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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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konnte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Campus erspähte sie einen hübschen kleinen Baum, der auf einer dreieckigen Rasenfläche stand, aber nicht der Baum hatte ihre Aufmerksamkeit gefangen, sondern ein Mädchen, das im Schneidersitz daruntersaß und sich über ein Buch beugte. Sie hatte die blonden Haare zu zwei losen Zöpfen geflochten. Ihr zarter rosafarbener Tüllrock, ihr schwarzes Tanktop und die schwarzen knöchelhohen Chucks vermittelten eine eindeutige Botschaft.
    Lexi verstand diese Botschaft. Sie lautete: Ich bin anders als ihr. Ich brauche euch nicht.
    Ein paar Jahre hatte sich Lexi auch so angezogen. Damals wollte sie keine Freunde, weil sie Angst hatte, sie würden sie fragen, wo sie wohnte oder wie ihre Momma war.
    Jetzt holte sie tief Luft und ging zu dem Mädchen. Als sie sie erreicht hatte, blieb sie stehen. Sie wollte das Richtige sagen, wusste aber nicht, was das Richtige war.
    Das Mädchen blickte vom Buch auf. Sie wirkte zerbrechlich, hatte aber schwere Akne, und ihre grünen Augen waren zu stark mit lilafarbenem Eyeliner geschminkt. Leuchtend bunte Gummis betonten ihre Zahnspange.
    »Hey«, sagte Lexi.
    »Er ist nicht da. Und er kommt auch nicht.«
    »Wer?«
    Das Mädchen zuckte gleichgültig mit den Schultern und wandte sich wieder dem Buch zu. »Wenn du es nicht weißt, ist es sowieso egal.«
    »Darf ich mich zu dir setzen?«
    »Das ist gesellschaftlicher Selbstmord«, erwiderte das Mädchen, ohne aufzublicken.
    »Was?«
    Jetzt sah sie doch auf. »Es ist gesellschaftlicher Selbstmord, sich zu mir zu setzen. Selbst die Theaterleute wollen nicht mit mir gesehen werden. Ja, so schlimm ist es.«
    »Du meinst, jetzt darf ich nicht mehr bei den Cheerleadern mitmachen? Ist ja tragisch!«
    Jetzt sah das Mädchen Lexi zum ersten Mal richtig an. Ein Lächeln umspielte ihren Mund. »Den meisten Mädchen ist das aber wichtig.«
    »Ach ja?« Lexi ließ ihren Rucksack ins Gras fallen. »Was liest du da?«
    » Sturmhöhe.«
    Lexi zeigte ihr ihr Buch. » Jane Eyre. Darf ich mich setzen?«
    Das Mädchen rückte beiseite, um ihr auf der schmalen Rasenfläche Platz zu machen. »Das hab ich noch gar nicht gelesen. Ist es gut?«
    Lexi ließ sich neben ihr nieder. »Es ist mein Lieblingsbuch. Wenn du mit deinem fertig bist, können wir tauschen.«
    »Das wäre super. Übrigens, ich bin Mia.«
    »Lexi. Und, worum geht’s in dem Buch?«
    Mia fing langsam an zu erklären und stolperte hier und da über Wörter, aber als sie anfing, über Heathcliff zu reden, geriet sie ins Schwärmen. Es dauerte nicht lange, da lachten sie miteinander wie alte Freundinnen. Als es läutete, standen sie auf und gingen quer über den Campus zu ihren Schließfächern, ohne einmal ihr Gespräch zu unterbrechen. Lexi hielt nicht mehr ihren Kopf gesenkt, sie mied nicht mehr den Blick der anderen und presste sich ihre Bücher an die Brust. Stattdessen lachte sie.
    Vor der Tür zur Spanisch-Klasse blieb Mia stehen und sagte hastig: »Du könntest nach der Schule mit zu mir kommen. Natürlich nur, wenn du Lust hast.« Dabei wirkte sie sehr nervös. »Ich weiß, du willst wahrscheinlich nicht. Ist kein Problem.«
    Lexi hätte am liebsten gestrahlt. Nur die Scham über ihre Zähne hielt sie davon ab. »Das fänd ich total toll.«
    »Dann treffen wir uns am Fahnenmast vor dem Verwaltungsgebäude, ja?«
    Lexi ging in ihre Klasse und setzte sich in die hintere Reihe. Den Rest des Tages sah sie nur noch auf die Zeiger der Uhr, um sie mit reiner Willenskraft zu zwingen, schneller vorzurücken. Um zehn vor drei endlich stand sie am Fahnenmast und wartete. Um sie herum schoben sich die Kinder an ihr vorbei zu den Bussen, die vor dem Schulgelände auf sie warteten.
    Vielleicht würde Mia gar nicht kommen. Wahrscheinlich nicht.
    Lexi wollte schon aufgeben, als Mia neben ihr auftauchte. »Du hast gewartet.« Sie klang so erleichtert, wie Lexi sich fühlte. »Komm.«
    Mia führte sie durch die Schülerschar zu einem schwarzen, auf Hochglanz polierten Escalade, der auf der Hauptstraße wartete. Sie zog die hintere Tür auf und stieg ein.
    Lexi folgte ihrer neuen Freundin auf den beigefarbenen Ledersitz.
    » Hola, madre «, sagte Mia. »Das ist Lexi. Ich hab sie zu uns eingeladen. Ist das okay?«
    Als sich die Frau auf dem Fahrersitz nach ihnen umdrehte, stockte Lexi der Atem. Mias Mom war mit ihrem makellosen hellhäutigen Gesicht und den glatten blonden Haaren so schön wie Michelle Pfeiffer. In ihrem eindeutig teuren Pullover sah sie aus wie das

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