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Wie deutsch ist das denn?!

Wie deutsch ist das denn?!

Titel: Wie deutsch ist das denn?! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Ahrens
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wir zu Weihnachten so gern diese Düfte der großen weiten Welt um uns haben. Es liegt schlicht und ergreifend daran, dass tropische Gewürze, Südfrüchte und sogar Zucker vor noch nicht allzu langer Zeit ein teurer und begehrter Luxus waren, den man sich nur zu besonderen Anlässen gönnte.
    Und das Weihnachtsfest als solches? Dass die Welt es am 25.Dezember begeht, hat ebenfalls einen historischen Hintergrund, und der liegt, wie die Länder unserer meisten Mandarinen- und Mandellieferanten, südlich der Alpen. Zu verdanken haben wir das Datum zwei Herrschern des antiken Rom, Gaius Iulius Caesar und Lucius Domitius Aurelianus (kurz Aurelian). Ersterer setzte im nach ihm benannten Julianischen Kalender– fälschlicherweise– den 25. Dezember als Zeitpunkt der Wintersonnenwende fest. Letzterer begründete im Jahr 275 den spätrömischen Sonnenkult als eine Art Staatsreligion und proklamierte den Geburtstag des » unbesiegten Sonnengottes « (sol invictus) an eben jenem Tag der Sonnenwende. Ursprünglich eine eher zweitrangige Instanz, wurde Sol damit auf den Sockel eines allmächtigen Übervaters gehoben– und der 25. Dezember schon für die alten Römer zu einem offiziellen Feiertag.
    Im Zuge der Christianisierung, etwa um die Mitte des 4.Jahrhunderts, begann man dieses » heidnische « Datum dann in den Geburtstag Christi umzudeuten. Das ist nicht einmal weit hergeholt, denn Jesus wurde seinerzeit vielfach mit dem römischen Sonnengott verglichen. Der aus Jerusalem stammende Geschichtsschreiber Sextus Iulius Africanus (um 160/170 bis nach 240) bestand dagegen auf einer religiösen Herleitung und setzte den 25. März sowohl mit der Kreuzigung Jesu als auch mit dem Tag seiner Empfängnis gleich, was bei exakt neun Monaten Schwangerschaft Marias zu einer Geburt am 25. Dezember geführt hätte. Allerdings gibt es für diese gewagte Hypothese keinerlei Belege. Im Übrigen wurde der Geburtstag Jesu in der altpalästinensischen Kirche lange Zeit Mitte Mai gefeiert, und in Armenien begeht man ihn noch heute am 6. Januar.
    Die Weihnachtsgeschichte der Bibel jedenfalls schweigt sich über Datum und Jahreszeit ebenso aus wie später der Koran. Dafür lässt Letzterer den frisch geborenen Jesus in der 19. Sure selber die Stimme erheben: » Friede komme über den Tag meiner Geburt und meines Todes, und über den Tag, an welchem ich wieder zum Leben erweckt werde. «
    Alles in allem ist die deutsche Weihnacht also eine überaus internationale Veranstaltung: das Datum aus dem alten Rom, die Geschichte eine Überlieferung der gesamten Arabischen Halbinsel, das Geburtstagskind aus Palästina, dazu die drei altbekannten morgenländischen Könige und nicht zuletzt kulinarisch-aromatische Zutaten aus Tropenländern rund um die Welt.
    Bliebe als echt deutscher Vertreter in diesem Festtagsplenum noch der gute alte Weihnachtsmann. Also, was ist mit dem?
    Nun ja– schlicht und vereinfacht gesagt: Er ist Türke. Als historischer Vorläufer gilt Nikolaus von Myra (im kleinasiatischen Lykien, der heutigen türkischen Provinz Antalya), der dort im 4. Jahrhundert als Bischof wirkte. Die amerikanische Bezeichnung » Santa Claus « – entstanden in New York, dem früheren Neu-Amsterdam, aus dem niederländischen » Sinterklaas « – verrät noch diesen Ursprung. Über Jahrhunderte war der Namenstag des heiligen Nikolaus, also der 6. Dezember, auch der traditionelle Tag der Bescherung. Erst nach der Reformation verschob sich dieses Datum auf den 24. Dezember, den Vorabend des Weihnachtsfestes.
    Der heutige deutsche Weihnachtsmann vereinigt in sich eigentlich zwei Personen: zum einen den gütigen Sankt Nikolaus, zum anderen dessen strafenden Knecht, der je nach Region meist Ruprecht oder Krampus heißt. Schon immer wurde diese Figur als alter Mann mit weißem Rauschebart dargestellt; bis vor wenigen Jahrzehnten allerdings in einem braunen statt einem roten Pelz. 1931 schaffte es dann der aus Norwegen stammende Grafiker Haddon Sundblom, dieses Bild nachhaltig durch ein neues zu verdrängen. Im Auftrag des Coca-Cola-Konzerns entwarf er eine Werbefigur, die populärer werden sollte als Micky Maus, Donald Duck und Asterix zusammen: rote Pausbäckchen, roter Mantel mit Hermelinbesatz und breitem Ledergürtel, rote Zipfelmütze, gefütterte Stiefel und als wichtigstes Requisit ein Sack mit Geschenken.
    In diesem Outfit hat der Coca-Cola-Weihnachtsmann eine Weltkarriere hingelegt, die in der Geschichte ihresgleichen sucht, und das nahezu über

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