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Wie die Madonna auf den Mond kam

Wie die Madonna auf den Mond kam

Titel: Wie die Madonna auf den Mond kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Bauerdick
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an. Er inhalierte tief und bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Ihr habt in einem Kronauburger Geschäft ein Rotlichtlabor und optische Geräte gekauft. Wo sind die?«
    »Nicht gekauft. Getauscht«, rief Ilja. »Gegen einen guten Fernseher. Loewe Optalux aus Deutschland. Wisst ihr, was so ein Gerät wert ist?«
    »Wo verdammt noch mal ist das Fotolabor jetzt?« Raducanu schwitzte vor Wut.
    »Fragst du das im Ernst?«, erwiderte ich gelassen. »Eure Kollegen waren doch schon vor vierzehn Tagen hier und haben alles beschlagnahmt. Wenn alles rechtens ist, das haben sie versprochen, sollten wir die Sachen zurückbekommen. Darauf warten wir.«
    »Was? Was für Kollegen? «, stammelte Cartarescu.
    »Bei euch weiß die linke Hand wohl nicht, was die rechte tut«, sagte ich. »Zwei Majore von der Sicherheit waren hier.«
    »Und Heinrich Hofmann«, warf Ilja ein. »Aber der hatte mit der Beschlagnahmung nichts zu tun.«
    Restlos perplex rieb sich Lupu Raducanu die Schläfen.
    Offenbar wusste er vor lauter Fragen nicht, welche er zuerst loswerden sollte. »Also noch mal: Zwei Majore von der Sicherheit waren hier. Das kann nicht sein. Das wüsste ich.«
    Ich setzte eine ratlose Unschuldsmiene auf. »Aber sie waren hier. Und sie hatten Heinrich Hofmann dabei.«
    »Der hatte anscheinend noch etwas in seinem alten Haus zu tun, weil ... « Raducanu schnitt Großvater das Wort ab. »Zu Hofmann kommen wir später. Diese zwei Männer. Wann waren die hier, und was wollten die genau?«
    »Das fragen wir uns auch schon die ganze Zeit«, antwortete ich. »Wir hatten doch zuerst gar keine Ahnung, dass die von der Sicherheit sind. Wir dachten, das sind Kollektivierer. Wegen der anstehenden Enteignungen.«
    »Hier haben sie gesessen! « Ilja zeigte auf einen der Tische in der Schankstube. »Meine Schwiegertochter hat ihnen sogar Kaffee gebracht.«
    »Nicht mal ein Wort des Dankes hatten sie übrig«, zischte Kathalina.
    Ich sprach weiter. »Mich fragten sie, ob ich Heinrich Hofmanns Sohn Fritz kenne. Wie kann man mir nur so eine dämliche Frage stellen? Ich habe acht Jahre neben Fritz in der Schule gesessen! Und ob ich noch immer Kontakt zu Fritz habe. Wie denn? Der lebt seit Jahren in Deutschland und ist bestimmt für jeden Tag dankbar, den er nicht in diesem langweiligen Kaff verbringen muss. Ob ich mich auch für Fotografie begeistere, wollten die Kerle plötzlich wissen. Ja, natürlich. Seit mir damals Herr Hofmanns Assistentin im Labor gezeigt hat, wie eine Dunkelkammer funktioniert. Ich bin sogar mit den beiden Sicherheitsleuten in unser Warenlager gegangen. Und ich zeige denen auch noch stolz aIl die Geräte, die wir bei Gheorghe Gherghel gegen den Fernseher getauscht haben. Und wisst ihr, was einer von den beiden zu mir sagte?«
    »Ich bin ganz Ohr«, antwortete Raducanu.
    »> Die Geräte reichen für eine Verhaftung! Ich dachte, die spinnen. Ich hatte das Zeug ja noch nicht mal ausgepackt. Doch die Kerle erklärten, die Sachen seien illegal erworben.« »Aber alles war legalamente. Oder ist nach den Statuten des Sozialismus das Tauschen verboten?« Raducanu überhörte Dimitrus Einwurf. Er richtete sich an Kathalina.
    »Diese beiden Männer, angeblich von einer staatlichen Behörde. Wie sahen die aus?«
    »Mein Gott, wie sahen die aus? Wie Männer aus der Stadt.
    Einer trug eine feine Jacke, meliert, sehr guter Stoff. Der größere von den beiden einen braunen Ledermantel. Obwohl es sehr warm war. Der war bestimmt einen ganzen Kopf größer als sein Kollege mit der Brille. Wenn Sie mich fragen, der Brillenträger sah irgendwie gebildet aus. Nicht wie diese Grobiane von der staatlichen Miliz.«
    »Der mit Brille wirkte wie ein Politiker«, warf ich ein. »Oder wie ein Arzt.«
    »Ein Arzt mit Brille?« Raducanu horchte auf, zog einen Schreibblock hervor und machte sich Notizen. An dem Ringfinger seiner rechten Hand steckte ein goldener Ehering. »Haben sich die Männer mit Namen vorgestellt?«
    »Nein. Aber der Lange«, erklärt Kathalina, »war sehr auffällig. Mit Schnauzbart. Anfang vierzig, denke ich mal.«
    »Und er hatte eine Warze auf der Wange«, ergänzte ich. »Rechts. Nein, links. Von mir aus gesehen links.«

»Ein dickes Ding«, bemerkte Dimitru.
    Kathalina schüttelte den Kopf. »Das war keine Warze, das war ein Muttermal. Aber auffällig war es schon.«
    Der Major notierte weiter. Er schien ruhiger zu werden. »Was wollte der Fotograf Hofmann hier?« Raducanu sprach Großvater Ilja direkt an.
    »Ich weiß nicht. Der war

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