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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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und hellen Haare in der salzigen Brise miteinander durcheinanderflogen. Seit Stunden saßen sie schon dort und redeten.
    Allein das Bild, dass ihre Tochter mit einer Freundin plauderte, ließ Jude lächeln. Sie hatte so lange darauf gewartet, so leidenschaftlich darauf gehofft. Doch jetzt, als es endlich so weit war, überkam sie unwillkürlich Angst. Mia war so bedürftig, so zerbrechlich, es war zu einfach, ihr weh zu tun. Und nach der Sache mit Haley konnte Mia einen erneuten Verrat nicht verkraften.
    Jude musste mehr über Lexi erfahren, nur um zu wissen, mit wem ihre Tochter eigentlich zu tun hatte. Dies war eine pädagogische Maßnahme, die sich im Laufe der Jahre als sinnvoll erwiesen hatte. Je mehr sie über das Leben ihrer Kinder wusste, desto besser konnte sie für sie sorgen. Sie trat auf die Terrasse. Sofort fuhr ihr der Wind durch die Haare und peitschte ihr Strähnen ins Gesicht. Sie ignorierte den Haufen Schuhe vor der Tür und ging barfuß über die Steinplatten an der Gartengarnitur aus dunklem Polyrattan vorbei. Genau an der Stelle, wo der Rasen endete und der Sand begann, ragte eine riesige Zeder hoch in den strahlend blauen Himmel. Als Jude sich den Mädchen näherte, hörte sie Mia sagen: »Ich würde gerne für das Theaterstück vorsprechen, aber ich weiß, sie würden mich doch nicht nehmen. Sarah und Joeley kriegen immer die Hauptrollen.«
    »Ich hatte heute auch total Angst, dich anzusprechen«, erklärte Lexi. »Stell dir vor, ich hätte es nicht getan! Es bringt nichts, vor etwas Angst zu haben. Du solltest es versuchen.«
    Mia wandte sich zu Lexi. »Würdest du denn zum Vorsprechen mitkommen? Die anderen beim Theater sind so … ernst. Sie mögen mich nicht.«
    Lexi nickte, und ihre Miene war vor lauter Verständnis fast feierlich. »Ich komme mit. Auf jeden Fall.«
    Jude trat neben ihre Tochter. »Hey, Mädels.« Sie legte Mia eine Hand auf die schmale Schulter.
    Mia sah grinsend zu ihr auf. »Ich werde für das Musical vorsprechen. Lexi kommt mit. Wahrscheinlich kriege ich keine Rolle, aber …«
    »Großartig«, erwiderte Jude, aufrichtig erfreut über diese Entwicklung. »Gut, ich wollte Lexi jetzt heimbringen. Dad kommt in einer Stunde nach Hause.«
    »Kann ich mitkommen?«, fragte Mia.
    »Nein, du hast Freitag ein Referat. Also fängst du besser gleich an«, antwortete Jude.
    »Hast du etwa schon auf der Homepage nachgesehen? Am ersten Schultag?« Mia ließ die Schultern hängen.
    »Du brauchst einen guten Start. In der Highschool sind Noten wichtiger.« Jude sah zu Lexi hinunter. »Bist du bereit?«
    »Ich kann auch den Bus nehmen«, schlug Lexi vor. »Sie müssen mich nicht fahren.«
    »Den Bus?«, wiederholte Jude mit gerunzelter Stirn. In all ihren Jahren als Mutter hatte ihr noch nie ein Kind dieses Angebot gemacht. Die meisten sagten, ihre eigene Mutter könnte sie ebenfalls abholen. Nie hatte eins den Bus nehmen wollen. Wo fuhr hier überhaupt ein Bus?
    Lexi streifte die rotweiße Wolldecke ab, und als sie aufstand, glitt sie in den Sand. »Im Ernst, Mrs Farraday. Sie müssen mich nicht nach Hause fahren.«
    »Bitte, Lexi, nenn mich doch Jude. Bei ›Mrs Farraday‹ muss ich immer an meine Mutter denken, und das ist nicht sehr angenehm. Mia, geh Zach Bescheid sagen, dass ich gleich losfahre. Frag ihn, wer noch nach Hause gebracht werden muss.«
    Zehn Minuten später startete Jude den Motor des Escalade. Fünf Kinder drängten sich auf die Rückbänke und schnallten sich ununterbrochen plaudernd an. Lexi saß still auf dem Beifahrersitz und starrte angestrengt nach vorn. Jude ermahnte Mia und Zach, gleich mit den Hausaufgaben anzufangen, und fuhr los. Die Strecke war ihr so vertraut, dass sie sie auch im Schlaf hätte fahren können: nach links auf den Beach Drive, nach rechts auf die Night Road, nach links auf den Highway. Am Ende der Viewcrest bog sie in die Auffahrt ihrer besten Freundin. »Da wären wir, Bryson. Sag Molly, wir seien diese Woche zum Lunch verabredet.«
    Bryson murmelte etwas und stieg aus. Die nächsten zwanzig Minuten absolvierte Jude ihre Standardroute um die Insel und setzte ein Kind nach dem anderen ab. Am Schluss wandte sie sich zu Lexi: »Also gut, Süße, wohin geht’s?«
    »Ist da drüben nicht eine Bushaltestelle?«
    Jude lächelte. »Ich werde dich nicht in den Bus setzen. Also, wohin, Lexi?«
    »Port George«, antwortete Lexi.
    »Ach«, sagte Jude überrascht. Die meisten Kinder an der Pine Island Highschool wohnten auch auf der Insel, denn die

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