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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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Wirtschaftsbauunternehmen HBM Bau GmbH und hat in seiner Heimat bereits die Stadien Amsterdam ArenA, das Rotterdamer De Kuip (zu Deutsch »die Wanne«), das Philips-Stadion in Eindhoven und den Gelre-Dome in Arnheim gebaut. »Rudi Assauer hat damals schon lange von einem neuen Stadion für Schalke geträumt und nahm sich meine Bauten zum Vorbild«, erinnert sich Sanders, »seine Idee war, eine richtige Arena mit einer Außenfassade zu errichten, er wollte keinen rechteckigen Betonklotz hinstellen. Er hatte die Vorstellung von einer Sportstätte, die man auch für andere Events nutzen kann. Nach unserem Spaziergang über die Wiesen neben dem alten Parkstadion habe ich die ersten Skizzen entworfen.«
    Von da bis zur Realisierung der Vision ist es noch ein weiter Weg. Zunächst muss harte Arbeit geleistet werden: Überzeugungsarbeit. Denn in den Schalker Gremien geht man davon aus, das alte Parkstadion – gebaut zur WM 1974 für damals 56 Millionen DM mit Zuschüssen von Bund und Ländern – zu sanieren und umzubauen. Das Problem: Die eher nüchterne Betonschüssel wurde mitten auf einem Bergsenkungsgebiet, einem ehemaligen Flugplatzgelände, errichtet.
    »Der Zustand des alten Parkstadions war desolat, verschlimmerte sich fast täglich. Durch die alten Stollen unter Tage herrschte zu viel Bewegung in der Statik, was immer wieder zum Absacken des Bauwerks führte. Ich erinnere mich noch an Stufen, die morgens einen halben Meter tiefer standen als noch am Abend zuvor. Da konnte man auch keine Leichtathletik-Meisterschaften auf der Tartanbahn mehr ausrichten, weil niemand wusste, ob die Hundertmeterstrecke am Tag X nicht ein paar Zentimeter länger war. Als dann auch noch Betonsplitter aus dem Tribünendach auf die Zuschauer herunterregneten, war für mich das Ende der Fahnenstange erreicht. Das war sehr gefährlich, zum Glück hat der DFB damals nichts davon gewusst, sonst wäre unsere Spielstätte womöglich gesperrt worden. Das Ding war einfach marode, es musste etwas passieren.«
    Die Stadt Gelsenkirchen ist Mitte der 90er-Jahre klamm, das Parkstadion verkommt. Der FC Schalke – nicht die Stadt – steckt zwischenzeitlich fast fünf Millionen Mark in den Erhalt, denn zumindest der Spielbetrieb muss gesichert sein. Doch die Zuschauerzahlen sind rückläufig, manchmal verlieren sich nur wenige tausend Fans im weiten Rund. Vor allem weil nur die Haupttribüne überdacht ist. Regnet es, sitzen lediglich knapp 22 000 der über 70 000 Fans im Trockenen.
    »Das war ein Schönwetterstadion, das besser nach Kalifornien gepasst hätte. Aber bei uns regnet es eben ein bisschen öfter. Und was ist passiert, wenn sich die Leute auf der Gegengerade ein Würstchen geholt haben? Nach einer Minute im Regen war das gute Stück nass und kalt. Damals habe ich eine Rechnung aufgestellt: Unsere Zuschauer haben im Schnitt eine Anreise von 104 Kilometern pro Fahrt. Eine längere Anreise nimmt nur der Bayern-Fan in Kauf. Der Schalke-Fan sitzt etwa im Sauerland, guckt aus dem Fenster und fragt sich: ›Bin ich bekloppt? Bei dem Wetter fahre ich nicht nach Schalke.‹ Wenn es geregnet hat, haben wir damals stets rund 10 000 Zuschauer pro Spiel verloren. Das hat rund 200 000 DM ausgemacht. Wenn es blöd lief, alle zwei Wochen.«
    Dennoch favorisiert die Stadt zunächst einen Umbau des veralteten Parkstadions. »Dafür wurden 200 Millionen DM an Kosten kalkuliert, allerdings hätte man über sechs Jahre eine Baustelle gehabt. Mit den Sicherheitsmaßgaben der Behörden wäre ein Spielbetrieb nicht durchgehend gewährleistet gewesen«, erklärt Stadionbauer Sanders. »Dann haben wir unser Konzept vorgelegt: eine neue Multifunktionsarena für eine Summe von 250 bis 260 Millionen DM. Unser Plan beruhte darauf, dass wir bei der Refinanzierung nicht nur mit 25 Fußballspielen im Durchschnitt pro Spieljahr kalkulierten – das hätte sich nicht gelohnt. Unsere Hochrechnung hieß: 40 Veranstaltungen dank anderer Sportarten und Konzerte.«
    Sanders lädt den Schalker Vorstand in die Niederlande ein. Ende 1995 reist man gemeinsam nach Amsterdam, Rotterdam, Arnheim. 1996 folgt dann ein weiteres Konzept des Unternehmens HBM. Glanzstücke des Neubauplans sind die in einer 118 mal 79 Meter großen Betonwanne liegende, in sechs Stunden herausrollbare Rasenfläche sowie das 560 Tonnen schwere Schiebedach, das innerhalb von 30 Minuten geschlossen und geöffnet werden kann. Kostenpunkt: jedes Mal 15 000 Euro. Eine überschaubare Summe im Vergleich zu den

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