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Wie die Iren die Zivilisation retteten

Wie die Iren die Zivilisation retteten

Titel: Wie die Iren die Zivilisation retteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Cahill
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Brigid im Wagen, damit er unbewaffnet und respektvoll vor den König treten
    konnte«. Kaum war er fort, erschien ein Leprakranker und bat Brigid um Hilfe. Da sie nur das Schwert ihres Vaters hatte , gab sie ihm das.
    Währenddessen bot der Vater dem König seinen Handel an. Doch der
    spürte, daß an der Geschichte etwas faul war; er bestand darauf, das Mädchen erst zu sehen. Als König und Vater zum Wagen kamen,
    bemerkte letzterer sofort , daß sein Schwert fehlte, und fragte, wo es sei. Als Brigid es ihm sagte, »wurde er wütend« und schlug auf sie ein. ,» Halt «, rief der König und winkte Brigid zu sich. »Warum stiehlst du deines Vaters Besitz und verschenkst ihn?«
    »Wenn ich die Macht hätte«, antwortete Brigid, »würde ich all Eu-
    ren königlichen Reichtum stehlen und ihn den christlichen Brüdern
    und Schwestern schenken.«
    Der König lehnte das freundliche Angebot des Vaters schnell ab mit der Begründung: »Eure Tochter ist zu gut für mich.«

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    Es überrascht nicht, daß Brigids Kloster, nachdem sie von ihrem
    Vater geflohen und Äbtissin geworden war, für seine Gastfreund-
    schaft berühmt wurde. Dies ist das Tischgebet, das mit ihrem Namen verknüpft wird:

    Ich hätte gern einen großen See feinsten Biers
    für den König der Könige.
    Ich hätte gern einen Tisch mit den erlesensten Speisen
    Für die himmlische Familie.
    Das Bier soll aus den Früchten des Glaubens gebraut sein,
    Und die Speisen seien vergebende Liebe.

    Ich würde die Armen an meiner Tafel willkommen heißen,
    Denn sie sind Gottes Kinder.
    Ich würde die Kranken an meiner Tafel willkommen heißen, Denn
    sie sind Gottes Freuden.
    Der Arme soll mit Jesus am höchsten Platz sitzen
    Und der Kranke mit den Engeln tanzen.

    Gott segne die Armen,
    Gott segne die Kranken
    Und segne unsere menschliche Rasse.
    Gott segne unsere Speisen,
    Gott segne unsere Getränke,
    Alle Häuser, o Gott, umarme.

    Auch wenn Brigids Herrschaft nach römischen Maßstäben vollkom-
    men unorthodox war, ist anhand der Geschichten über sie leicht zu erkennen, wie der christliche Glaube die Kriegergesellschaft beein-druckte: Er war stark genug, um einem Tyrannen das Schwert zu
    entwinden, einen König aus dem Konzept zu bringen und den Macht-
    losen Macht zu schenken. Es wäre übertrieben zu behaupten, daß
    Frauen in der irischen Gesellschaft gleichberechtigt waren; doch ihre größere Präsenz gewährleistete eine stärkere Orientierung auf körperliche Annehmlichkeiten (»ein reinliches Haus, ein helles Feuer und ein 150
    Sessel ohne Sorgen« gehörten zu den vielen Requisiten der klösterlichen Gastfreundschaft) und auf Intimität (Ita, eine eremitische Klostergründerin aus dem sechsten Jahrhundert, soll das Privileg genossen haben, das Christuskind an ihren jüngfräulichen Brüsten zu
    stillen). Diese größere weibliche Präsenz hat auch das religiöse Leben in Irland vielfältiger gemacht, so vielfältig, daß es die Römer verärgert hätte, hätten sie davon erfahren. Und noch verärgerter wären sie
    gewesen, hätten sie von den weitreichenden Aktivitäten der Hohen
    Äbtissinnen gewußt, deren Hände heilende Kräfte besaßen, die die
    Beichte abnahmen, Kleriker einberiefen und womöglich sogar Messen abhielten.
    Solche Vorgänge schockieren die eher scheinheiligen Orthodoxen,
    obwohl sie so weit zurückliegen, immer noch. In The Old Life of Brigid wird behauptet, Brigid sei »aus Versehen« zum Bischof ernannt
    worden. Eine andere Biographie, im siebten Jahrhundert von dem
    gezierten Cogitosus geschrieben, der offensichtlich versucht, sich bei seinem Oberhaupt beliebt zu machen, läßt diese Information ganz
    unter den Tisch fallen. Doch man erkennt zwischen den Zeilen, daß Cogitosus von der alten Geschichte wußte und sie absichtlich wegließ, denn er berichtet von Brigids Predigten – einer apostolischen oder priesterlichen Handlung – und davon, daß Brigid »im Geschäft Gottes ihren pastoralen Weg« geht. In dieser Einführung gibt er praktisch zu, daß sie eine Bischöfin war. Wir wissen mit Sicherheit, daß Brigid und ihre nachfolgenden Äbtissinnen einen Bischof hatten, der zu ihnen sprach; und wir wissen auch, daß zu dieser Zeit in Teilen von Gallien die Diakone und nicht nur Priester und Bischöfe die Messe lasen. Ein weiblicher Bischof mag also nicht so einzigartiggewesen sein wie heute.
    Der Respekt vor den Unterschieden war in den Gesetzbüchern der
    irischen Klöster festgeschrieben. »Unterschiedlich ist das Wesen

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