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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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jetzt könnte ich schwören, dass du mich gerade um ein Date gebeten hast. Stimmt das? Willst du dich mit mir verabreden?«
    » Scheint so.« Ich nickte. » Doch, das möchte ich gern. Der Zeitpunkt ist vielleicht nicht ideal, aber wann wäre wohl ein günstiger Zeitpunkt, wenn man mal darüber nachdenkt? Wenn wir nicht gerade in einem Silo gegrillt werden, stecken wir mitten in einer Schießerei oder hacken uns durch den Bambus oder essen Käfer. Es gibt einfach keine passende Gelegenheit mehr, um eine Frau um ein Date zu bitten.«
    Phoebe wischte sich mit ihrem rußigen Handrücken die Lachtränen aus den Augen. » Ja, ich weiß, was du meinst.«
    » Also, kommst du mit?«
    » Ich habe doch schon Ja gesagt«, sagte sie. » Aber erwarte jetzt bitte keinen Kuss von mir, denn meine Zahnbürste liegt irgendwo auf den Bahnschienen, neben Sir Francis Bacon.«
    » Na schön. Können wir wenigstens Händchen halten?«
    » Meinetwegen.«

10
    Athens
    Herbst 2033
    (DreiTagesp ‰ ter)
    Wir schlängelten uns durch den Bambus, bis wir zu einer dieser rätselhaften paradiesischen Lichtungen kamen, wo wir Hand in Hand nebeneinander gehen konnten.
    » Eine Spottdrossel.« Phoebe hob den Kopf, um nach dem Vogel zu suchen.
    » Du kennst dich mit Vogelstimmen aus?«
    » Bloß mit Spottdrosseln, weil man sie leicht erkennt. Sie lernen Lieder von anderen Vögeln und singen sie dann alle hintereinander. Hör mal.«
    Wir horchten. Der Vogel flötete eindeutig ein ganzes Repertoire von verschiedenen Liedern. Wir folgten seiner Stimme zu einem kleinen Häuschen an einer Schotterstraße und gingen die Einfahrt hinauf, um ihn zu entdecken.
    » Spottdrosseln haben weiße Flecken auf den Flügeln«, erklärte Phoebe und blieb abrupt stehen.
    Der Vogel saß hinten im Garten auf einer Ulme. An einem niedrigen Ast des Baumes hingen ein Mann und eine Frau. Neben ihnen stand ein Picknicktisch. Die Frau drehte sich langsam, in einem nicht wahrnehmbaren Luftzug; das Seil knarrte. Sie mochten etwa eine Woche tot sein.
    Die Spottdrossel ließ sich in ihrem Gesang nicht stören.
    Wortlos drehten wir uns um und gingen weiter. Phoebe und ich vermieden es, über schlimme Dinge zu sprechen, aber das ist nicht einfach, wenn Leichen an den Bäumen hängen, insbesondere, wenn man seit zwei Tagen nur Wildkräuter und Insekten gegessen hat und auch in den vergangenen Wochen nichts anderes, außer vielleicht mal einen Vogel oder ein Eichhörnchen.
    In der winzigen Ladenzeile, die Elbertons Stadtzentrum bildete, befand sich weder ein Kino noch eine Eisdiele. Allerdings gab es einen Friseursalon namens Shear Perfection, ein Restaurant mit Namen Kountry Kooking und ein paar Läden, die offensichtlich schon lange leer standen.
    » Und als was hast du im Softball-Team an der Highschool gespielt?«, fragte ich und legte Phoebe den Arm um die Taille.
    » Auf der dritten Base«, sagte sie. Sie lehnte sich ein wenig an mich und ließ zu, dass ihre Hüfte gegen meine drückte.
    » Das war bestimmt richtig, bei deinem kräftigen Wurf. Mir fehlt der Sport. Ich hoffe, dass es irgendwann mal wieder Profi-Baseball gibt.«
    » Mir fehlen neue Dinge. Gegenstände, die in Folie eingeschweißt sind und diesen nagelneuen Geruch haben.«
    Aber was uns beiden wirklich fehlte, war Nahrung. Ich fragte mich, wie ich dieses Zusammensein mit Phoebe erleben würde, wenn ich nicht so hungrig wäre. Bestimmt würde ich schweben, würde vor Verliebtheit Schmetterlinge im Bauch spüren. Aber mein Bauch war so leer, dass darin kein Schmetterling überleben konnte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass alle meine Sinne geschärft waren. Mit einer Gewissheit wie nie zuvor spürte ich, dass ich an Phoebes Seite gehörte.
    » Das hier läuft doch richtig gut, wenn man so überlegt. Findest du nicht?«, fragte ich.
    » Kann mich nicht beklagen. Das beste Date, das ich hatte, seit du mich damals zum Tankstellen-Shop mitgenommen hast. Aber wir sollten allmählich umkehren. Es wird bald dunkel.«
    Wir kamen wieder am Kountry Kooking vorbei. Auf der einen Seite des Schildes war ein zur Hälfte geschälter Maiskolben aufgemalt, auf der anderen ein überglückliches Schwein.
    Vor uns schob sich ein wandelndes Gerippe, das sowohl ein Mann als auch eine Frau sein konnte, aus dem Bambus auf die Lichtung und überquerte die Straße. Zwei ausgehungerte Kinder schlichen mit verzweifeltem Blick hinterher. Als sie auf der anderen Straßenseite im Bambus verschwanden, schaute das kleinere Kind zu uns herüber. Man

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