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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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unklar. Wie konnte es in einer zur Sicherheitszone hochgerüsteten Kleinstadt dazu kommen, dass ein Trupp von etwa 40 bewaffneten Hells Angels zu dem Hotel ihrer Erzfeinde vordringen konnte? Die Biker der OMCGs werteten diesen Vorfall als Bestätigung ihrer Verschwörungstheorien gegen das FBI, das sie beschuldigten, die Eskalation geduldet zu haben, um ein weiteres hartes Durchgreifen gegen die gesamte Szene zu rechtfertigen.
    Die Auseinandersetzung und die Toten regten anscheinend einige Biker dazu an, ihren Lebensweg zu überdenken. Sie stellten den Antrag, aus dem Mongols MC austreten zu dürfen. Der Club ließ sie gehen, bedachte sie aber mit einer Warnung: »Wenn ihr gehen wollt, geht, aber macht künftig einen großen Bogen um uns!«, so der neue Präsident Doc Cavazos.
    Doch die Mongols hatten da schon ein weiteres, ganz unerwartetes und nicht minder gefährliches Problem am Hals. Die Mexican Mafia, La eMe, meldete sich bei ihnen. Diese Gang war in East Los Angeles zum größten Machtfaktor geworden und die beständige Expansion des Mongols MC sowie dessen landesweite Medienpräsenz weckten den Geschäftssinn der Mexikaner, vermuteten sie doch hinter all dem mongolischen Treiben reiche Einnahmen. La eMe forderte eine Steuer. 35 000 Dollar. Monatlich.
    Eine Vollversammlung von 500 Mongols entschied über die Forderung der Mexikaner, hatten doch die einzelnen Mitglieder die tödlichen Konsequenzen auf den Straßen von East L. A. zu tragen. Die Antwort lautete gleichwohl: »Nein. Wir zahlen nicht!«
    Jedes Wochenende tobten von nun an Kämpfe in den Straßenschluchten von Los Angeles. Tote und Verletzte auf beiden Seiten blieben zurück, und ganz Los Angeles schaute über seine Fernsehsender dabei zu. Auch die Hells Angels setzten die Mongols weiterhin unter Druck. Mongol-Autos mit Dynamit zu präparieren war eine ihrer neuen Spezialitäten.
    Aber die Mongols hielten stand. Im Krieg mit der Mexican Mafia kam es bald zu Ermüdungserscheinungen, bis die Feindseligkeiten schließlich offiziell als Missverständnis bezeichnet und eingestellt wurden. Steuern zahlen sie aber immer noch nicht, sagen die Mongols.
    Das FBI und das ATF nannten einen weiteren Grund für den Krieg zwischen den Mongols und der Mexican Mafia. Die Mongols waren besonders in East L. A. so stark vertreten, dass sie dazu übergingen, Schutzgeld von Drogenhändlern und anderen Kriminellen einzutreiben. Dies führte unweigerlich zu einem Konflikt mit La eMe, die auf diese Art der Steuern unter hispanischen Gangstern ein Monopol für sich reklamierte. Im Zuge der Beendigung der Kriegsaktivitäten soll auch eine Einigung über die Verteilung dieser Einnahmen erzielt worden sein, ebenso eine Absprache über Menschenhandel und die Kontrolle und Aufteilung des Drogenmarktes und -handels, explizit in Südkalifornien. Dies soll auch Vergeltungsaktionen gegen gemeinsame Rivalen umfassen.
    Operation »Black Rain«
    Im Oktober 2008 wurde eine weitere verdeckte Ermittlung des ATF bekannt. Diesmal gelang es vier Agenten, sich bei den Mongols einzuschleusen. Trotz umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen infiltrierten die Beamten den Club, wobei sie sogar Lügendetektortests überstanden, während sich hinter ihrem Rücken bewaffnete Biker aufbauten. Am Ende standen nach drei Jahren Arbeit 110 Haftbefehle und 160 Durchsuchungsbeschlüsse. Das ATF beschlagnahmte sieben Pfund Methamphetamin, 153 000 Dollar in bar, 71 Schusswaffen und 70 Motorräder. Die Anklageschrift umfasste 177 Seiten und bezog sich auf Mord, Erpressung, Körperverletzung, Verstöße gegen Waffengesetze und Drogenhandel. Geahndet wurde auch die Massenschlägerei im Morongo Casino von 2002. Der schwerwiegendste Vorwurf der Justizbehörden war der Anklagepunkt nach dem RICO-Act. Nach 1979 bei Sonny Barger und dem Oakland Charter der Hells Angels feuerte die amerikanische Justiz das zweite Mal mit ihrem schwersten Geschütz auf einen Outlaw Motorcycle Club.
    Die ersten drei Seiten der Anklageschrift umfassten die Namen von 79 angeklagten Gangmitgliedern mitsamt ihren Spitznamen, darunter so vertrauenserweckende wie »Monster«, »Danger« und »Violent Ed«.
    Unter den letztlich 38 inhaftierten Mitgliedern der Mongols befand sich auch Ruben Cavazos. Mit diesem Erfolg läutete das ATF den Anfang vom Ende des einst so mächtigen Präsidenten des Mongols MC ein. Im Laufe des Verfahrens handelte Doc einen Deal mit der Bundesanwaltschaft aus und bekannte sich des Anklagepunkts der Erpressung schuldig. Des

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