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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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seufzte durch die Nase. Er betrachtete die verbrannte Erde, fixierte eine verkohlte Stelle, dann noch eine und eine weitere. » Scheiße«, sagte er schließlich. » Du hast recht. Ich habe nur an mich selbst gedacht.« Er nickte angespannt. » Gut, wenn ihr das wirklich wollt, begleite ich euch, aber anschließend gehe ich dann nach Savannah.«
    » Wir kommen nicht mit«, sagte Jean Paul. Es sollte anscheinend bedauernd klingen, aber es hörte sich vor allem ärgerlich an. » Wir wollen nach Savannah zurück.«
    Protest wurde laut, alle baten Sophia und Jean Paul, doch bei der Sippe zu bleiben. Jeannie flehte fast, woraufhin Sophia anfing zu weinen, doch sie waren nicht von ihrem Entschluss abzubringen.
    Mir war aufgefallen, dass Jean Paul und Sophia ein Stück weit von uns anderen entfernt gestanden hatten, dass sie sich demonstrativ von uns getrennt hatten, während wir beratschlagten. Sie hatten auch bei unserer fröhlichen Zitiererei aus dem Zauberer von Oz nicht mitgemacht oder jedenfalls nur müde gelächelt. Ich hatte den Verdacht, dass sie mich los sein wollten und uns deswegen verließen, und nicht, weil sie lieber nach Savannah gehen wollten als nach Athens.
    Cortez hielt Jean Paul das Sturmgewehr hin, doch der winkte ab. Sie verabschiedeten sich. Sophia umarmte Colin und Jeannie. Mir nickte sie nur zu, dabei murmelte sie etwas wie » Mach’s gut.« Ich murmelte etwas Ähnliches zurück.
    Während wir uns voneinander entfernten, ertappte ich Sophia einmal dabei, wie sie sich umdrehte. Der Schmerz in ihren geschwollenen roten Augen erschütterte mich. Ich schaute noch mehrmals zurück, beobachtete, wie sie mit der Entfernung schrumpfte, erinnerte mich daran, wie ich sie einmal, in einer anderen Zeit und auf einem anderen Planeten, in einem Kino geküsst hatte und wie mir dabei fast das Herz stehen geblieben war.
    Ich schaute zu Phoebe hinüber, die neben mir ging, und besann mich wieder auf das Gefühl, das ich vorhin gehabt hatte– es war sehr real und frisch. Als ich mir ausmalte, wie Colin und Jeannie im verrückten Athens verschwanden, war das, als würde etwas aus mir herausgerissen, ein lebenswichtiges Organ oder einer meiner Sinne, sodass ich mit einer Behinderung zurückblieb. Mir vorzustellen, wie Cortez in den Bambusdschungel davontrottete, war dagegen leichter, denn Cortez war dort zu Hause. Er war eine Katze, er war für dieses wilde Leben geschaffen. Ihn zu verlieren würde sein, als würde ich meinen großen Bruder verlieren, einen Mann, zu dem ich aufschaute, einen Menschen, der dafür sorgte, dass die Monster im Schrank blieben.
    Dass Phoebe wegging, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ich konnte mir nicht ausmalen, wie sie im Bambus verschwand, wie ihre weiße Strickjacke immer undeutlicher wurde, bis sie ganz im Grün der Stängel unterging. Dafür reichte meine Fantasie einfach nicht, und das erschreckte mich.
    Etwas in mir brach auf. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich schaute nach rechts, damit Phoebe es nicht sah, falls sie zufällig zu mir herschauen sollte. Es war so schön, neben ihr zu gehen. Am liebsten hätte ich nach ihrer Hand gegriffen, aber ich war unsicher, wie sie darauf reagieren würde.
    Als die ersten Sonnenstrahlen auf die verbrannte Landschaft fielen, begann sich im Boden unter uns etwas zu regen. Hier und da schoben sich grüne Knubbel aus der Erde. Wahrscheinlich würde der Bambus Wochen brauchen, um sich komplett zu erneuern, aber er wuchs bereits unaufhaltsam. Diese idiotischen Wissenschaftler hatten ganze Arbeit geleistet.
    Ich sah Phoebe wieder an, und diesmal erwiderte sie meinen Blick. » Was ist?«, fragte sie.
    Ich berührte ihren Ellbogen und bedeutete ihr, dass ich ein Stück hinter den anderen zurückbleiben wollte.
    » Ich habe gerade daran gedacht, wie schön ich unseren Nachmittag auf der Kirmes fand. Es ist so lange her, dass mir irgendwas Spaß gemacht hat. Wenn wir in eine Stadt kommen, können wir dann eine Weile allein etwas unternehmen? Einfach spazieren gehen, vielleicht ein verlassenes Kino finden und uns die Filmplakate ansehen, oder ein aufgegebenes Eiscafé, wo wir uns über die Namen der Eisbecher lustig machen?«
    » Klar«, sagte Phoebe. Sie sah ein bisschen verwirrt aus, vielleicht auch ein bisschen übermütig.
    » Was ist denn?«, fragte ich.
    » Nichts.«
    » Nun sag schon.«
    Sie lachte los. » Tut mir leid, es ist einfach, dass wir erst vor ein paar Stunden fast in einem Getreidesilo geröstet worden wären, und

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