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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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sich vom Strom vorwärtsziehen. Aufgeregt plappernd suchten sich alle einen Platz.
    Sie machte den Fehler innezuhalten. Sie blieb gerade lange genug stehen, um sich zu orientieren, da wurde es schon still im Raum. Alle starrten sie an, dann begann das Geflüster. Jemand lachte. Lexi war sich ihrer Makel peinlich bewusst: dichte schwarze Augenbrauen, schiefe Zähne, krauses Haar, uncoole Jeans und ein noch uncooleres Sweatshirt. An einem Ort wie diesem bekam jedes Kind mit zehn eine Spange und mit sechzehn ein neues Auto.
    Weiter hinten zeigte ein Mädchen auf sie und kicherte. Das Mädchen neben ihr nickte. Lexi meinte schöner Schmetterling zu hören und dann: Hat sie den selbst gemacht?
    Da stand ein Junge auf, und wieder wurde es still.
    Lexi wusste, wer das war. In jeder Schule gab es jemanden wie ihn: gutaussehend, beliebt, sportlich, der Typ, dem alles zuflog. Kapitän der Footballmannschaft und Klassensprecher. In seinem hellblauen Abercrombie-T-Shirt und den Baggy Jeans sah er aus wie Leonardo DiCaprio: strahlend, lächelnd, selbstbewusst.
    Er kam auf sie zu. Warum? Stand hinter ihr ein anderes, hübscheres Mädchen? Wollte er sie demütigen und damit seine Freunde zum Lachen bringen?
    »Hey«, sagte er. Sie spürte, dass alle sie beobachteten.
    Lexi biss sich auf die Unterlippe, um ihre schiefen Zähne zu verbergen. »Hey.«
    Er lächelte. »Susan und Liz sind kleine Miststücke. Einfach ignorieren. Der Schmetterling ist cool.«
    Geblendet von seinem Lächeln, stand sie da wie eine Idiotin. Reiß dich zusammen, Lexi. Du hast doch schon andere gutaussehende Typen gesehen. Sie sollte jetzt etwas sagen, oder lächeln, jedenfalls irgendwas tun!
    »Hier«, sagte er und fasste sie am Arm. Als er sie berührte, spürte sie einen kleinen elektrischen Schlag.
    Er hätte sie irgendwohin führen sollen. Deshalb hatte er doch ihren Arm genommen, oder? Aber er stand nur da und starrte zu ihr herunter. Sein Lächeln schwand. Plötzlich stockte ihr der Atem. Die ganze Welt um sie herum verschwand, bis nur noch sein Gesicht und seine wunderschönen grünen Augen blieben.
    Er wollte etwas sagen, aber Lexis Herz klopfte so laut, dass sie ihn nicht verstand, und dann wurde er plötzlich weggeführt, weg von ihr, und zwar von einem wunderschönen Mädchen, dessen Rock nicht mehr Stoff bot als eine Serviette.
    Lexi blieb einen Augenblick zu lange reglos stehen und starrte ihm, immer noch atemlos, nach. Dann fiel ihr wieder ein, wo sie war und wer sie war: die Neue mit dem rosafarbenen Glitzersweatshirt. Sie drückte das Kinn auf die Brust, schoss vorwärts und bahnte sich einen Weg zur hintersten Reihe. Gerade als es läutete, schob sie sich auf ihren Stuhl.
    Während der Lehrer sich über die Anfänge von Seattle erging, spielte Lexi die Szene immer wieder in ihrem Kopf durch. Obwohl sie sich einredete, dass es gar nichts zu bedeuten hatte, wie er sie berührt hatte, musste sie immer wieder daran denken. Was genau hatte er zu ihr sagen wollen?
    Am Ende der Stunde wagte sie es, zu ihm hinüberzublicken. Er ging mit den anderen Schülern und lachte über etwas, was das Mädchen im Minirock sagte. An Lexis Tisch stockte er kurz und sah zu ihr hinunter, lächelte aber weder noch blieb er stehen. Er ging einfach weiter.
    Natürlich blieb er nicht stehen! Langsam stand sie auf und ging zur Tür. Den Rest des Morgens versuchte sie, sich mit hocherhobenem Kopf durch die überfüllten Gänge und Klassen zu bewegen, doch gegen Mittag schwächelte sie schon. Dabei stand ihr das Schlimmste noch bevor.
    Mittagessen in einer neuen Schule war die reinste Hölle. Man wusste nie, was in war und was out. Außerdem konnte man die gesamte Rangordnung gefährden, wenn man sich an den falschen Platz setzte.
    Am Eingang zur Cafeteria blieb Lexi stehen. Allein die Vorstellung, hineinzugehen und von allen gesehen und beurteilt zu werden, überstieg ihre Kräfte. Normalerweise war sie stärker, aber Mr Popular hatte sie irgendwie aus dem Gleichgewicht gebracht, sie dazu verleitet, das Unmögliche zu wünschen. Und sie wusste aus Erfahrung, wie angreifbar man sich damit machte. Es war Zeitverschwendung. Sie ging wieder hinaus, wo die Sonne schien. Sie suchte in ihrem Rucksack nach dem Pausenbrot, das Eva für sie eingepackt hatte, und nach ihrer zerlesenen Ausgabe von Jane Eyre . Andere Kinder hatten Stofftiere oder Schmusedecken. Sie hatte Jane.
    Müßig schlenderte sie über das Schulgelände und suchte nach einem Platz, wo sie essen und dabei lesen

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