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Wie die Iren die Zivilisation retteten

Wie die Iren die Zivilisation retteten

Titel: Wie die Iren die Zivilisation retteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Cahill
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Inseln als Einsiedelei – Orte wie Inis Murray oder Skellig Michael vor der westlichen Küste. »Man kann kaum glauben«, schrieb Kenneth Clark, »daß das westliche Christentum eine ziemlich lange Zeit – beinahe hundert Jahre – überlebte, indem es sich an Orte wie Skellig Michael klammerte, einen Felsgipfel, der achtzehn Meilen von der irischen Küste entfernt, über zweihundert Meter hoch aus dem Meer ragt.« (Die hundert Jahre, von denen er spricht, reichten vom späten fünften Jahrhundert, nach Patricks Tod, bis zum späten sechsten Jahrhundert, als die irischen Mönche, wie wir sehen werden, das barbarische Europa wieder mit den christlichen Schrifttraditionen verknüpft hatten.) Doch die Eremiten überlebten ausgesprochen gut, selbst auf diesem felsigen Gebiet, in dem sie Seevögel verspeisten und kleine, aber üppige
    Gärten unterhielten, die mit Algen gedüngt wurden. Es wurden ihrer 147
    immer mehr, sie bauten ihre Bienenstockhütten, kopierten ihre Bücher und gediehen prächtig – ebenso wie, zumindest an diesen weit abgelegenen irischen Orten, das westliche Christentum.
    Bald veränderte das stadtfreie Irland, ohne es zu wollen, die politische Struktur des Christentums: Ursprünglich basierte sie auf Bistü-
    mern, Nachahmungen der Diözesen genannten städtischen Verwal-
    tungseinheiten im Römischen Reich. Da es in Irland keine Städte gab, war der Sinn von Bischöfen nicht einsichtig. Sie wurden in ihrer
    Bedeutung allmählich durch Äbte und – eine Entwicklung, die jedes römische Blut mit etwas Selbstachtung zum Kochen gebracht hätte –
    Äbtissinnen abgelöst. Auch wenn unsere Quellen nicht vollständig
    sind, gibt es kaum Zweifel daran, daß sich die Bischöfe in eine Art Kaplane für diverse königliche Familien verwandelten, deren eigene Macht in diesem neuen christlichen System fragwürdig wurde, während Äbte und Äbtissinnen über immer größere und mächtigere
    klösterliche Gemeinden regierten. Die Macht der Druiden, die in
    heiligen Hainen gelebt und gebetet hatten, wurde ohne weiteres an die Grünen Märtyrer übergeben, die ebenfalls in heiligen Hainen
    lebten und beteten. Aber daß die neuen, belesenen Druiden (die
    klösterlichen Nachfolger der Grünen Märtyrer) Zugang zu den Bü-
    chern der gräko-romanischen Bibliothek hatten – das heißt zu den
    gesamten klassischen Wissenschaften und der Weisheit der Antike –, war die Grundlage für das Entstehen neuer Zentren des Wissens und des Wohlstands, wie es sie in Irland nie gegeben hatte.
    In diesen klösterlichen Stadtstaaten konnte eine Frau ebenso regieren wie Medb ehemals über Connacht. Brigid von Kildare, eine von
    Patrick Getaufte (vielleicht die Adlige, die er als »pulcherrima« beschrieb), regierte als Hohe Äbtissin über ein riesiges Doppelkloster, ein Gebäude, das Männer und Frauen beherbergte – eine weitere
    Eigenart, die das römischkatholische Gefühl, das bis heute die Herrschaft einer Frau über Männer als Perversion der natürlichen Ord-
    nung betrachtet, tief verletzt hätte. Brigids druidische Verbindungen hätten diese Empfindlichkeit ebenfalls verletzt. Sie soll den Schleier auf dem Berg Uisnech genommen haben, Irlands urzeitlichem Nabel,
    mythisches Zentrum seines kosmischen Mandalas. Ursprung ihres
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    Klosters war eine Art Grünes Martyrium unter einer riesigen Eiche, dem heiligen Baum der Druiden – daher der Name Kildare, was »Kirche der Eiche« bedeutet.
    Wie bei Columcille ist viel von dem Material über Brigid mit zu
    zahlreichen wunderbaren Begebenheiten ausgeschmückt, um als
    Geschichte gelten zu können (sie soll beispielsweise ihren Mantel an einem Sonnenstrahl aufgehängt haben), doch es schimmert eine
    Persönlichkeit durch, die ebenso greifbar scheint wie die Medbs. Ihre Sätze sind von mevianischer Prägnanz. Als ihr Wagenlenker bei dem Versuch, eine Abkürzung zu nehmen, den Wagen umwirft, steigt
    Brigid gelassen aus dem Wrack, klopft sich den Staub ab und sagt:
    »Von Abkürzungen bekommt man Knochenbrüche.«
    Nach ihrer Taufe bemerkte ihr Vater, ein äußerst wohlhabender
    Mann, entsetzt, daß seine schöne Tochter seine Reichtümer an Bettler verschenkte. Außer sich vor Wut, warf er Brigid in seinen Wagen und schrie: »Ich nehme dich nicht aus Höflichkeit mit oder um dir eine Ehre zu erweisen: Ich werde dich an den König von Leinster verkaufen, dem du das Korn mahlen kannst.« Als sie beim Königshaus
    ankamen, nahm der Vater »sein Schwert ab und ließ es bei

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