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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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gerade Lebensmittel in einen Einkaufswagen. Sie schien wahnsinnige Angst zu haben.
    » Stehen bleiben!«, schrie sie eine Frau an, die am Eingang stand. » Nicht reinkommen, bleiben Sie da!« Die Frau sah aus, als hätte sie grässliche Schmerzen– sie stöhnte und rang nach Luft, dabei schwankte sie, und ihre Hände baumelten leblos an ihren Seiten.
    » Was hat sie denn?«, wisperte Cortez.
    » Hier.« Die Kassiererin schob den Wagen auf die Frau zu. Klappernd rollte er ein Stück geradeaus, beschrieb dann einen Bogen und rammte einen Ständer mit Kuchenmischungen, sodass mehrere Schachteln auf den Boden polterten. » Nehmen Sie die Sachen und verschwinden Sie!«
    Mit großer Anstrengung bewegte sich die Frau schlurfend vorwärts, machte einen Schritt auf den Einkaufswagen zu, dann einen zweiten. Es war ein furchtbarer Anblick. Vor Schmerz biss sie die Zähne zusammen, ihre Wangen glänzten feucht. Sie klammerte sich am Wagen fest und stützte sich darauf, während sie ihn ganz langsam zur Tür ruckelte.
    Cortez sprintete los, um die Tür für sie aufzuschieben.
    » Sind Sie verrückt?«, kreischte die Kassiererin. » Bleiben Sie weg von der Frau!« Cortez’ Sportschuhe quietschten auf dem Linoleumboden, als er stoppte.
    » Was fehlt ihr denn?«, fragte er.
    » Raus hier, sonst hole ich die Polizei.«
    » Gut, wir gehen ja schon«, sagte ich. » Aber wir brauchen diese Sachen hier.« Es war nicht mal die Hälfte von dem, was auf unserer Einkaufsliste stand. » Wir möchten erst noch bezahlen.«
    » Zwanzig Dollar. Legen Sie das Geld hin und verschwinden Sie«, sagte die Kassiererin, ohne auch nur einen Blick in unseren Wagen zu werfen, den Jim an ihr vorbeischob. Cortez zog einen Zwanzig-Dollar-Schein aus der Hosentasche und ließ ihn auf das Warenband fallen. Die junge Frau schaute zur Seite weg, Tränen in den Augen, und biss sich auf die Unterlippe.
    Unsere Sippe ruhte sich im Schatten eines Dollar Stores aus.
    » Wir müssen hier weg!«, rief Cortez, der vor Jim und mir bei den anderen ankam. » Hier gibt’s ein Virus. Eine Frau ist reingekommen, die sah wie ein Zombie aus–«
    » Ihr dreckigen Zigeuner! Ihr seid an allem schuld!« Ein langhaariger magerer Mann mit der Flagge der Konföderierten auf seinem T-Shirt bog um die Ecke des Gebäudes. Er kam vom vorderen Parkplatz her und hatte den gleichen furchtbaren, schlenkernden Gang und das gleiche schmerzverzerrte Gesicht wie die Frau im Supermarkt. In der Hand hielt er eine Pistole. Als er sie hob, machte ich mir fast in die Hose. Seine Hand zitterte bedrohlich. Irgendjemand schrie.
    » Ich bring euch alle um. Bis auf den letzten verdammten…«
    Die Pistole entglitt seinem gummiweichen Griff und fiel scheppernd auf den Asphalt. Frustriert schrie er auf und schaute uns dabei so böse an, als wären wir Teufel. Als er sich bückte, um seine Waffe wieder aufzuheben, brach er zusammen. Fluchend, mit blutig aufgeschürfter Nase und Wange, lag er auf dem Boden.
    Wir rannten los. Carrie war in Vidalia aufgewachsen und führte uns hinter dem Dollar Store durch ein kleines Wäldchen in eine Siedlung; ein paar Straßen weiter gab es Bahngleise, auf denen wir rasch außer Sichtweite gelangen würden.
    » Was war das denn?«, fragte Jeannie.
    » Sie sind wie Zombies«, sagte Cortez. » Sie bewegen sich genau wie die Zombies in einem George-Romero-Film.«
    » Es ist irgendeine neurologische Krankheit«, erklärte Jim. » Aber eine hoch ansteckende neurologische Krankheit? Sowas habe ich noch nie gehört.«
    Durch das geöffnete Fenster eines kleinen gelben Hauses hörten wir Geschrei. Es waren Schmerzensschreie– ein besinnungsloses lautes Heulen.
    » Hier entlang.« Carrie kürzte zwischen zwei Häusern hindurch ab. Unkraut zerrte an unseren Hosen, während wir mit unserem Gepäck auf dem Rücken davonrannten; Colin und Jeannie auf den Fahrrädern bildeten das Schlusslicht.
    Wir gelangten zu einem kleinen Park, in dem ein Dutzend Menschen arbeiteten. Sie trugen weiße Masken und Handschuhe und legten in Tücher gewickelte Leichen in ein frisch ausgehobenes Loch. So schnell wir konnten rannten wir quer durch den Park an ihnen vorbei.
    » Zigeuner!«, rief jemand. Schüsse krachten. Ich hörte das Schwirren eines Querschlägers, dieses Geräusch, das man immer in Filmen hört. Eine Straße weiter stießen wir endlich auf die Eisenbahnschienen. Wir rannten an den Gleisen entlang in den Wald. Als wir uns umschauten, konnten wir keine Verfolger entdecken, trotzdem liefen

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