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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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Kosten, die in Amsterdam regelmäßig anfielen. »Aus den Fehlern beim Bau der dortigen Arena haben wir gelernt«, erzählt Sanders, »ein Rasen braucht Luft, Wind, Wasser und Sonne. Das war dort nicht genügend berücksichtigt worden, in der Folgezeit musste der Rasen zu oft ausgetauscht werden.« Jedes Mal für eine hohe sechsstellige Summe.
    Es ist das Konzept des Gelre-Dome in Arnheim, das nun in Gelsenkirchen weiterentwickelt wird. Zur Einigung und Genehmigung kommt es schließlich im September 1997. Zuvor müssen noch die Schalker Fans vom revolutionären Neubau überzeugt werden. Assauer hat da eine ganz spezielle Idee.
    »Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht. Nicht ganz günstig das Ganze, aber dafür von der Marke Nagel auf den Kopf. Wir haben 3000 unserer Fans nach Arnheim gekarrt. Kostenlos. In einem Konvoi sind 15 Busse über die Autobahn gerauscht. Wie zu einem Auswärtsspiel. Wir haben den Fans gesagt: ›Guckt euch mal das kleine Mehrzweckstadion dort an, und fällt euer Urteil.‹ 90 Prozent waren sofort begeistert: ›Boah, super!‹ Zehn Prozent, das gebe ich zu, sagten: ›Uns wird was fehlen, wenn wir nicht mehr in unserer Kurve in unserem Parkstadion stehen.‹ Dennoch: Die Sache war durchdacht, die Aktion hat gefruchtet. Anfangs hatte ich Bedenken, dass die Nummer mit den Logen beim Durchschnittsfan nicht gut ankommt. Bald habe ich jedoch aus den Gesprächen herausgehört: Auf Schalke rückt man zusammen. Die Übergänge sind fließend. Da hält sich keiner für elitär, nur weil er ein bisschen mehr Geld verdient. Und die Kurvenfans sparen sich das Geld ab, weil Schalke für sie zum Lebensinhalt gehört. Ich habe mich immer gefragt, wo die das Geld hernehmen. Phänomenal. Das wahre Kapital von Schalke sind seine Fans.«
    Der historische Moment folgt am 21. November 1998, genau vier Jahre und eine Woche nach dem Spaziergang von Assauer und Sanders. Auf dem 124 000 Quadratmeter großen Areal im Berger Feld findet die symbolische Pfahlgründung statt. Die Konstruktion ist so flexibel konzipiert, dass sie – ähnlich wie in Erdbebengebieten – die Bewegungen im Grund abfangen können muss. Jeder Mitarbeiter der Geschäftsstelle hat ein Stückchen von der Kernprobebohrung bekommen. Die Verbindung ist geschaffen, die Euphorie entfacht. Im Fanshop gehen Arena-Modelle weg wie warme Brötchen.
    »Hans und ich haben uns von da an alle zwei Wochen auf der Schalker Geschäftsstelle zur Bauherrenbesprechung getroffen – bei Kaffee und Brötchen, meist ab acht oder neun Uhr morgens. Dann haben wir am Stadion getüftelt, jedes Detail ausbaldowert. Dass das Dingens Arena AufSchalke heißt, ist schnell klar – wie denn sonst? Ich hatte ganz klare Vorstellungen: Die Arena sollte eine Mischung sein aus der Funktionalität des Stadions in Arnheim und der Qualität im Hospitality-Bereich von Eindhoven, dazu die Sitze aus der Rotterdamer Arena bekommen. Als ich in De Kuip zu Gast war, kam ich da rein, sah dieses Blau der Bestuhlung und dachte mir: Das musst du haben. Viel wichtiger aber war: Wie viele der Sitze bauen wir ein? Im alten Parkstadion hatten wir in jenen Jahren einen Schnitt von 34 000 Zuschauern – bei Wind und Wetter. Ich war mutig und habe mir neben den 16 300 Stehplätzen für die Kurvenfans 40 000 bis 45 000 Sitzplätze vorgestellt. Es wurden am Ende 45 000. Die entscheidenden Neuerungen aber waren: Die Fans brauchten nicht mehr zu frieren und sich nass regnen zu lassen oder stundenlang anzustehen, um ein Bier oder ein Würstchen zu kaufen. Das Dach, damals das Neueste vom Neuesten aus den USA, was das Material betraf, sollte beim Fußball geöffnet bleiben, solange es geht. Die Zuschauer sollten ja nicht denken, die Jungs da unten sind aus Zucker. Das wäre schädlich gewesen, gerade im Ruhrgebiet. Unsere Planung lautete damals: Wir schließen erst, wenn es schüttet wie aus Kübeln oder schneit.«
    Bei der Planung geht es nun an die Feinheiten, die besonderen Arena-Merkmale. Ein Schalke-Museum wird eingegliedert, später finden täglich Führungen statt. Die verrückteste Idee: eine Kapelle. »Als Peter Peters aus dem Schalker Vorstand vorgeschlagen hat, da eine Kapelle wie im Stadion Nou Camp vom FC Barcelona einzubauen, habe ich ihn nicht richtig verstanden«, erinnert sich der Niederländer Sanders. »Ich habe nachgefragt: eine Kapelle? Ich schlug vor, die könne doch vor dem Anpfiff unten auf dem Rasen herumlaufen und ihre Blasmusik spielen. Meine Gegenüber fielen vor Lachen fast vom

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