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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Weimarer Raphael H. unter anderem wegen versuchten Mordes und gefährlicher Köperverletzung zu einer lebenslangen Haftstrafe. In Thüringen werden zu lebenslänglicher Gefängnisstrafe Verurteilte gewöhnlich erst nach 16 bis 17 Jahren verbüßter Haft entlassen statt nach 15, wie es sonst in der Mehrheit der Länder üblich ist. Ein weiterer Mittäter, der 25-jährige Bandido Nico R, erhielt eine Haftstrafe von acht Jahren und drei Monaten, ebenfalls wegen versuchten Mordes. Die Verteidigung kündigte eine Revision gegen die hohen Gefängnisstrafen an.
    Der schwer bewachte Erfurter Schwurgerichtssaal wurde unter anderem von einem Spezialeinsatzkommando, Personenschützern sowie einer Spezialeinheit der Bereitschaftspolizei gesichert und hermetisch abgeriegelt. Dies hatte einen Grund. Unter den Zuschauern befanden sich zahlreiche breitschultrige Bandidos aus Berlin, Essen, Magdeburg, Halle, selbst Vertreter der Deutschlandführung waren anwesend.
    Der dritte Beschuldigte dieses Verfahrens, Alexander F., erhielt lediglich eine zweijährige Bewährungsstrafe wegen Einbruchdiebstahls. Zusätzlich zu dem Mordverfahren verhandelte das Landgericht nämlich gegen alle drei Männer wegen eines Einbruchs zu Lasten eines ehemaligen Mitgliedes des Bandidos MC Weimar. Dieser war zuvor aus dem Club ausgeschlossen worden. Am 25. August 2008 beging der Drangsalierte Selbstmord.
    Der Boss der Bosse
    Frank Hanebuth ist ein intelligenter Mann. Der Hannoveraner Angels-Präsident ist sich bewusst, dass der Wind sich im Steintorviertel längst gedreht hat. Politik und Polizei sehen in ihm keinen »Ordnungsfaktor im Milieu« mehr, sondern einen zu mächtig gewordenen Paten, der seine uniformierten Rockerheere in Deutschlands Rotlichtvierteln rücksichtslos nach eigenem Gusto einsetzt. Dementsprechend hat sich auch die Presseberichterstattung in Hannover gegen die Angels gewendet. Hanebuths Tätigkeit als Sicherheitskoordinator des Steintorviertels, die er mit seiner Firma monopolistisch ausübte, wurde immer häufiger und immer negativer öffentlich thematisiert.
    Ein Sicherheitsdienst unterliegt der Aufsicht der Stadt, in diesem Fall dem Ordnungsamt Hannovers. Es ist davon auszugehen, dass diese Behörde bereits begonnen hatte, das Geschäftsmodell der Hells Angels und die daran beteiligten Männer genau zu untersuchen und die Tätigkeit der Firma zu behindern, als Hanebuth angab, dass er seine Sicherheitsfirma aus dem Steintorviertel zurückziehen wolle und auch nicht mehr als Sicherheitskoordinator tätig sein werde. Gleichzeitig verkündete er, dass er seine Bordelle nicht abgeben werde. Zu seiner Funktion als mächtiger Boss der Hells Angels äußerte er sich hingegen nicht. Der strategische Rückzug Hanebuths scheint nur ein Versuch zu sein, sich dem wachsenden Interesse der Strafverfolgungsbehörden zu entziehen, um die Profite seiner Rotlichtgeschäfte in Ruhe genießen zu können. Insider der Szene bezeichnen den Hannoveraner Präsidenten als mehrfachen Millionär. Er residiert schon seit geraumer Zeit in einem villenartigen Anwesen in Bissendorf-Wietze, das nur 22 Kilometer entfernt vom Hannoveraner Rotlichtviertel liegt. Seine Nachbarschaft besteht aus Chefärzten, Managern, Politikern, Prominenten, berühmten Sängern und Profifußballern. In den Gärten der paradiesischen Waldsiedlung blüht der Rhododendron, der die Bewohner leicht den Dreck und das Elend eines Rotlichtviertels vergessen lässt.
    Der Balanceakt, sich einerseits aus dem Steintorviertel und teilweise auch der Öffentlichkeit zurückzuziehen, andererseits jedoch weiterhin von Erträgen aus dem Rotlichtmilieu zu profitieren und die Machtposition bei den Rot-Weißen aufrechtzuerhalten, misslang.
    Der Staat hatte Hanebuth nicht vergessen. In den letzten Jahren hatte dieser den Innenminister ebenso wie den Polizeipräsidenten schmachvoll öffentlich gedemütigt, sei es bei Interviews – »Das Hamburger Milieu vertraut uns« – oder wenn der Ex-Boxer via Bild -Zeitung ganze Landstriche für seine Hells Angels reklamiert hatte – »Der Norden ist unsere Hochburg«. Dazu stieß die ständige Missachtung des staatlichen Gewaltmonopols – »Wir regeln unsere Angelegenheiten selber« – und als Gipfel der öffentlichen Überheblichkeit der inszenierte Friedensschluss von Hannover. Die Rockerführer hatten dem Staat und seinem Gewaltmonopol mit einer Mischung aus Dreistigkeit und Größenwahn direkt ins Gesicht gelacht.
    Am 24. Mai 2012 bekamen die

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