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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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blauen Fleck auf ihrer Haut ein Dutzend Peitschenhiebe.«
    Diese Warnung drang endlich bis zu Potts durch und ließ ihn schwankend innehalten. Dann bedachte
    er Shemaine, die sich schon für eine Flucht bereitgemacht hatte, mit einem haßerfüllten Blick und
    einem finsteren Fluch. »Hör genau zu, was ich sage, du Irentrampel. Ob in vierzehn Tagen oder erst in
    einem Jahr, ich werde dafür sorgen, daß du den Tag bereust, an dem du mir getrotzt hast.«
    Shemaine ließ sich keine Gefühlsregung anmerken, damit nicht womöglich das leiseste Zucken den
    Mann endgültig zur Raserei trieb. Für diesmal war sie einer weiteren Verletzung entronnen, aber wenn
    sie erst das Schiff verlassen hatte, würde er sie sicherlich finden und sich an ihr rächen, falls ihr neuer Herr sie nicht gegen diesen ungehobelten Wüstling in Schutz zu nehmen vermochte.
    »POTTS!« brüllte James Harper, und der Matrose wandte sich widerwillig von seinem Opfer ab.
    Potts sah seinen Vorgesetzten an und versuchte nicht einmal, Respekt zu heucheln. »Ja, Mista 'arper?
    Was wollen Sie denn jetzt schon wieder?«
    Der mürrische Tonfall des Seemanns ließ Harpers Temperament auflodern. »Dich wegen
    Ungehorsams am Rahnock aufknüpfen, wenn's nach mir ginge!« Er fuchtelte erregt mit seinem Stock.
    »Und jetzt, du nutzloser Trunkenbold, schwing deinen Hintern nach unten! Du hast erst einmal drei
    Tage Zeit, die Ankerkette zu putzen!«
    »Na kommen Sie, Mista 'arper«, wandte Potts mit schmeichelnder Stimme ein. Sein Kopf wackelte in
    purer Unschuld hin und her. »Wir haben doch zwei Tage Landurlaub vor uns, und mir juckt mächtig
    der Schwanz. Ich will mir eine oder zwei kleine Huren suchen, die mich kratzen können.«
    »Du wirst während der nächsten fünf Tage nicht weiter als bis zum Ende des Kettenkastens gehen«,
    knurrte Harper, der langsam vor Zorn kochte. »ALSO, Potts, hast du sonst noch irgendwelche
    Klagen?«
    Die Schweinsäuglein zogen sich erfüllt von beinahe körperlich greifbarer Feindseligkeit zusammen,
    aber der Matrose hatte keine andere Wahl, als zu gehorchen. Sonst lief er Gefahr, noch ein paar Tage
    zusätzlich aufgebrummt zu bekommen. »Nicht die Bohne, Mista 'arper.«
    »Gut! Dann melde dich sofort im Kabelgatt.« Mit düsterem Stirnrunzeln sah James Harper einige
    Sekunden lang dem riesigen, unförmigen Seemann nach, dann bedeutete er einem anderen Matrosen,
    Potts zu folgen und ihn im Vorschiff einzuschließen. Nachdem er das aufsässige Muskelpaket
    entschlossen aus seinen Gedanken verbannt hatte, wandte Harper sich dem Bootsmannsmaat zu und
    widmete sich der Angelegenheit, die im Augenblick viel dringender war.
    »Die männlichen Gefangenen sind alle hier aufgeführt, Sir«, sagte der jüngere Mann, während er dem
    anderen eine Liste reichte. Dann fügte er nur für Harpers Ohren hörbar hinzu: »Minus der
    einunddreißig, die unterwegs ins Gras gebissen haben.«
    »Das ist ein ungewöhnlich hoher Verlust, den die London Pride erlitten hat, Mr. Blake«, murmelte Harper.
    »Jawohl, Sir, und wenn ich denke, daß Sie den Käpt'n gebeten haben, nicht zuzulassen, daß seine
    Missus die Rationen der Gefangenen runtersetzt, haben Sie wohl allen Grund, sich grün und blau zu
    ärgern. Noch eine Woche auf See, und von den armen Teufeln wären nicht mal mehr genug
    übriggeblieben, um die Verpflegung der Mannschaft zu bezahlen, ganz zu schweigen von unseren
    Löhnen.«
    Harpers Kiefermuskeln spannten sich, als er an die vielen Male dachte, da er die Leichen von
    Sträflingen über Bord hatte werfen lassen müssen. Und warum? Nur weil die Abrechnungen früherer
    Fahrten der London Pride Horace Turnbulls Argwohn erweckt hatten und er darauf bestanden hatte, daß seine Tochter ihren Mann auf dieser Überfahrt begleiten solle, damit er einen zuverlässigen Bericht erhielt. Außerdem hatte der alte Schiffsbaron Gertrude eine noch nie dagewesene Vollmacht
    gegeben, die Rechnungsbücher des Schiffs einzusehen und alle Kosten, die ihr überflüssig erschienen,
    zu streichen - ein Auftrag, der ernste Konsequenzen nach sich gezogen hatte.
    »Als Mr. Turnbull seiner Tochter die Vollmacht gab, nach eigenem Gutdünken zu schalten und zu
    walten, hat er bestimmt nicht vermutet, daß er auf dieser Reise mehr verlieren würde als in den ganzen letzten fünf Jahren, seit wir Gefangene in die Kolonien bringen. In ihrer Gier, ihrem Vater ein paar Schilling zu sparen, hat Mrs. Fitch es geschafft, nicht weniger als ein Viertel der

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