Wie ausgewechselt
keine Sorgen, das Ding gewinnen wir auch so!‹«
Das Trainerdilemma findet seinen Höhepunkt in der Spielzeit 1968/69. Als Pfau einen Herzinfarkt erleidet, tritt er eine Woche vor Weihnachten zurück und verstirbt schließlich v ier Tage vor seinem 54. Geburtstag im Krankenhaus. Nachdem man sich von diesem Schock erholt hat, folgen drei erfolglose Monate unter Helmut Schneider und schließlich das Engagement von Hermann Lindemann. Im Pokal scheitert man blamabel in der ersten Runde mit 2 : 6 an Eintracht Frankfurt, in der Bundesliga geht es nicht weiter rauf als Rang acht. Und noch schlimmer: Es gelingt der überforderten Mannschaft sogar erst am letzten Spieltag, den Klassenerhalt zu schaffen. Noch zwei Spiele vor Schluss der Runde ist man Letzter nach einem 1 : 2 in Köln. Mit einem 2 : 2 in Nürnberg und einem 3 : 0 gegen Kickers Offenbach rettet sich der BVB, die beiden direkten Konkurrenten steigen ab. Zurückbeordert in die Abwehr, erzielt Assauer in 18 Partien nur ein Tor.
Unter Hermann Lindemann schafft Dortmund dann in der Saison 1969/70 einen unerwarteten Aufschwung, auch wenn man im DFB-Pokal wieder früh scheitert – in der zweiten Runde bei Kickers Offenbach. Von Platz 17 aus hangelt die Mannschaft sich ins obere Drittel der Tabelle, wird am Ende ordentlicher Fünfter. Immerhin 20 Spiele macht Assauer, bleibt jedoch ohne Tor. Dann folgt für Assauer der Schock: Er muss gehen, die Schwarz-Gelben verlassen. Denn der Verein ist in Not und muss ihn im Sommer 1970 verkaufen. Werder Bremen macht ein Angebot, der Wuppertaler SV und 1860 München ebenfalls. Seine letzte Partie im BVB-Dress bestreitet Assauer am 3. Mai 1970 – eine derbe 2 : 5-Pleite beim 1. FC Köln.
»Ich wollte nicht wechseln, hatte null Ambitionen, den Verein zu verlassen. Auch weil ich gerade geheiratet hatte. Es war für mich nicht so einfach, die Heimat zu verlassen. Meine Frau kam ja aus Dortmund. Meine ganze Jugend hatte ich hier verbracht. Meine Freunde, meine Familie, die Leute, mit denen ich in Dortmund gespielt habe, alle waren dort. Ich hatte immer gedacht, aussem Pott gehste eh nicht weg. Doch der BVB hatte dicke finanzielle Probleme, im Grunde standen sie vor der Pleite. Mein Vertrag lief aus wie auch der von Lothar Emmerich. Die brauchten dringend Geld, und deshalb haben sie mich verkauft. Werder Bremen bekam den Zuschlag. Ich kann mich noch erinnern, dass es sogar eine Krisensitzung im Vorstand wegen meines anstehenden Verkaufs gab. Ich habe zu Hause gesessen und auf den Anruf gewartet, wie diese Sitzung ausgegangen war. Am Telefon sagte man mir: ›Tut uns leid, aber wir müssen dich verkaufen.‹ Man hatte wohl keine andere Wahl. 150 000 DM Ablöse hat Dortmund von den Bremern damals für mich bekommen. Als Profi musste ich das so hinnehmen. Ich musste Geld verdienen, war ja erst 26 Jahre alt.«
Sein Kumpel Schmidt, nach Ende seiner Karriere im Jahr 1970 Trainer bei Kickers Offenbach, ist empört, als Assauer sich verabschiedet. »Dass er gewechselt hat, war ja okay«, erzählt Schmidt, »doch Rudi hätte nicht einige Spieler nach Bremen mitziehen sollen. Etwa Karl-Heinz Artmann oder ein Jahr später Willi Neuberger und Werner Weist, die jungen Talente. Ich fand das nicht in Ordnung, habe ihn geschimpft. Aber Assi war unverbesserlich. Schon als junger Spieler wollte er im Verein ein wenig mitbestimmen, interessierte sich für Belange des Vorstands. Er war der kommende Managertyp, hat schon als Spieler über den Tellerrand hinausgeschaut, seine Antennen waren ständig empfangsbereit. Ich hatte immer das Gefühl, dass in ihm mehr schlummert und dass er später in einem Job als Leiter und Lenker erst so richtig aufgehen würde.«
»Meine Spielerkarriere beim BVB war eine schöne Zeit. Als junger Kerl konnte man sich einiges erlauben. Was man eben für Späße macht in diesem Alter. Zum Beispiel dieses Dandy-Foto mit der Rose. Ein verrücktes Ding, so etwas hat sonst keiner gemacht. Ich habe mich von einem Fotografen überreden lassen: den Oberkörper frei, der Blick im Profil, nur eine Rose in der Hand. Das gab eine Aufregung – mein lieber Mann. Als ob ich schwul sei! Dabei sollte es nur den Kavalier in mir zeigen.
Auch als Mannschaft haben wir viel erlebt. Ich denke etwa an mein erstes Revierderby gegen Schalke in deren Glückauf-Kampfbahn im September 1964. Da war ich gerade mal 20. Reinhold Wosab, von uns ›Zange‹ genannt, wohnte in Marl, er hat mich abgeholt mit dem Auto. Die anderen kamen im Bus aus Dortmund
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