Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Jahre alte Hauptkommissar noch vor Ort verblutet. Der letzte Fall eines im Dienst getöteten Polizisten in Rheinland-Pfalz liegt da 25 Jahre zurück. Der Hells Angel und seine Lebensgefährtin lassen sich nach dem Schusswechsel widerstandslos festnehmen.
Der geschockte Oberstaatsanwalt Horst Hund kündigt einen Haftbefehl wegen Mordes gegen den Todesschützen an und begründet den Vorwurf mit den Merkmalen der Heimtücke und der versuchten Verdeckung einer weiteren Straftat, was für den Tatbestand Mord ausreicht.
Das Landgericht Koblenz verurteilte den Hells Angel in der folgenden Verhandlung jedoch nur zu 8,5 Jahren Haft wegen Totschlags. Aber es kam noch besser für Kalli. Im November 2011 hob der Bundesgerichtshof in letzter Instanz überraschenderweise den Schuldspruch auf. Es sprach den Rocker wegen irrtümlicher Notwehr frei und entließ ihn sofort aus der Haft. Der BGH folgte der Argumentation der Verteidigung und begründete seinen Freispruch wie folgt: Der Todesschütze »erblickte von dem Treppenabsatz aus durch die Teilverglasung der Haustür eine Gestalt, konnte diese aber nicht als Polizisten erkennen«. Das Bundesgericht fand keine Beweise, um die Bedrohungssituation für den Hells Angel zu widerlegen. Insbesondere der Umstand, dass die Beamten sich auch nach der Warnung durch den späteren Schützen nicht zu erkennen gaben, ließ die irrtümliche Annahme einer gerechtfertigten Notwehr entstehen. Nach gängiger Rechtsprechung berechtigte dies den Hells Angel, wie bei einer tatsächlichen Notwehrsituation zu handeln. Auch dass er keinen Warnschuss abfeuerte, legten die BGH-Richter nicht gegen ihn aus. Es sei ihm »nicht zuzumuten« gewesen, durch einen Warnschuss seine »Kampf-Position« zu verraten und dadurch einen taktischen Nachteil zu erleiden. Die Verkettung tragischer Umstände könne nicht gegen den Angeklagten ausgelegt werden.
Ein Aufschrei ging durch die Reihen der Politiker, Polizeiführer und Gewerkschaftsvertreter der Polizei, aber der Freispruch blieb bestehen. Die höchste Instanz der Bundesrepublik Deutschland hatte ihr Urteil gesprochen.
Hells Angels MC Frankfurt
Wie bereits geschildert, wurde der Bones MC 1968 in Frankfurt von einem halben Dutzend GIs gegründet. Aus dieser Frankfurter Urzelle entwickelte sich der seinerzeit mächtigste MC in Deutschland, der dann im November 1999 im weltweiten Netzwerk der Big Red Machine aufging.
Die Frankfurter Hells Angels, organisiert in den zwei Chartern Frankfurt und Westend, schafften es zu agieren, ohne jeden Monat eine sensationsträchtige Schlagzeile zu produzieren. Die hessischen Behörden sehen aber besonders im Frankfurter Charter Westend mit dem Präsidenten Walter »Schnitzel-Walter« B. einen der mächtigsten Akteure im profitablen Rotlichtmilieu der Bankenmetropole. Besonders die Reihe von Bordellen um den Hauptbahnhof rechnen die Ermittler eindeutig den Hells Angels zu, wobei sich die Geschäfte der Höllenengel in den letzten Jahren bis hin zu großen Immobiliendeals ausgedehnt haben sollen. Ausgangspunkt ihrer Aktivitäten ist das Clubhaus in der Mainzer Landstraße. Die Frankfurter Höllenengel gelten nach dem Hannoveraner Charter als eine der einflussreichsten und mächtigsten Vereinigungen im gesamten rot-weißen Netzwerk Deutschlands.
Im Jahr 2010 war es dann mit der medialen Unauffälligkeit vorbei. Schon 2009 hatte es Ermittlungen wegen eines Schusswaffenanschlags in Usingen gegeben. Ein 45-jähriger Hells Angel soll dort Opfer einer clubinternen Bestrafungsaktion geworden sein. Im Jahr darauf häuften sich Schlagzeilen über Straftaten von Angels-Mitgliedern, die eine Vielzahl von polizeilichen Maßnahmen nach sich zogen.
Der erste Anlass für einen polizeilichen Großeinsatz erscheint in der rustikalen Welt der Motorradclubs fast banal. Männer aus den mitgliederstarken Rhein-Main-Chartern Frankfurt, Darmstadt und Mannheim (alles ehemalige Bones MCs) sollen im Juni des Jahres eine Grillparty des eher unbedeutenden Black Souls MC in der hessischen Provinz, etwa zehn Kilometer von Darmstadt entfernt, überfallen und bei der folgenden Schlägerei acht Kontrahenten verletzt haben. Das Umfeld der Angels äußerte sich in dem Sinne, dass man auf gar keinen Fall von einem Überfall sprechen könne, da man angeblich zu dem Barbecue eingeladen war. Die genauen Hintergründe des Angriffs sind bis heute nicht abschließend geklärt.
Diese Attacke der 81er löste jedoch im November des gleichen Jahres einen imposanten
Weitere Kostenlose Bücher