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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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angesprochen. Auf ihn konnte man sich verlassen: ein Mann, ein Wort. Wir sind heute noch befreundet, ich fahre zu jedem Heimspiel der Schalker nach Gelsenkirchen, so sehen wir uns immer mal wieder. Ich bin Schalke-Fan geworden, in mir fließt nun blaues Blut.«
    In Assauers Arbeitszimmer ist die Arena an allen Ecken und Enden präsent, ob durch Modelle, Zeichnungen, Fotos und Poster oder Ehrungen. Es ist sein Werk. Dass Expräsident Günter Eichberg Anfang der 90er-Jahre mit seinen Stadionplänen an der Finanzierung gescheitert ist, macht Assauer noch ein Stückchen stolzer.
    »Im Prinzip war der Stadionbau eine relativ flotte Angelegenheit. Die bürokratischen Hürden konnten zwar manchmal nur recht schwierig überwunden werden, doch alles in allem hat die Stadt Gelsenkirchen uns keine Steine in den Weg gelegt, da sie ebenfalls an einem Neubau interessiert war. Glücklicherweise mussten wir bei der Finanzierung nicht auf staatliche Hilfen zurückgreifen und konnten die 191 Millionen Euro Baukosten aus privatwirtschaftlichen Quellen stemmen. Eine Landesbürgschaft für den 115-Millionen-Euro-Kredit hat uns sehr aus der Patsche geholfen. Mir war klar, dass im Ernstfall einer Pleite der Steuerzahler dafür hätte geradestehen müssen, aber das galt es ja zu verhindern. Als wir mit unseren Planungen begannen, habe ich oft Sätze wie diese gehört: Das schaffen wir nicht, das kriegen wir nie hin. Das wird viel zu teuer. Das kann keiner bezahlen. Auch während der Bauphase haben mich viele im Verein für doof erklärt. Manche sagten: ›Der Assauer führt den Verein mit dem Stadionbau in den Ruin. Oh Gott, oh Gott, hoffentlich geht das gut.‹ Ohne Hans Sanders hätten wir das nicht geschafft, er hat den entscheidenden Anstoß gegeben.«
    2005 werden die Namensrechte der Arena AufSchalke für zehn Jahre an eine Brauerei übertragen, bis 2015 heißt das Stadion nun Veltins-Arena. Zuvor hatte Assauer dies stets kategorisch ausgeschlossen, weil es sich um einen Bruch mit der Tradition handeln würde. Nun denkt er um, der Ertrag durch das Namensponsoring ist zu wertvoll für Schalke – die Traditionalisten unter den Fans der Königsblauen kritisieren ihn dafür. Wieder einmal muss er Schmähungen und Anfeindungen ertragen.
    Dabei ist es Assauer, der den Traum der Fans hat wahr werden lassen, in der Premierensaison der neuen Arena Champions-League-Atmosphäre erleben zu können. Im Mai 2001 war man auf tragische Art und Weise Zweiter hinter Meister Bayern München geworden. Als der Schock langsam verdaut war, stieg die Vorfreude auf das erste internationale Spiel in der Hightech­arena. Die Gruppenauslosung des europäischen Fußballverbandes UEFA hatte ergeben: Der erste Spieltag bringt ein Heimspiel gegen Panathinaikos Athen. Die Ansetzung: Dienstag, 11. September 2001.
    »In den Tagen zuvor hat man diskutiert, ob das Dach bei Regen geschlossen wird oder nicht – klar, im normalen Leben hast du solche Themen, solche ­Sorgen. Meine Güte! Die Mannschaft bereitete sich in unserem Stammquartier, im Hotel-Restaurant Weißenburg in Billerbeck, auf die Partie vor, der Vorstand und ich waren mittags mit der Delegation der Griechen schön zum Essen im Schloss Berge. Auf dem Weg zurück in unsere Geschäftsstelle hörten wir im Autoradio erstmals von einem Unfall im World Trade Center in New York. Ein kleines Sportflugzeug sei da hineingeflogen, so lauteten die ersten Meldungen. Tragisch, aber halb so wild, dachte ich mir.«
    Nach dem Mittagessen will Trainer Huub Stevens seine Ruhe während der Vorbereitung auf das Spiel, wie einige Spieler zieht er sich daher auf sein Zimmer zurück. Andere sitzen noch im Speisesaal zusammen. Der Fernseher läuft, Nachrichtensendungen bringen erste Bilder aus New York. Nach und nach versammeln sich immer mehr vor dem TV-Gerät und verfolgen die dramatischen Ereignisse. Stevens sieht die Katastrophe in seinem Zimmer, eilt die Treppen herunter. »Meine Spieler standen unter Schock. Ich versuchte, das Thema herunterzuspielen, den Fokus auf die Partie zu legen. Doch die Meldungen aus New York wurden immer dramatischer«, erinnert sich Stevens. In Manhattan fällt der Südturm des World Trade Center in sich zusammen. Stevens ruft Assauer an: »Rudi, bitte versuch, dieses Spiel abzusagen. Die Spieler haben nun andere Dinge im Kopf.«
    »Erst als wir wieder in der Geschäftsstelle waren, konnte ich die Bilder im TV sehen. Ich hatte so lange auf diesen Tag hingearbeitet, wollte daher zunächst, dass

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