Wie deutsch ist das denn?!
Roboters wieder zu uns fand. So gesehen, ist der Roboter ein gänzlich deutsches Wesen, nämlich nichts anderes als der vertraute Arbeiter. Auch wir haben unseren Nachbarn also einiges zu bieten.
Aber was genau ist eigentlich die deutsche Sprache? Wo kommt sie her, und was macht ihr Wesen aus?
Ein kleiner Exkurs zur Begriffsklärung: Das Wort Deutsch geht auf ein altes germanisches Substantiv zurück ( diot oder diota ), was so viel wie Volk oder Stamm bedeutet. Im Altirischen findet es sich als tuath wieder, im Litauischen als tautá. Daraus abgeleitet und seit dem 10. Jahrhundert belegt sind die späteren deutschen Varianten: althochdeutsch diutisc, mittelhochdeutsch diutisch oder diutsch. Im Niederländischen hieß es ursprünglich duitsch (deshalb ging Dutch als Bezeichnung für die Niederländer ins Englische ein). Schon früher, nämlich im 8. Jahrhundert, wurde der altgermanische Wortstamm zu theodiscus latinisiert (weshalb die Italiener für » deutsch « noch heute das Wort tedesco haben). Der lateinische Begriff Lingua theodisca wurde schließlich zur amtlichen Bezeichnung der altfränkischen Volkssprache im Reich Karls des Großen. Im Verlauf der Auseinandersetzung zwischen Ost- und Westfranken (den heutigen Franzosen) entwickelte sich dieses Altfränkische dann zum Oberbegriff für sämtliche Stammessprachen im Osten des Frankenreiches, also des späteren Deutschland.
Ursprünglich entstammt das Deutsche der indogermanischen Sprachfamilie, deren Mitglieder sich auf dem eurasischen Kontinent von der äußersten Nordwestecke bis weit nach Mittelasien verbreitet haben. Persisch, Kurdisch, das afghanische Paschtu und verschiedene anatolische Sprachen gehören ebenso dazu wie die uns vertrauten europäischen Idiome. Gemeinsamer Vorläufer all dieser Sprachen ist eine indogermanische Ursprache, deren Geburt mehrere Tausend Jahre zurückliegt. Wann und wo genau sie entstanden ist und gesprochen wurde, lässt sich nicht mehr mit vollständiger Sicherheit sagen. Sprachwissenschaftler vermuten ihre Keimzelle teils auf dem Balkan, teils im Gebiet des heutigen Kirgistan, also am äußersten Ostrand Europas, teils sogar im heute türkischen Anatolien, das zum asiatischen Kontinent gehört. Eine kürzlich erschienene wissenschaftliche Arbeit scheint letztere Hypothese zu bestätigen: Im August 2012 veröffentlichte eine Gruppe von Sprachwissenschaftlern der University of Auckland (Neuseeland) die Ergebnisse einer Studie [8] , in der 103 indoeuropäische Sprachen untersucht wurden – mit dem Fazit, dass ein » decisive support for an Anatolian origin « bestehe, also eine eindeutige Untermauerung des anatolischen Ursprungs, und dies schon vor 8000 bis 9000 Jahren. Die ersten germanischen Sprachen als Vorläufer des heutigen Deutsch lassen sich allerdings erst ab etwa dem 5. Jahrhundert v. Chr. weiter westlich orten und näher bestimmen.
In jedem Fall hat unser heutiges Deutsch eine lange und abenteuerliche Reise hinter sich. In deren Verlauf nahm es die unterschiedlichsten germanischen, aber auch romanischen und slawischen Elemente in sich auf, spaltete sich in zahllose Dialekte und Mundarten und wurde so zu einer ausgesprochen multikulturellen (und bis heute schwierigen!) Form der sprachlichen Kommunikation. Nahezu jedes seiner Wörter hat einen Migrationshintergrund, sei es germanischer, romanischer oder anderer Schattierung.
Häufig lassen sich an solchen Wortwanderungen auch kulturgeschichtliche Entwicklungen ablesen, wie zum Beispiel das Vordringen der romanischen Baukunst über die Alpen nach Norden: Für Wörter wie Fenster, Fundament, Gips, Kalk, Kammer (das deutsche Wort Zimmer bedeutet eigentlich » aus Holz gebaut « ), Keller, Marmor, Mauer, Mörtel, Quader, Schindel und Ziegel – allesamt aus dem Lateinischen stammend– gibt es keine Entsprechung mit germanischen Wurzeln, weil unsere Vorfahren das Bauen mit Stein noch nicht kannten. Der lateinische carcer ist sogar zweimal nach Deutschland eingewandert: das erste Mal während der Antike als Kerker, das zweite Mal im Mittelalter als Karzer, die Arrestzelle für aufmüpfige Studierende an den Universitäten.
Oder nehmen wir das italienische Bank-, Versicherungs- und Kaufmannswesen, das während der Renaissance seine Blüte erlebte und von der Lombardei aus den Weg nach Norden antrat: Aus dieser Zeit stammen Wörter wie Agio, Assekuranz, Bank, bankrott, Bilanz, brutto, Diskont, Firma, Giro, Kapital, Kasko, Kasse, Konto, Kredit, Lombardsatz, Manko,
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