Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Vernehmung umfassend ausgepackt. Die Legion 81 in Kiel war bei zahlreichen Gewalttaten im Kampf um die Unterwelt der Landeshauptstadt auffällig geworden, sie war die schon erwähnte Todesschwadron der Hells Angels. Am schlimmsten soll dabei eben dieser 40-jährige Anführer gewütet haben, der unter den eigenen Männern eine Schreckensherrschaft errichtet hatte und auch »Imperator« oder, aufgrund seines Übergewichtes, »Kugelblitz« genannt wurde.
Bereits 2004 wurde der aus Sachsen-Anhalt stammende Mann zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt, weil er Frauen mit Heroin und Schlägen zum Anschaffen zwang. Die Opfer berichteten auch von einem Gewehr, das auf seinem Schreibtisch lag, als sie ihre Arbeitsanweisungen entgegennehmen mussten. Private Handys wurden eingezogen. Frauen, die aufbegehrten, wurden mit »außergewöhnlicher Brutalität geschlagen«, um ihren Willen zu brechen, und oftmals durften sie nur zwischen einem Viertel und 50 Prozent ihrer Einnahmen behalten.
Seit der erwähnten Razzia am 11. Mai 2011 (siehe Kapitel 10) saß Steffen R. in Haft, und dort offenbarte er den Vernehmungsspezialisten des LKA sein Wissen. Im Gerichtssaal 132 des Kieler Landgerichtes wiederholte er am 30. Mai 2012 in einer schusssicheren Weste und hinter Sicherheitsglas sitzend seine schwerwiegenden Beschuldigungen.
Der ehemals gefürchtete Anführer der Legion 81 Kiel beschrieb den Türken Tekin B. als einen Zuhälter, der den Hells Angels öfter bei ihren Geschäften im Wege stand, auch in den »Häusern von Hanebuth«. Darüber hinaus wickelte der Türke ein schiefgelaufenes Waffengeschäft mit dem Hells Angel Abdullah T. ab. Der Höllenengel wurde festgenommen, und entgegen einer vorher getroffenen Vereinbarung bezahlte Tekin dessen Rechtsanwalt nicht. Zusätzlich soll auf den Türken ein Kopfgeld von bis zu 150 000 Euro ausgesetzt gewesen sein. Vor einigen Jahren hatte Tekin B. einen Kurden erschossen und dafür nur eine vergleichsweise milde Strafe wegen fahrlässiger Tötung erhalten. Der Vater des Toten sann auf Rache und soll das Kopfgeld in Aussicht gestellt haben. Damit hätten die Hells Angels gleich drei Gründe gehabt, Tekin B. zu töten. Ein Mord würde den entstandenen Ärger beseitigen, im Rotlichtmilieu ihre Stellung festigen und gleichzeitig Emporkömmlingen und Glücksrittern zur Abschreckung dienen. Obendrauf gäbe es noch das Kopfgeld von 150 000 Euro.
Abdullah T. und drei weiteren Rockern wird unterstellt, Tekin B. getötet zu haben. Sie sollen ihn jedoch nicht nur ermordet, sondern vorher auch über einen längeren Zeitraum in den Räumlichkeiten einer Kfz-Werkstatt gefoltert haben, so der ehemalige Präsident der Legion 81. Dabei wurde der Türke »stundenlang gequält, mit einem Werkzeug auch anal gefoltert, angeschossen und schließlich vom Sergeant at Arms der Kieler Hells Angels mit einem Kopfschuss getötet. Er hat Geräusche wie ein Seehund gemacht und geröchelt.«
Bei den Hells Angels sei das Keuchen im Todeskampf zu einem Running Gag verkommen, über den sie sich andauernd amüsiert hätten, so der Imperator. Anschließend sei die Leiche zunächst in einem Müllcontainer auf dem Gelände zwischengelagert worden, bis sie in das Fundament der neu errichteten Lagerhalle einbetoniert worden sei. Die Lagerhalle soll Eddi D. gehören, ebenfalls ein Biker aus dem inneren Führungskreis der Kieler Höllenengel. Ungeachtet dieses gruseligen Hintergrunds soll die Halle auch mehrfach für Festivitäten genutzt worden sein.
Die Autowerkstatt in Kiel bezeichneten Medien fortan nur noch als »Folterkammer der Hells Angels«. Sie liegt mitten in der Kieler Innenstadt, nur wenige Hundert Meter von der Polizeidirektion entfernt. Die Aussage des gesprächigen Verbrechers gipfelte in der Behauptung, »die Endentscheidung« über den Mord habe Frank Hanebuth getroffen.
Der Hauptbelastungszeuge gegen die Hells Angels berichtete von einem schwunghaften Waffenhandel des Kieler Sergeant at Arms mit anderen Chartern der rot-weißen Bruderschaft von Lübeck, Flensburg über Berlin bis nach Rostock und Frankfurt. Steffen R. will Panzerfäuste, Handgranaten und Maschinengewehre gesehen haben. Auch soll das Türstehergeschäft in ganz Schleswig-Holstein unter den Chartern Kiel, Lübeck und Alveslohe aufgeteilt worden sein. Zur Verschleierung seien legale Sicherheitsunternehmen vorgeschaltet worden. Die Türsteher hätten obendrein Drogen für die Höllenengel verkauft. Des Weiteren hätten diese auch Geld an
Weitere Kostenlose Bücher