Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
haben.«
    Noch nie hatte Lexi etwas so Hässliches gesehen – das außerdem eher zu einer Vier- als zu einer Vierzehnjährigen passte, aber sie verliebte sich sofort darin. Und noch nie hatte ihr jemand etwas zum ersten Schultag gekauft. »Super«, sagte sie mit einem Kloß im Hals. Obwohl sie erst vier Tage bei ihrer Tante wohnte, fühlte sie sich stündlich heimischer. Das machte ihr sogar Angst. Sie wusste, wie gefährlich es sein konnte, einen Ort ins Herz zu schließen. Oder einen Menschen.
    »Du musst es nicht anziehen, wenn du nicht willst. Ich dachte nur …«
    »Nein, ich will’s unbedingt anziehen. Danke, Eva.«
    Ihre Tante lächelte so strahlend, dass sich auf ihren Wangen Falten bildeten. »Ich hab Mildred ja gesagt, dass es dir gefallen würde.«
    »Stimmt auch.«
    Eva nickte kurz, zog sich in den Flur zurück und schloss die Tür hinter sich. Lexi zog das rosafarbene Sweatshirt an und streifte eine ausgeblichene Jeans über. Dann packte sie ihren alten Rucksack mit den Heften, Blöcken und Stiften, die Eva am Abend zuvor von der Arbeit mitgebracht hatte.
    Als sie in die Küche kam, stand Eva in ihrer blaugelben Arbeitsuniform von Walmart an der Spüle und nippte an ihrem Kaffee.
    Über die kleine, blitzsaubere Küche hinweg trafen sich ihre Blicke. In Evas braunen Augen zeigte sich Sorge. »Mrs Watters hat sich sehr bemüht, dich auf der Pine Island High unterzubringen. Es ist eine der besten Schulen im Staat, aber der Schulbus kommt nicht über die Brücke, daher musst du mit dem normalen Bus fahren. Das ist doch in Ordnung, oder? Das hab ich dir doch schon gesagt.«
    Lexi nickte. »Das geht schon klar, Eva. Keine Angst. Ich fahr schon seit Jahren mit dem Bus.« Sie verschwieg, dass sie auch schon oft auf den schmierigen Sitzen geschlafen hatte, wenn sie und Momma mal wieder keine Bleibe hatten.
    »Gut, na dann.« Eva trank ihren Kaffee aus, spülte die Tasse ab und ließ sie in der Spüle stehen. »An deinem ersten Tag willst du bestimmt nicht zu spät kommen. Ich fahre dich. Los.«
    »Ich kann doch den Bus …«
    »Nicht an deinem ersten Tag. Ich hab extra in die Spätschicht getauscht.«
    Lexi folgte ihrer Tante zum Wagen. Als sie zur Insel fuhren, betrachtete Lexi aufmerksam ihre Umgebung. Sie hatte zwar all das schon auf Karten gesehen, aber die Linien und Markierungen dort sagten nicht viel aus. Sie wusste zum Beispiel, dass Pine Island zwölf Meilen lang und vier Meilen breit war und von Seattle aus per Fähre und vom Kitsap County aus über eine Brücke erreichbar war. Auf der Port-George-Seite der Brücke gehörte das Land den Ureinwohnern. Aber Pine Island nicht, das bemerkte sie jetzt.
    Die Leute, die auf der Insel wohnten, mussten reich sein, das sah sie an den Häusern, die eher an Herrensitze erinnerten.
    Sie bogen vom Highway ab und fuhren einen Hügel zur Highschool hinauf. Diese bestand aus einer Reihe niedriger Gebäude aus rotem Backstein, die um einen Platz mit einem Fahnenmast gruppiert waren. Offensichtlich war die Schule, wie viele, die Lexi besucht hatte, schneller als erwartet gewachsen, denn Pavillons säumten den Rand des Schulgeländes. Eva hielt auf der leeren Busspur und sah Lexi an. »Diese Kids sind nicht besser als du, vergiss das nie.«
    Eine Welle der Zuneigung überkam Lexi zu der von Sorgen gezeichneten Frau, die sie aufgenommen hatte. »Ich komm schon klar«, erwiderte sie. »Mach dir keine Sorgen um mich.«
    Eva nickte. »Viel Glück«, wünschte sie schließlich.
    Lexi erklärte ihr nicht, dass Glück in einer neuen Schule nicht zählte. Sie zwang sich nur zu einem Lächeln und stieg aus dem Wagen. Als sie zum Abschied kurz winkte, hielt ein Schulbus direkt hinter Evas Wagen, aus dem viele Kinder strömten.
    Mit gesenktem Kopf setzte sich Lexi in Bewegung. Sie war schon oft genug die Neue in der Schule gewesen, um zu wissen, wie man unter dem Radar flog. Das Beste war, einfach in der Menge zu verschwinden. Dazu musste man den Blick senken und sich schnell bewegen. Regel Nummer eins: Niemals stehen bleiben. Regel Nummer zwei: Niemals aufblicken. Wenn sie bis Freitag diesen Regeln folgte, wäre sie nur noch eins der vielen neuen Kinder. Dann erst konnte sie versuchen, ein, zwei Freunde zu finden. Obwohl es hier bestimmt nicht leicht werden würde. Was hatte sie mit diesen Kids schon gemeinsam?
    Auf dem Weg zum Gebäude A prüfte sie noch mal ihren Stundenplan. Da war es. Raum 104. Sie mischte sich unter die Schüler, die sich alle zu kennen schienen, und ließ

Weitere Kostenlose Bücher