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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Großeinsatz der Polizei aus. Die Staatsmacht setzte neben regulären Polizeieinheiten auch die GSG 9 und sämtliche Spezialeinsatzkommandos der Länder in Marsch; insgesamt 2000 Polizisten. Diese stürmten 50 Objekte, die die Ermittler den Hells Angels zurechneten: Bordelle, Wohnungen, Häuser und Lokale. Die Polizeieinheiten beschlagnahmten 17 Pistolen, 500 Schuss Munition sowie über 100 Messer, Äxte, Macheten und andere Schlagwerkzeuge. Den Präsidenten der Mannheimer Angels und einen seiner Männer ließ die Darmstädter Staatsanwaltschaft wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung verhaften.
    Des Weiteren führte die Polizei ein groß angelegtes Ermittlungsverfahren gegen zwei Frankfurter Hells Angels durch. Die Staatsanwaltschaft beschuldigte die beiden Männer, einen schwunghaften Drogenhandel mit Amphetaminen und kiloweise Marihuana betrieben zu haben. So folgte am Freitag, den 10. Dezember 2010, erneut ein Großeinsatz gegen die Hells Angels im Rhein-Main-Gebiet. 1100 Polizeibeamte stürmten 27 Gebäude der Rot-Weißen.
    Im Zuge dieser Großrazzia wurden auch die Privatwohnungen und Dienstzimmer von fünf hessischen Polizeibeamten durchsucht. Sie standen in dem Verdacht, als Informanten Dienstgeheimnisse und interne Informationen an die Angels verkauft zu haben. Besondere Brisanz lag in der Personalie eines 50-Jährigen, der beim hessischen LKA die Position des Ersten Kriminalhauptkommissars bekleidete und dort eine Ermittlungsabteilung leitete. Gegen zwei Polizisten eines Frankfurter Reviers, zwei Oberkommissare im Alter von 33 und 36 Jahren, wurde zusätzlich zum Geheimnisverrat noch wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt. Eine 34-jährige Kollegin gestand sofort nach ihrer Festnahme, dass sie mit Drogen gehandelt hatte, und wurde von Untersuchungshaft verschont. Einer ihrer Abnehmer soll ein 51-jähriger Kollege gewesen sein. Die Beamten wurden mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert.
    Am 30. September 2011 verbot dann der hessische Innenminister Boris Rhein die zwei Frankfurter Hells-Angels-Charter Westend und Frankfurt. Das Besondere an diesem Verbotsverfahren ist die Begründung des Innenministeriums. Im Gegensatz zu den bisher ausgesprochenen Verboten gegen die Hells-Angels-Charter Hamburg (eingeschränktes Verbot 1986), Düsseldorf (2001), Flensburg (2010) und Pforzheim (2011) wurden keine spektakulären Gewalttaten oder andere schwerwiegende Kapitalverbrechen eines Führungsmitgliedes angeführt. Dieses Verbot resultierte aus akribischer Ermittlungsarbeit der Polizeibehörden, die Erkenntnisse und Daten zu den umfangreichen kriminellen Werdegängen der bis zu 90 Männer beider Charter zusammengetragen hatten. Innenminister Rhein resümierte die polizeilichen Feststellungen folgendermaßen: »Sie bestehen keineswegs nur aus harmlosen Motorradfahrern, viele Mitglieder sind wegen Gewalt-, Drogen- oder Waffendelikten polizeibekannt.« Auch verfügte ein großer Anteil der untersuchten Hells Angels über kein eigenes Motorrad oder keinen gültigen Motorradführerschein. Der Zweck ihres Clubs konnte also kaum im gemeinsamen Motorradfahren bestehen. Stattdessen unterstellten die Ermittler den Versuch, in Frankfurt kriminelle Macht zu erlangen, als »Hilfestellung zur Begehung von Straftaten«. Die Aussagen Rheins gipfelten in der auf die Höllenengel bezogenen Feststellung: »Das ist lupenrein organisiertes Verbrechen.« Mit dieser Begründung wurde das Vereinsvermögen beschlagnahmt, der Deathhead an den Clubhäusern abgeschraubt und seine weitere öffentliche Verwendung verboten. Auch die Gründung einer eventuellen Ersatzorganisation wurde untersagt. 150 Polizisten setzten das Verbot durch, darunter 45 Beamte eines SEKs, die die Clubhäuser durchsuchten und sämtliche Hells-Angels-Devotionalien sicherstellten. Das Innenministerium Hessen beendete damit vorerst die Frankfurter Dominanz in vier Jahrzehnten Bikersubkultur in Deutschland.
    Es ist nicht davon auszugehen, dass sich die Behörden darüber bewusst waren, wie schwer sie den Hells Angels MC Germany mit dieser Verbotsverfügung trafen. Die Frankfurter Biker galten auch als das Gegenstück zum lauten Hannoveraner Charter und dessen Präsident Frank Hanebuth. Sie hatten es geschafft, eines der profitabelsten Rotlichtviertel Deutschlands zu kontrollieren, ohne dabei regelmäßig in den Fokus der Presse und der Polizei zu geraten. Angels-Präsident Walter B. veranstaltete keine Interviewaudienzen via Bild

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