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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Innenminister Gelegenheit, die offenen Rechnungen mit Frank Hanebuth zu begleichen. Ein ungeklärter brutaler Mord im Milieu und ein umfangreiches Ermittlungsverfahren gegen führende Mitglieder des bereits verbotenen Kieler Hells-Angels-Charters ermöglichten es ihnen, einen spektakulären Polizeieinsatz gegen den Boss der Bosse zu befehlen.
    Niemand Geringeren als die legendäre Spezialeinheit GSG 9, die im Oktober 1977 in Mogadischu die entführte Lufthansa-Boeing »Landshut« ohne den Verlust auch nur einer Geisel erobert hatte, schickte der Staat in das idyllische Villenviertel, um Hanebuth und der gesamten deutschen Öffentlichkeit zu demonstrieren, wer in Deutschland das Gewaltmonopol innehat.
    Es ist fünf Uhr morgens, Donnerstag, als die Einsatzkräfte zuschlagen. Damit auch kein Angehöriger der betuchten Nachbarschaft den Einsatz in aller Herrgottsfrühe verschläft, dröhnt ein 3000-PS-Helikopter vom Typ Super Puma im Tiefflug über das Villenviertel. Sein Ziel: Hanebuths von Überwachungskameras und Aufpassern abgeschirmtes, imposantes Fachwerkhaus und dessen Nebengebäude. Auf dem bewaldeten Grundstück, das von einem zwei Meter hohen, stacheldrahtbewehrten Zaun umgeben ist, stehen 60 Jahre alte Kiefern, Kastanien und Trauerweiden. Der Zaun ist von außen nicht auszumachen, eine dichte Hecke gaukelt ländliches Idyll vor.
    Aus dem Hubschrauber seilen sich ein Dutzend maskierte Kämpfer in den Garten ab. Ihre Funkkennung lautet »Wotan«, nach dem germanischen Göttervater, und jetzt ist Götterdämmerung für das Anwesen angebrochen. Die Spezialeinheit setzt auf, erschießt den anatolischen Hirtenhund und bricht gleichzeitig das massive Holztor zum Inneren des Hauses auf.
    Die Festung kann die Männer mit dem Bundesadler auf ihren Overalls nicht aufhalten. Die GSG 9 wirft Hanebuth zu Boden, fesselt ihn mit Kabelbindern und zertrümmert beim weiteren Vorgehen die gläserne Terrassentür. Die Beamten beschlagnahmen Papiere, Fotos, Handys, Laptops und selbst die mit goldenen Totenschädeln und Rangabzeichen verzierte Kutte des Rockerbosses.
    Weitere Einsätze finden zeitgleich in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen statt. 1200 Polizisten, darunter rund 400 Spezialkräfte und 60 Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft, machen die Razzia zu einem der größten Polizeieinsätze in der Geschichte der Bundesrepublik. 89 Wohnungen und Objekte des rot-weißen Imperiums werden durchsucht. Der Schwerpunkt ist das Rotlichtviertel Kiels. Polizeieinheiten umstellen das gesamte Viertel, sperren Straßen ab und brechen, ohne besonders zimperlich vorzugehen, Tür für Tür jeder Spielhalle, Kneipe und anderer Etablissements auf. Beschlagnahmt werden eine Maschinenpistole, ein Gewehr, sieben Handfeuerwaffen, Messer, Bajonette und Macheten. Die federführende Staatsanwaltschaft spricht von fast 200 Ermittlungsverfahren mit insgesamt 69 Beschuldigten. Darunter befinden sich auch ein städtischer Beamter, ein Justizbediensteter und ein Polizist, die von den Rockern mit Geld bestochen worden sein sollen.
    Fünf führende Hells Angels des verbotenen Kieler Charters werden verhaftet. Unter den Inhaftierten befindet sich auch Dirk R., der ehemalige Kieler Charter-Präsident und Freund von Hanebuth. Gegen zwei bereits inhaftierte Mitglieder erweitert die Staatsanwaltschaft bestehende Haftbefehle um weitere Beschuldigungen: Waffenhandel, Korruption, Körperverletzung, Menschenhandel und Erpressung. Und bald wird noch ein weit gravierender Vorwurf dazukommen. Mord.
    Der Türke Tekin B. besaß gute Kontakte in die Türsteher- und Drogenhändlerszene Kiels. Dabei soll er den Hells Angels mehrmals bei Geschäften in die Quere gekommen sein. Im Mai 2012 wird der zweifache Familienvater seit mehr als zwei Jahren vermisst. Er wurde am 30. April 2010 in einer Kieler Gaststätte in Begleitung von drei Männern das letzte Mal lebend gesehen. Dabei soll sich eine größere Geldmenge in seinem Besitz befunden haben. Dann verschwand er spurlos. Eine groß angelegte Suche, auch mit Tauchern, und selbst die öffentliche Fahndung in der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY verliefen erfolglos.
    Zwei Jahre später, bei der Aktion vom 24. Mai, vermuten Ermittler das Opfer einbetoniert im Fundament einer Lagerhalle in Altenholz. Die Polizei bringt dieses Lagerhaus mit den Hells Angels in Verbindung.
    Die Behörde stützt ihre Beschuldigungen auf die Aussage eines hohen Rockers. Der ehemalige Präsident der Legion 81, Steffen R., hatte bei einer

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