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Wie die Iren die Zivilisation retteten

Wie die Iren die Zivilisation retteten

Titel: Wie die Iren die Zivilisation retteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Cahill
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werden, so weit kommen konnte. »Ich
    kam mit göttlicher Kraft... und hatte nichts zu befürchten«, ist Patricius’ schlichte Zusammenfassung.
    Die Matrosen luden eine Fracht irischer Hunde auf das Schiff; sie sollten auf dem Kontinent, wo man viel Geld für sie bezahlte, verkauft werden. Patricius ging auf den Kapitän zu, der ihn mißtrauisch ansah.
    Er zeigte dem Kapitän, daß er das nötige Kleingeld für die Reise besaß (woher er das hatte, werden wir nie erfahren!), doch der Kapitän
    erklärte ihm kurzerhand: »Du verschwendest deine Zeit, wenn du um die Mitreise bittest.«
    Dies war für Patricius der gefährlichste Moment: Da er in einem
    Hafen als Flüchtling erkannt worden war, konnte er nicht damit
    rechnen, noch länger frei herumzulaufen. »Als ich diese Antwort
    hörte, machte ich mich auf den Weg zurück zu der Hütte, in der ich wohnte, und begann zu beten.
    Noch bevor ich mein Gebet beendet hatte, hörte ich einen der Ma-
    trosen rufen: ›Komm schnell, sie rufen dich!‹ Sofort kehrte ich zu ihnen zurück, und sie sagten: ›Komm an Bord, wir glauben dir einfach.‹« Sie boten ihm sogar ihre Brustwarzen zum Saugen an – die
    altirische Version des Versöhnungskusses. Patricius, zu sehr Römer für solche Sitten, zögerte – er sagte »aus Furcht vor Gott«, doch auch größere Geister als er beugten sich einer Mischung aus römischem
    Brauch und christlichem Glauben. Die Matrosen zuckten mit den
    Schultern: »Du kannst mit uns Freundschaft schließen, wie du es
    willst.« Patricius sprang an Bord, und sie setzten sogleich die Segel.
    Es dauerte drei Tage, zum Kontinent hinüberzufahren, und als sie
    das Schiff verlassen hatten und durch das Land marschierten, sahen 91
    sie nichts als Verwüstung – »desertum« nennt es Patricius –, durch die sie zwei Wochen lang zogen. Wo gibt es auf dem Kontinent eine
    Wüste, für deren Durchquerung man als hartgesottener Matrose zwei Wochen braucht? Nirgends. Doch es könnte das Jahr 407 gewesen sein
    – das Jahr, in dem Hunderttausende hungriger Germanen über den
    zugefrorenen Rhein gezogen waren und einen Großteil Galliens
    verwüstet hatten. Die irischen Matrosen hatten vermutlich nichts von dieser Invasion gehört, so daß die kleine Gruppe von Händlern
    nichtsahnend den Spuren der germanischen Krieger folgten. Zumin-
    dest fanden sie weder ein menschliches Wesen noch etwas Eßbares.
    Hunde wie Männer sind kurz vor dem Zusammenbruch und liegen
    »halb tot am Straßenrand«.
    »Was ist nun, Christ?« spottet der Kapitän. »Du sagst, daß dein Gott groß und allmächtig ist, warum kannst du also nicht für uns beten?
    Wir verhungern und werden wohl keine lebende Seele mehr erblik-
    ken!« Wir wissen nicht, ob der Kapitän mit Patricius Irisch oder Latein gesprochen hat; doch Patricius, dessen Latein manchmal etwas
    merkwürdig ist, hat ein gutes Ohr für Dialoge. Hier das Original, das uns eine perfekte Vorstellung davon vermittelt, wie ganz normale
    Männer die Sprache Ciceros verwendeten:

    »Quid est, Christiane? Tu dicis deus tuus magnus et omnipotens est, qua-re ergo non potes pro nobis orare? Quia nos a fame perichtamur, difflicile est enim ut aliquem hominem umquam videamus!«

    »Wendet euch aus dem Grunde eures Herzens vertrauensvoll an den
    Herrn, meinen Gott«, sagte der Visionär, »denn für ihn ist nichts unmöglich. Und noch heute wird er euch Nahrung für die Reise
    schicken, bis ihr gesättigt seid, denn er hat überall Hülle und Fülle. «
    Die Ernsthaftigkeit des jungen Mannes berührte die geschwächten
    Matrosen, die die Köpfe senken und sich einen Moment lang im
    Glauben versuchen. Da erregt ein Geräusch ihre Aufmerksamkeit,
    und als sie aufblicken, kommt eine Herde Schweine auf der Straße
    direkt auf sie zu. Das ist nicht einfach nur Nahrung, sondern die allerbeste!
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    Nach einigen weiteren Jahren kommt Patricius schließlich in seine Heimat Britannien, wo er von seinen Eltern »als ein Sohn« willkommen geheißen wird; sie bitten ihn, nicht noch einmal fortzugehen und sie allein zu lassen. (Bei aller Seltsamkeit seiner Prosa vermittelt Patricius uns manchmal genau die richtigen Einzelheiten, wie in
    dieser Schilderung seiner besorgten Familie.) Doch Patricius ist kein sorgloser römischer Teenager mehr. Durch seine Erfahrungen physisch und psychisch gestählt, in der Bildung aber weit hinter seinen Altersgenossen zurück, kommt er nicht zur Ruhe. Eines Nachts erscheint ihm ein Mann, den er aus Irland kennt, in

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