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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Aufgrund des Schweigegesetzes in der Szene ist sowieso davon auszugehen, dass nur ein Bruchteil der tatsächlichen Auseinandersetzungen bekannt wird, von der Aufklärung ganz zu schweigen.
    Manchmal klappt das allerdings schon, wie ein Beispiel vom 6. Dezember 2008 zeigt. An diesem Tag schlugen Mitglieder des Chicanos MC, eines als äußerst hart und gewalttätig geltenden Supporter-Clubs der Bandidos, in der Eberswalder Diskothek »Omega« einen Berliner Hells Angel aus den Reihen der Nomads brutal zusammen. Die Antwort erfolgte am 5. Juni 2009; an diesem Tag demolierten unbekannte Täter das Clubhaus des Chicanos MC im brandenburgischen Ludwigsfelde und zerschlugen das komplette Inventar. Mehrere Member der Chicanos wurden schwer verprügelt, einige erlitten Schädelverletzungen und Frakturen der Ellbogen. Die Angreifer gehörten nach Aussage von Brandenburger Ermittlern zur Brigade 81, einer recht jungen Truppe mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren.
    Doch die Chicanos erlitten nicht nur Prügel. In Eberswalde, etwa 50 Kilometer nordöstlich von Berlin, entdeckte ein Passant am 17. Juli 2009 zufällig einen silbern glitzernden Gegenstand unter dem schwarzen BMW des Präsidenten des Chicanos MC Barnim. Das Objekt entpuppte sich als selbst gebauter Sprengsatz. Die Bombe war scharf, detonierte jedoch nicht.
    Am 24. August 2009 schaltete sich der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) in den Rockerkrieg ein. Im Gegensatz zum Berliner Innensenator war er nicht gewillt, das brutale Handeln der Rocker weiter zu dulden. Er verfügte die Zwangsauflösung des Chicanos MC Barnim, um dessen gewalttätigen Treiben im Berliner Umland ein Ende zu setzen. Das war das erste Verbot eines Rockerclubs in Brandenburg. Das Potsdamer Innenministerium setzte 260 Polizisten in Marsch, die das Clubhaus in Eberswalde und rund 20 Wohnungen im Landkreis Barnim, dem Potsdamer Raum und in Berlin durchsuchten. Bei den 14 polizeibekannten Membern der Chicanos wurden unter anderem Pistolen, Samuraischwerter, Schlagringe, verschiedene Unterlagen und mehr als 10 000 Euro Bargeld beschlagnahmt. Das Innenministerium wirft ihnen eine Reihe schwerer Körperverletzungsdelikte, Drogen- und illegalen Waffenbesitz sowie Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vor. Gegen sieben Chicanos und vier weitere Personen wird außerdem aufgrund der Auseinandersetzungen mit den Hells Angels wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs ermittelt. Einige Chicanos reichten am 7. September des gleichen Jahres vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg fristgerecht eine Anfechtungsklage gegen die Verbotsverfügung ein. Das höchstwahrscheinlich langjährige Verfahren ist noch anhängig.
    Der Berliner Präsident der Hells-Angels-Nomads, André S., und sein engster Kreis galten den LKA-Ermittlern als härteste Truppe innerhalb der Berliner Dependance. Genau diese Gruppe geriet knapp zwei Monate vor der brandenburgischen Verbotsverfügung ins Visier der Bandidos und ihrer Supporter.
    Eine Abordnung der Angels besuchte am 21. Juni 2009 den Ort Wriezen, die »Hauptstadt des Oderbruchs«, um auf dem dortigen Hafenfest einige »Mädchen anzumachen«. Es dauerte nicht lange und es entwickelte sich ein Scharmützel mit dem dortigen Sicherheitspersonal.
    Einer der beteiligten Türsteher war Robert C., 19, der auch Road Captain der Chicanos Barnim war. Robert C. alarmierte nach dem Streit mit den Berliner Höllenengeln per Rundruf in das nahe gelegene Berlin mehrere Bandidos. Das war um ein Uhr in der Nacht.
    Durch die Auswertung von Handydaten und zahlreichen SMS-Mitteilungen gelang es der Polizei, den weiteren Ablauf dieser Nacht weitgehend zu rekonstruieren.
    Robert C. verfolgt die in drei Autos durch das brandenburgische Land fahrenden Hells Angels auf ihrer Rückfahrt nach Berlin und informiert Berliner Bandidos dabei fortlaufend über den Aufenthaltsort der Rivalen. Die Polizei kann bei den folgenden Ermittlungen unter anderem Sepher N., Erhan A. und Christopher H. als Mitglieder eines eilig aufgestellten Kommandos der Bandidos identifizieren.
    Das Netz zieht sich zu. Bald sind fünf Autos in der Nacht unterwegs, um die drei Wagen der Angels zu stoppen. Sämtliche Insassen der Verfolgerfahrzeuge stehen mit dem Bandidos MC in irgendeiner Art von Verbindung, wie sich später herausstellt.
    Die Angels bemerken, dass sie verfolgt werden, und beschleunigen ihre Wagen, einen alten S-Klasse-Mercedes, einen Opel Corsa und einen Kia Sephia. Eine

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