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Wie deutsch ist das denn?!

Wie deutsch ist das denn?!

Titel: Wie deutsch ist das denn?! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Ahrens
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aus dem Lateinischen. Ursprungsvokabel ist molae, von dem sich über die spätantike Version molina unser heutiges Wort Mühle ableitet. Beim Beruf des Müllers und dem entsprechenden Familiennamen ist die lateinische Wurzel noch im 13. Jahrhundert gut zu erkennen: Molner. Knapp 150 Jahre später hat sich das Wort über Mulner und Moller zu seiner heutigen Form gewandelt.
    Und Müller ist keineswegs der einzige Fremdling in der Hitliste unserer Familiennamen. Die Rangfolge gestaltet sich allerdings nicht ganz einfach, da sich etwa die Berufe des Schmieds und des Meiers in den unterschiedlichsten Schreibweisen von Nachnamen niedergeschlagen haben– noch weit mehr als beim Müller. So folgt je nach Lesart auf Rang 3 oder 6 der ebenfalls lateinische Meier mit den Varianten Meyer, Maier und Mayer. Das Wort geht auf die antike Wurzel maior (der Obere oder Ranghöhere) zurück und taucht im 13. Jahrhundert erstmals als Familienname in der Schreibweise Meyger auf. Damit wurde ursprünglich eine Art Oberbauer bezeichnet, der im Auftrag eines adeligen oder geistlichen Grundherrn die Bewirtschaftung der Güter beaufsichtigte. Ab dem Spätmittelalter ist das Wort Meyer auch als Begriff für einen Pächter oder selbstständigen Bauern anzutreffen.
    Noch zwei weitere Römer finden sich unter den Top 50 der deutschen Familiennamen: Auf Rang 12 steht der Koch, abgeleitet vom gleichbedeutenden lateinischen coquus, auf Rang 41 der Kaiser, der auf den römischen Imperator Caesar zurückgeht. Allerdings handelt es sich hier nicht etwa um eine Berufsbezeichnung (wer hätte es gedacht!), sondern um einen Spottnamen für Menschen mit aufgesetzt höfischem Gehabe.
    Weitaus häufiger als die Familiennamen gehen allerdings deutsche Vornamen auf lateinische und andere antike Wurzeln zurück. Des Deutschen Hang und Drang zur Exotik äußert sich eben nicht nur in seit Jahrzehnten ungebremster Reiselust, sondern auch in einer offensichtlichen Vorliebe für ausländische Namen– übrigens keineswegs erst in der heutigen Zeit, wenngleich mit steigender Tendenz. Hänsel und Gretel? So deutsch das auch klingt– vom Namen her haben sich da zwei Einwanderer in den deutschen Wald verirrt. Genauer gesagt, ein Israeli ( Jochanaan, auf Deutsch » Gott ist gnädig « ) und eine Römerin mit indischen Wurzeln ( Margarita, auf Deutsch » die Perle « ). Auch die heute mit Abstand meistverbreiteten deutschen Vornamen, Peter (über 220 000 Namensträger) und Maria (über 175 000 Namensträgerinnen), gehen auf nichtdeutsche Ursprünge zurück– das griechische petros ( » Felsblock « )und das aramäische mirjam ( » die Widerspenstige « ).
    Einige weitere Herkunftsbeispiele populärer Vornamen (jeweils bezogen auf ihre Urheimat):
    Aus dem Lateinischen:
    Anton, Beate, Cornelia, Diana, Felix, Julia, Leo, Lukas, Margit, Margret, Mario, Markus, Marlene, Martin, Max, Oliver, Paul, Paula, Regina, Renate, Rita, Sabine, Sylvia, Toni, Ulla, Ursula, Uschi, Verena
    Aus dem Griechischen:
    Alexander, Andrea, Andreas, Barbara, Christian, Christiane, Christine, Doris, Eugen, Georg, Irene, Jürgen, Kathrin, Klaus, Nicole, Nikola, Peter, Petra, Philipp, Sandra, Sebastian, Stefan, Sibylle, Theo, Timo, Veronika
    Aus dem Keltischen und Altenglischen:
    Alfred, Brigitte, Britta, Edgar, Edith, Edwin, Evelin, Ida, Kai, Kevin, Kilian, Patrick
    Aus dem skandinavischen Sprachraum:
    Astrid, Birgit, Björn, Dagmar, Gudrun, Harald, Helga, Holger, Inge, Kerstin, Knut, Lars, Olaf, Peer, Silke, Sven, Torsten, Ulf
    Aus dem Russischen:
    Anja, Sascha, Sonja, Natascha, Tanja, Vera
    Aus dem Hebräischen und Aramäischen:
    Achim, Adam, Anita, Anna, Anne, Axel, Bettina, Daniel, Daniela, David, Eva, Gabriele, Hanna, Hans, Jakob, Joachim, Jochen, Josef, Jutta, Lena, Lisa, Matthias, Michael, Ruth, Sara, Simon, Simone, Susanne, Thomas, Tobias
    So gesehen, ist ausgerechnet unsere nationale Symbolfigur, der zipfelmützige » deutsche Michel « , gar kein Deutscher, sondern Israeli. Das hebräische Wort mikhael bedeutet so viel wie » Wer gleicht Gott? «. Überhaupt fällt auf, dass die große Mehrzahl der heute gängigen Vornamen ihre Wurzeln in der Antike hat. Danach wurde im Grunde nur noch variiert und abgekürzt, aber nichts wirklich Neues mehr erfunden. Viele vermeintlich deutsche Namen gehen auf lateinische, griechische oder hebräische Originale zurück, die in anderen europäischen Ländern zungengerecht umgemodelt wurden. Nicht wenige von ihnen haben sich auf ihrer Reise durch Geschichte

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