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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorsichtig, oder ich gerbe dir das Fell, daß dir Hören und Sehen vergeht.«
    Große Hände packten Shemaine, bevor sie überhaupt wieder ganz bei sich war. Aber die Wirklichkeit
    flutete mit einer heißen Woge über sie hinweg, als gierige Finger sich um ihre weichen Brüste
    schlössen. Mit einem zornigen Kreischen, das einer Dame absolut unwürdig war, rollte sie sich zur
    Seite und trat mit ihren nackten Füßen wild um sich. Ihre blindwütigen Tritte erwiesen sich für

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    den beleibten Potts als recht prekär; er heulte vor Schmerz jaulend auf und fiel der Länge nach zu
    Boden. Als Shemaine sich mühsam hochrappelte, hatte sie die Befriedigung, zu sehen, wie der Mann
    sich vor Qual krümmte.
    Es war ein Gebot der Klugheit, sich möglichst schnell an einen Platz zu begeben, wo er sie weder
    sehen noch erreichen konnte, und Shemaine nutzte die günstige Gelegenheit, als einige der Frauen sie
    eilig zu sich winkten. Nachdem sie flink zwischen ihnen hindurchgeschlüpft war, ließ sie sich auf dem
    Lukendeckel nieder. Die Reihen der Frauen schlössen sich um sie herum, so daß man sie nicht mehr
    ohne weiteres entdecken würde. Shemaine, die für den Augenblick in Sicherheit war, zog die Beine an
    die Brust, preßte das Gesicht auf die Knie und machte sich so unsichtbar wie nur möglich.
    Potts hatte sich indessen mühsam auf die Füße gehievt und starrte nun wutentbrannt um sich; er hatte
    nur einen Gedanken, nämlich das Mädchen zu finden und an ihm seinen Zorn auszulassen. Wie ein
    verletzter Bulle, der sich für den Angriff rüstete, schwenkte er seinen von einem Strohhut bedeckten
    Kopf, und sein Blick flackerte suchend über die Gruppe der Frauen. Durch die mit tristen Lumpen
    bedeckten Körper erblickte er einen üppigen, roten Haarschopf, der wie ein leuchtendes Banner in der
    stürmischen Brise hin und her wehte. Daraufhin bleckte er seine schwarzfleckigen Zähne und pflügte
    sich mit kehligem Knurren durch die Frauen auf Shemaine zu.
    »POTTS!« brüllte James Harper mit donnernder Stimme. Er machte ein paar Schritte nach vorn, was so aussah, als wolle er seine Warnung wahrmachen und den gewalttätigen Klotz verprügeln. »Wenn du dem Frauenzimmer auch nur ein Haar krümmst, lasse ich dich auspeitschen, bis kein Fetzchen Haut
    mehr auf deinem Rücken hängt! Das ist ein Versprechen!«
    Dieser drohende Ausruf seines Bootsmanns war das erste, was Kapitän Fitch hörte, als er hinter seiner
    Frau aufs Achterdeck hinaustrat. Und noch während ein Schiffsjunge seine Pfeife blies und rief:
    »Kapitän auf der Brücke!«, blieb Everette Fitch am Geländer stehen, um zu beobachten, wie Potts
    unbeirrt über das Hauptdeck
    trampelte. Sein Blick schweifte über die Sträflinge, um nach dem Opfer zu suchen, auf das der
    Seemann es abgesehen hatte. Schließlich erspähte er es: die junge Schönheit, die ihm vor nicht allzu
    langer Zeit bittere Vorwürfe gemacht hatte, weil er - wie sie und die anderen Gefangenen meinten -
    einer der Frauen Unrecht getan hatte. Damals hatte sie mit ihrer Schimpftirade nicht nur erfolgreich
    seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, sondern durch die Leidenschaft, mit der sie sich für die
    Rechte eines anderen menschlichen Wesens einsetzte, unwissentlich auch seine Wollust entfacht. Seit
    diesem Augenblick war Kapitän Fitch von der wilden Gier besessen, all die Freuden zu kosten, die
    Shemaine O'Hearn einem Mann zu bieten hatte. Gertrude mußte die Gesundheit eines Ochsen und
    einen offensichtlich mit Eisen ausgekleideten Magen besitzen, die sie gegen das Laudanum, das er
    heimlich in ihren Wein gab, immun machten. Anderenfalls hätte das Mädchen gewiß schon lange den
    Preis gezahlt, nach dem des Kapitäns Leidenschaft verlangte. Sein Mißerfolg hatte seine Leidenschaft
    nur noch angestachelt, und Fitch hatte sich geschworen, das Frauenzimmer gleich nach ihrer Ankunft
    im Hafen heimlich für sich selbst zu beanspruchen und an einem Ort unterzubringen, an dem seine
    herrschsüchtige Frau es nicht finden konnte. Um seine Pläne zu verbergen, hatte er klugerweise die
    Strafen, die seine Frau sich für Shemaine ersann, nur so weit abgeschwächt, daß ihr Leben nicht in
    Gefahr geriet. Nun aber schien es ihm trotz Harpers eindrucksvoller Warnungen geraten, selbst
    einzugreifen.
    »Legt diesen Matrosen in Eisen, wenn er nicht gehorcht!« brüllte Fitch. Dann senkte er die Stimme zu
    einem bösartigen Brummen. »Und sollte der elende Hund das Weib beschädigen, bekommt er für
    jeden

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