Helmut Schön vier Spieler für die Endrunde: das kongeniale Sturmduo Emmerich/Held, Torwart Tilkowski und Abwehrchef Paul. Sein Traumtor im Finale hat Libuda nicht zu einem Platz im deutschen WM-Kader verholfen, und auch Assauer muss zu Hause bleiben.
    »Mein Talent und mein Können haben dazu gereicht, dass ich bei Borussia meist gespielt habe und in den kommenden Jahren Stammspieler wurde. Ich bin aber nie Nationalspieler geworden, auch wenn ich zweimal ganz dicht dran war. In unserem Jahrgang waren so viele Spieler, die später auch in der Nationalmannschaft sehr erfolgreich gespielt haben. Natürlich ist das im Rückblick schade, aber ich kann damit ganz gut leben. Der Fußball hat mir dennoch unheimlich viel gegeben.«
    Bei der WM in England brilliert ein anderer Jungspund des deutschen Fußballs: Franz Beckenbauer vom FC Bayern München. Er war es, der einer Karriere von Assauer im DFB-Trikot im Wege stand. »Rudi hatte eine super Technik, einen klasse Überblick und konnte wunderbare Pässe nach vorne spielen«, erinnert sich Aki Schmidt, »er war als Abwehrspieler kein reiner Zerstörer, ein kreativer Spieler, wie man heute sagen würde. Doch sein Pech war eben dieser Kerl namens Franz Beckenbauer. Er war der Dominator, er hat die Libero-Position geprägt und über Jahre in der Nationalelf blockiert. An ihm kam keiner vorbei. Es tut mir leid, dass Rudi daher nie Nationalspieler geworden ist. Er hätte es verdient gehabt.« Es hätte sich auch finanziell gelohnt. Ab dem ersten Länderspiel bekam man als Profi 1800 DM Grundgehalt, Schmidt mit seinen 25 Einsätzen im DFB-Trikot schon 3500 DM.
    Mit einer Mannschaft, die sich im Umbruch befindet und daher leistungsmäßig schon über ihrem Zenit ist, geht Assauer dann 1966/67 in seine dritte Profisaison. Mit Heinz Murach muss er sich erneut an einen neuen Trainer gewöhnen.
    »Dass Heinz Murach zu uns kam, war ziemlich überraschend. Ich kannte ihn schon aus verschiedenen Jugendauswahlmannschaften, er war Verbandstrainer des Westdeutschen Fußballverbandes in Duisburg. An uns als amtierenden Europacupsieger mit drei Vizeweltmeistern in der Mannschaft waren die Erwartungen natürlich sehr hoch. Die Meisterschale sollte jetzt endlich her – alles andere zählte nicht. So gingen wir in die neue Saison. Aber von Anfang an gab es Schwierigkeiten.«
    Nach einem schlimmen Saisonstart mit vier Niederlagen in den ersten sechs Ligapartien und dem zwischenzeitlichen Absacken in der Tabelle auf

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